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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt
Autoren: Robert N. Charrette
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es, und das nicht nur, weil er von irgendeiner Armee irgendwo requiriert worden war. Sheena, die Appaloosa, war das schnellste gepanzerte Fahrzeug auf Rädern. Auf der Straße hieß es, Sahne-Rigger Willie Williams schwöre bei Runs mit hohem Risiko auf Appaloosas, und jetzt verstand Andy auch, warum. Sheena, die mit ihrer maßgeschneiderten Panzerung wie ein Arbeitspferd von einem Lieferwagen aussah und nicht wie das Vollblut-Raubtier, das sie war, hatte ihn alle Kreds gekostet, die er sich mit seinen letzten drei Runs verdient hatte. Aber sie war es wert. Wenn er in Sheenas Armaturen eingestöpselt war, konnte Andy einen kleinen Krieg führen oder auch jeden Verfolger, ganz gleich ob Konzerne oder Bundespolizei, abhängen. Sheena war heiß wie eine Kernschmelze.
    Im Augenblick brauchte er Sheenas Kampfqualitäten nicht. Alle Feuerkraft der wirklichen Welt war in der Matrix einen Drek wert. Im Cyberspace herrschten eigene Gesetze. Aber Andy war dort ebenfalls heiß. Er fing mit Kleinkram an, indem er eine Herde Smartframes vorbereitete und sie dann auf die Medien und öffentlichen Datenbänke losließ. Während sie auf der Jagd waren, stöpselte sich Andy ein und schnüffelte ein wenig in der Datenbank der Bundespolizei. Durch den äußeren IC-Kordon schlüpfte er mit einer Leichtigkeit, die sogar Fastjack beeindruckt hätte. Nicht, daß es so schwierig war, ihn zu durchbrechen. Die Polizei-Com-puter mußten zu viele Daten verarbeiten, um sie alle hinter massiven ICs zu verstecken, und die ICs, welche die eingehenden Berichte und Beschwerden sicherten, waren ein Witz, für Decker von Andys oder Fastjacks Kaliber kaum mehr als kleine Stolpersteine. Andy kopierte jede Datei über Aktivitäten der Halfies und flog zurück auf seinen Sitz an Bord Sheenas, um sich die Dateien dort in aller Ruhe und ohne die Gefahr neugieriger Blicke oder versehentlicher Entdeckung anzusehen. Andy mochte keine Zufallsbegegnungen in der Matrix. Zuviel Ärger und keine auch nur einigermaßen begründete Aussicht auf einen Vorteil.
    Sicher wieder im Bauch des Appaloosa, lud er seine Beute in einen Sortierer. Als die Smartframes zurückkamen, ließ er ihre Funde folgen. Er überwachte die Suche und veränderte die Suchparameter, als sich mögliche rote Fäden herausbildeten. Der Johnson begegnete ihm als Nummer - keine Überraschung -, also hielt Andy nach Verbindungen unter den Zielen der Halfies Ausschau. Dort würden auch Mr. Johnsons Interessen zu finden sein. Andy mußte sie nur erkennen.
    Auf der Liste der Ziele befanden sich auch Freßbu-den, und das widersprach den Interessen der Halfies. Auf der Straße hieß es, daß sie die meisten Läden in den Barrens kontrollierten. Warum sich die eigenen Einkommensquellen beschneiden? Vielleicht aus Gründen der Tarnung. Es gab keinen Zweifel, daß die Hal-fies ihre Späße weitertrieben, aber einige Ziele schien es härter erwischt zu haben als andere. Wie schlimm war es den Freßbuden ergangen? Nicht besonders schlimm. Die Tarnungs-Theorie sah plötzlich gar nicht so übel aus.
    Wer hatte am meisten abbekommen? Eine rasche Sortierung nach der Schadenshöhe ergab eine Liste, an deren Spitze sich viele freie Kliniken und Arztpraxen befanden. Diese Art von Nestbeschmutzung, die gesamte medizinische Versorgung am Ort lahmzulegen, sah den sehr revierbewußten Halfies überhaupt nicht ähnlich. Ein genauerer Blick zeigte, daß die Motorradgang ihre Ziele offenbar nicht ganz zufällig ausgewählt hatte. So war zum Beispiel kein einziges DocWagon-Unternehmen betroffen. Andy roch eine Spur und stöpselte sich ein, um ein paar Hinweisen nachzugehen. Er kam mit der Verbindimg zurück, nach der er gesucht hatte: Alle demolierten Kliniken wurden entweder vom gentechnisch-pharmazeutischen Multi Biotechnics finanziell unterstützt oder unterhielten Programme, die der Konzern finanzierte. Eine rasche Überprüfung der Medien-Datenbänke zeigte, daß Biotechnics-Kliniken in anderen Städten nicht von einer ähnlichen Welle der Verwüstung überrollt worden waren.
    Wodurch unterschieden sich die Kliniken in den Anacostia Barrens von den anderen? Andy wettete, daß Mr. Johnson oder dessen Bosse das wußten. Ein direkter Run auf Biotechnics war jetzt noch nicht angeraten, also suchte sich Andy aufs Geratewohl eine verwüstete Klinik aus und begab sich in ihren Datenbänken auf die Suche nach etwas Ungewöhnlichem. Er fand Aufzeichnungen über drei Testprogramme. In den Datenbänken einer zweiten Klinik fand sich
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