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Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006
Autoren: Robert Gernhardt
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hört!
    wie's ihr gefallen hat.
    Seit dieser Nacht da lief sie
    stets Fürst Trubetzkoy nach.
    Doch wie sie's auch versuchte,
    sie kam nicht ins Gemach, nie mehr,
    kam nie mehr ins Gemach.
    Saß nur noch vor der Türe
    und lauschte weh und bang
    dem seltsam schönen Schnaufen,
    das aus dem Zimmer drang, so süß,
    das aus dem Zimmer drang.
    Wenn drinnen vor dem Spiegel
    wohl an dem Beckenrand
    der Fürst oder der Igel
    eins von den Löchlein fand, wer weiß,
    eins von den Löchlein fand.
    Vielleicht war's auch ganz anders.
    Drum schweig ich lieber still.
    Weil niemand, der darin war,
    etwas verraten will, kein Wort,
    drum bin ich lieber stumm, was soll's?
    drum bin ich endlich still.

Kleine Erlebnisse großer Männer
    Kant
    Eines Tages geschah es Kant,
    daß er keine Worte fand.
    Stundenlang hielt der den Mund,
    und er schwieg nicht ohne Grund.
    Ihm fiel absolut nichts ein,
    drum ließ er das Sprechen sein.
    Erst als man zum Essen rief,
    wurd' er wieder kreativ,
    und er sprach die schönen Worte:
    »Gibt es hinterher noch Torte?«
    Bismarck
    Als Bismarck eines Nachts erwachte,
    da stand ein Hund auf seinem Bett,
    und als er den entgeistert fragte,
    was er auf ihm zu suchen hätt',
    da sprach der Hund, er hab' sich in der Tür,
    es tät' ihm leid, er könne nichts dafür,
    da hab' er sich – und nun schwieg er verwirrt–,
    »Geirrt«, ergänzte Bismarck barsch, »geirrt!«
    Steiner
    Steiner sprach zu Thomas Mann:
    »Zieh dir mal dies Leibchen an!«
    Darauf sagte Mann zu Steiner:
    »Hast du's auch 'ne Nummer kleiner?«
    Kafka sprach zu Rudolf Steiner:
    »Von euch Jungs versteht mich keiner!«
    Darauf sagte Steiner: »Franz,
    ich versteh' dich voll und ganz!«
    Steiner sprach zu Hermann Hesse:
    »Nenn mir sieben Alpenpässe!«
    Darauf fragte Hesse Steiner:
    »Sag mal Rudolf, reicht nicht einer?«

Pomm Fritz
    Ein humoristischer Gedichtzyklus
    1
    Pomm Fritz gab seinen LebensLAUF
    schon um die Mitte vierzig auf.
    Begründend dies sprach er: »Ich steh'
    mehr auf 'nem geruhsamen LebensGEH.«
    2
    Pomm Fritz sammelt RINGELnattern,
    wo er sie nur kann ergattern.
    Dann entfernt er gar nicht pingel-
    ig die ganzen Ringel,
    läßt die Nattern nackend hocken,
    macht aus jenen Ringeln Socken,
    nennt sie RINGELSOCKEN drum
    und verdient sich dumm und krumm.
    3
    Pomm Fritz sieht an einem Brunnen
    einen nachdenklichen HUNNEN.
    Lockend tut das Wasser winken,
    gerne würd' der Hunne trinken,
    doch da ihm der Becher fehlt,
    schweigt das Schlitzaug erst gequält,
    bis er plötzlich lauthals lacht
    und es wie ein Hündchen macht.
    Dann, nach langem Schlappschlappschlapp,
    reitet er gen Osten ab.
    Pomm Fritz jedoch bemerkt als guter Christ:
    »Ein ›HUNNENEINFALL‹, der zu loben ist.«
    4
    Pomm Fritz trat einst einer Fee
    vollrohr auf den großen ZEH.
    Seitdem trägt sie den Fuß, den steifen,
    geschmückt mit einem ZEHBRAstreifen.

Reitergedicht
    »Sag mal, Reiter!« »Ja, was ist?«
    »Wie kommt's, daß du alleine bist?
    Wo ist dein Pferd?«
    »Ja, das ist so…« »Verrat es nur!«
    »Der Gaul macht grad das Abitur -«
    »Auch nicht verkehrt.«

Animalerotica
    Der NASENBÄR sprach zu der Bärin:
    »Ich will dich jetzt was Schönes lehren!«
    Worauf er ihr ins Weiche griff
    und dazu »La Paloma« pfiff.
    Die DÄCHSIN sprach zum Dachsen:
    »Mann, bist du gut gewachsen!«
    Der Dachs, der lächelte verhalten,
    denn er hielt nichts von seiner Alten.
    Der Förster, der grad Möhren dörrte
    und dabei ein Röhren hörte,
    sprach: »Wer den HIRSCH beim Röhren stört,
    der eben in den Föhren röhrt,
    dem schlag' ich meine Möhren
    achtkantig um die Ohren.«
    Der BÄR schaut seinen Ziesemann
    nie ohne stille Demut an.
    Der MOPS hat seinen Zeugungstrieb
    ganz schrecklich gern und furchtbar lieb.
    Das Vorspiel nahm den HENGST so mit,
    daß er geschwächt zu Boden glitt.
    Der WAL vollzieht den Liebesakt
    zumeist im Wasser. Und stets nackt.
    Zu Nachtzeit faßt der KORMORAN
    zu gern die Kormoranin an,
    die dieses, wenn auch ungern, duldet,
    da sie ihm zwei Mark fünfzig schuldet.
    Der KRAGENBÄR, der holt sich munter
    einen nach dem andern runter.
    Der PELIKAN steht wie gelähmt,
    nie hat ihn jemand so beschämt,
    wie jener feiste Kolibri,
    der ihn des Pubertierens zieh.
    In Köln, da können sich die DOHLEN
    selbst auf dem Dom ein Liebchen holen.
    Zum Adler sprach die GABELWEIHE,
    daß sie auf seinen Nabel speie,
    nähm' er nicht sofort seinen Schnabel
    aus ihrer frischgekämmten Gabel.
    Im Kurbordell von Königstein
    ist jeden Samstag
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