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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition)
Autoren: Stephen Fry
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was gibt’s denn, mein Süßer?«
    »
Bist du das?
«
    »Von Kopf bis Fuß.«
    »
Kann ich dich mal was fragen?
«
    »Was du willst, Schnuffelchen. Jederzeit.«
    »
Bist du schwul?
«
    »Ach du liebe Zeit, diesmal ist er aber wirklich hinüber.«
    »Halt die Klappe, Jamie. Ja, Puppy. Schwul bis auf die Knochen, danke der Nachfrage.«
    »
Gott sei Dank.
«
    »Eddie, ich schwör’s dir: Wenn du jetzt seinen Zustand ausnutzt …«
    »Pst. Guck mal, er ist weggepennt. Absolut weggetreten, das arme Hascherl.«
    »Herrjemineh. Na, dann versuch ich wohl besser, ihn nach Hause zu bringen.«
    »Wir
beide
bringen ihn. Danke, daß du mich so lieb um Hilfe bittest.«
    »Willst du damit sagen, du traust mir nicht?«
    »Das hab ich nicht gesagt, aber ich kann’s gerne nachholen.«
     
    »Morgen, Bill.«
    »Morgen, Mr. Young, Sir.«
    »Da liegt ein Brief in meinem Postfach, der an Professor Zuckermann adressiert ist.«
    »Ach, den können Sie mir geben, Sir. Ich sorge schon dafür, daß er ihn bekommt.«
    »Nein, schon gut. Ich muß sowieso bei ihm vorbei. Dann nehm ich seine restliche Post gleich mit.«
    »Das ist nett von Ihnen, Sir.«
    »Ja, nicht wahr? Richtig nett.«
    Ich lief quer über den Rasen, weil es mir Sakko wie Beinkleid war, ob ich dazu nun befugt war oder nicht.
    Im ersten Stock flog ein Fensterflügel auf, und zwei Stimmen zwitscherten auf mich herab.
    »Sieh mal einer guck.«
    »Da ist aber einer fröhlich.«
    »Sollte man nach der letzten Nacht gar nicht erwarten.«
    »Hi, Jungs«, sagte ich und winkte hinauf. »Klasse Fete gestern abend.«
    »Als könnte er sich an das kleinste Fitzelchen erinnern.«
    »Hat einer von euch mich nach Hause und ins Bett gebracht?«
    »Wir
beide

    »Die Firma dankt. Tut mir leid, daß ich mir dermaßen die Birne zugelötet habe. Man sieht sich.«
    Ich sprang die Treppe zu Leos Wohnung hoch und klopfte stürmisch an die Tür.
    »Herein!«
    Er stand über sein Schachbrett gebeugt, starrte die Aufstellung an und strich sich den Bart. Die blauen Augen sahen leicht überrascht hoch, als ich hereinkam.
    »Professor Zuckermann?«
    »Ja.«
    »Ähm, mein Name ist Young, Michael Young. Wir sind Nachbarn.«
    »Ist Doktor Barmby ausgezogen?«
    »Nein nein, Postfachnachbarn. Young, Zuckermann. Ein alphabetisches Nebeneinander.«
    »Ach so. Verstehe. Natürlich.«
    »Wenn Ihres überläuft, landet die restliche Post bei mir, deswegen dachte ich …«
    »Mein guter Mann, das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich fürchte, ich lasse mein Postfach sträflich verwahrlosen.«
    »Hey, halb so schlimm. Das macht doch nichts.«
    Er nahm den Briefstapel entgegen. Ich sah mich kurz im Zimmer um, registrierte den Laptop, die Holocaust-Literatur und den Schokoladenbecher neben dem Schachbrett.
    »Ich schätze, Sie sind ein Kaffeemensch«, sagte er. »Möchten Sie eine Tasse?«
    »Liebend gern«, sagte ich, »aber ich bin leider etwas in Eile. Hm.« Ich betrachtete das Schachspiel. »Spielen Sie weiß oder schwarz?«
    »Schwarz«, sagte er.
    »Dann verlieren Sie«, sagte ich.
    »Ich spiele fürchterlich schlecht. Von meinen Freunden werde ich längst nicht mehr ernstgenommen.«
    »Hey, man kann nicht alles wissen. Ich bin dafür schrecklich schlecht in Physik.«
    »Sie kennen mein Arbeitsgebiet?« fragte er überrascht.
    »Ins Blaue geraten.«
    »Und was hören Sie?«
    Ich lächelte. »Ich weiß, daß ich blutjung aussehe, aber ich schließe gerade meine Dissertation ab. In Geschichte.«
    »Geschichte? Tatsächlich? Welche Epoche?«
    »Och, keine bestimmte.«
    Er warf mir einen Blick zu, als befürchte er, ich wolle ihn veralbern.
    »Sie werden mich für unverschämt halten«, sagte ich, »aber darf ich Ihnen einen Rat geben? Es gibt da etwas, wovon Sie die Finger lassen sollten.«
    »Wie bitte?« Leo zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Wovon soll ich die Finger lassen?«
    Ich sah ihm in die leuchtend blauen Augen … nein, dachte ich. Nicht von Angesicht zu Angesicht. Nicht noch einmal. Vielleicht eines Tages per Brief. Genau, ich würde ihm einen anonymen Brief schicken.
    »Schlagen Sie den Bauern«, sagte ich und zeigte auf das Schachbrett. »Sonst werden Sie gleichzeitig vom Springer angegriffen und verlieren beim Tausch. Und entschuldigen Sie bitte die Störung. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.«
     
    Ich schob das Fahrrad durch das Pißgäßchen zur King’s Parade. Mir war morgens aufgefallen, daß ich praktisch keine Lebensmittel mehr im Haus hatte.
    »Ach, eins hab ich noch
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