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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies
Autoren: Katie Fforde
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auf ganz magere Frauen. Richtige Männer stehen auf Fleisch.«
    »Simon hat mein Fleisch noch nicht gesehen. Zumindest nicht diesen Teil davon.«
    »Was?« Vivian kreischte vor Erstaunen und Entsetzen. »Du meinst, du hast noch nicht mit ihm geschlafen? Aber ihr seid seit mehr als sechs Monaten zusammen!«
    Fleur schluckte, offensichtlich unentschieden, welche von beiden Möglichkeiten die unheimlichere war: dass ihre Mutter überhaupt Sex hatte oder der Gedanke, dass eine Frau so lange mit einem Mann zusammen sein konnte, ohne mit ihm zu schlafen.
    »Ich weiß, aber Simon ist sehr rücksichtsvoll und drängt mich nicht.«
    »Das ist nicht Rücksicht! Das ist unterentwickelter Geschlechtstrieb!« Vivian, die eine ganze Kolonne von Ringen ihrer Exverlobten an der rechten Hand trug, war anerkanntermaßen die Expertin auf diesem Gebiet.
    »Nein, das ist es nicht. Es liegt an mir. Es fällt mir einfach schwer, mir vorzustellen, mit einem anderen Mann zu schlafen.«
    »Was meinst du mit einem ›anderen Mann‹?«, fragte Fleur brutal. »Dad ist seit Jahren tot!«
    »Du meinst, es hat seit Marcs Tod niemanden mehr gegeben?«
    Nel schüttelte den Kopf. Sie war älter als die beiden anderen: Warum kam sie sich plötzlich so naiv vor?
    »Also, Mum, bei welcher Nummer bist du?«
    »Wovon sprichst du?«
    »Oh je! Von der Zahl der Männer, mit denen du geschlafen hast.«
    »Oh«, murmelte Nel.
    »Hm«, gestand Vivian, »als ich neulich abends nicht schlafen konnte, habe ich versucht, meine Zahl zu ermitteln, und festgestellt, dass ich so weit ohne einen Taschenrechner kaum zählen kann. So schlimm kann es bei dir doch nicht sein.«
    »Hm, nein.« In gewisser Hinsicht war es schlimmer.
    »Also, wie viele waren es? Mehr als die Finger beider Hände?«, bohrte Fleur weiter nach. Jetzt, nachdem sie ihre Mutter als geschlechtliches Wesen akzeptiert hatte, wollte sie Einzelheiten wissen.
    »Du meinst, mehr als zehn? Quatsch.«
    »Dann kannst du sie an den Fingern einer Hand abzählen?«, hakte Vivian nach.
    »Das eigentlich auch nicht.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragten die beiden wie aus einem Mund.
    Nel fand, dass sie ebenso gut das Schlimmste erfahren konnten. »Meine Süßen, ich kann die Männer, mit denen ich geschlafen habe, am Daumen einer Hand abzählen. Ich brauche meine restlichen Finger gar nicht.«
    Die beiden anderen Frauen benötigten einen Augenblick, um zu begreifen, was das bedeutete.
    »Oh, das ist wirklich süß!«, rief Fleur.
    »Das ist ausgesprochen bedenklich«, sagte Vivian. »Und wahrscheinlich ungesund. Du solltest die Situation auf der Stelle korrigieren.«
    »Hm, ich kann ja Simon ausrichten, was du gesagt hast.«
    »Simon ...«, hob Vivian zu sprechen an, und obwohl Fleur ihrer Patentante nicht einmal einen Blick zuwarf, wusste Nel, dass die beiden dasselbe dachten. »Es muss nicht unbedingt Simon sein«, beendete Vivian ihren Satz.
    »Doch, muss es wohl! Wir sind schließlich zusammen! Mit wem soll ich denn sonst schlafen?«
    »Wie wär’s mit dem Mann, der dich auf dem Markt geküsst hat?«, sagte Fleur.
    Nel errötete. Genau derselbe Gedanke war auch ihr durch den Kopf geschossen. »Unmöglich. Ich kann unmöglich mit jemandem schlafen, mit dem ich keine feste Bindung habe.«
    »Oder auf den du so scharf bist, dass du ihm am liebsten die Kleider vom Leib reißen würdest«, sagte Vivian.
    »Ich bin nicht scharf auf Männer, jedenfalls nicht so, wie du es bist! Ich brauche Liebe, Bindung, Zeit, all diese Dinge. Außerdem«, fügte sie hinzu und fragte sich, ob sie jemals wieder echte Leidenschaft empfinden würde, »außerdem werde ich niemandem meine Kartoffelbreischenkel zeigen. Sobald mein potenzieller Partner sie zu Gesicht bekäme, würde er sich höflich entschuldigen und verschwinden.«
    »Unsinn! Die körperliche Erscheinung ist nur ein Teil davon«, widersprach Vivian. »Lass dich endlich flachlegen, Mädchen!«
    »Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich dich als Patentante für meine Tochter ausgesucht habe.«
    »Ehrlich, Mum, sie hat Recht. Die Leute nehmen den Sex viel zu ernst.«
    Nels Mutterherz krampfte sich zusammen. »Ich hoffe, du nimmst ihn ernst, Liebes.«
    »Fang bloß nicht davon an! Ich weiß alles über sexuell übertragbare Krankheiten und dergleichen mehr. Und ich habe noch nicht mit Jamie geschlafen, also krieg dich wieder ein.«
    Nel, der es ausgesprochen schwer fiel, zu akzeptieren, dass ihre Tochter keine Jungfrau mehr war und bereits eine höhere »Zahl«
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