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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum
Autoren: Larry Niven
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Steigung hinauf. Es war eine Lockerungsübung, keine Anstrengung bei der geringen Schwerkraft. Ich konnte fast so hoch springen wie auf dem Mond, ohne Angst haben zu müssen, daß ein scharfer Stein mir den Anzug zerriß. Das war alles gepreßter Schnee mit Vakuum zwischen den Flocken.
    Meine Phantasie begann wieder zu arbeiten, als ich den Gipfel erreichte. Schwärze war um mich her; die Welt war Schwärze mit Kälte. Ich schaltete das Licht aus, und die Welt verschwand.
    Ich drückte auf einen Auslöser seitlich am Helm, und mein Helm schob mir das Mundstück einer Pfeife zwischen die Lippen. Der Luftreiniger saugte den ausgeatmeten Rauch unter meinem Kinn ab. Sie fabrizierten großartige Raumanzüge heutzutage. Ich saß und rauchte, wartete, erschauerte im Wissen um die Kälte. Schließlich merkte ich, daß ich schwitzte. Der Anzug war fast zu gut isoliert.
    Unser Ionen-Antrieb kam über den Horizont, ein gleißender, sich rasch bewegender Stern. Er verschwand, als er in den Schatten des Planeten eintauchte. Die Zeit verging. Die Füllung in meiner Pfeife war ausgebrannt, und ich verstaute sie wieder.
    »Versuch es mit dem Licht«, sagte Eric.
    Ich stand auf und stellte das Fernlicht ein. Der Kegel reichte eine Meile weit. Eine märchenhaft weiße Landschaft wurde lebendig, ein Wintermärchen-Wunderland in Reinkultur. Ich drehte eine langsame Pirouette, schaute, schaute… und sah es.
    Selbst aus der Nähe glich es einem Schatten. Zugleich sah es wie eine sehr flache, monströs große Amöbe aus. Oder wie eine Ölpfütze, die über Eis rinnt. Es lief hügelan, floß langsam und angestrengt an der Flanke eines Stickstoffberges empor, versuchte verzweifelt dem sengenden Licht meiner Lampe zu entkommen. »Den Kollektor!« befahl Eric. Ich hob den Kollektor über den Kopf und richtete ihn wie ein Teleskop auf das flüchtende Rätsel, so daß Eric es im Sucher des Kollektors anpeilen konnte. Der Kollektor spuckte an beiden Enden Feuer und sprang mir aus den Händen. Eric übernahm jetzt die Leitung. Nach einem Moment fragte ich: »Soll ich zurückkommen?«
    »Keinesfalls. Bleib, wo du bist. Ich kann den Kollektor nicht zum Schiff zurückbringen! Du mußt warten und ihn zurücktragen.«
    Die Schattenpfütze glitt über den Hügelkamm.
    Die Flamme der Kollektor-Rakete verfolgte sie, stieg hoch, wurde kleiner. Sie tauchte hinter den Hügelkamm. Eine Sekunde später hörte ich Eric murmeln: »Habe es.« Die helle Flamme erschien wieder über dem Hügel, stieg hoch und kurvte dann auf mich zu.
    Als das Ding dann an zwei seitlichen Raketen vor mir schwebte, packte ich es beim Schwanz und trug es nach Hause.
     
     
    »Nein, kein Problem«, sagte Eric. »Ich benutze nur den Löffel, um ihm eine Probe aus der Flanke zu entnehmen, wenn ich mich so ausdrücken darf. Ich habe ungefähr zehn Kubikzentimeter von diesem seltsamen Fleisch mitgenommen.«
    »Gut«, sagte ich, während ich den Kollektor vorsichtig in einer Hand trug. Ich stieg die’ Landestütze zur Luftschleuse hinauf. Eric ließ mich ein.
    Ich schälte mich in dem gesegneten künstlichen Licht des Schiffstages aus dem froststarren Anzug.
    »Okay«, sagte Eric, »bring es hinauf ins Labor. Und faß es nicht an.«
    Eric kann einem fürchterlich auf die Nerven gehen. »Ich habe auch ein Gehirn«, fauchte ich, »obwohl du es nicht sehen kannst.« Ich kann auch gemein werden.
    Dröhnendes Schweigen, während wir beide uns eine Entschuldigung auszudenken versuchten. Eric kam zuerst darauf. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Mir auch.« Ich zog den Kollektor auf einer Karre zum Labor.
    Er dirigierte mich, als ich dort anlangte. »Leg das ganze Paket in die Öffnung dort, mit den Backen voran. Nein, noch nicht schließen. Dreh das Ding, bis die Markierungen sich mit dem Linienmuster auf dem Kollektor decken. Okay, Howie, von hier ab übernehme ich…« Ich hörte ein knatterndes Geräusch hinter der kleinen Tür. »Ich muß warten, bis das Labor kühl genug ist. Mach dir inzwischen einen Kaffee.«
    »Ich würde mich lieber um deine Wartung kümmern.«
    »Okay, gut. Geh und öle meine Prothesen.«
    »›Prothesen‹« – das war gelungen. Der Ausdruck stammte von mir. Ich drückte den Knopf für Kaffee, damit er fertig war, wenn ich von der Wartung zurückkam, und öffnete die große Tür an der Stirnwand der Kabine. Eric hatte eine große Ähnlichkeit mit einer Druckschaltung, abgesehen von der grauen Masse, die darauf saß. Das war sein Gehirn. In allen Richtungen verzweigten
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