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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt
Autoren: Robert N. Charrette
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auch der Grund dafür war, warum die Gang sich dort verkroch. Worum es sich bei dem Gebäude früher einmal auch gehandelt haben mochte, jedenfalls wies es auf einer Seite zwei Zugangstore für Fahrzeuge auf. Die einzige normale Eingangstür befand sich ebenfalls auf dieser Seite. Andy entschloß sich für die direkte Vorgehensweise und jagte Sheenas Nase durch das fadenscheinige Wellplastik der linken Garagentür. Die Hausmauer würde ihre linke Flanke schützen.
    Kaum waren sie durch die Tür gebrochen, als sich Buckhead bereits mit großem Getöse aus dem Appaloosa stürzte. Feather war leiser, aber nicht weniger emsig. Magische Energie umgab ihre zu Berge stehenden Haare mit einem knisternden Leuchten, vor dem sich jeder erschrecken mußte. Andy taten die aufgescheuchten Halfies - von denen zumindest einer buchstäblich mit heruntergelassener Hose erwischt worden war - fast ein wenig leid.
    Nachdem er Sheena benutzt hatte, um den Unterschlupf der Halfies zu knacken, überließ Andy es gern Buckhead und Feather, sich um die Gangmitglieder zu kümmern. Kampf war einfach nicht sein Ding. Er bezog keine Kicks daraus wie andere Leute. Er würde eingreifen, wenn er mußte, aber er glaubte nicht, daß es nötig sein würde. Er hatte eine gute Truppe, und in diesem frühen Stadium des Runs war es unwahrscheinlich, daß sie auf Gegner stießen, mit denen sie nicht fertig wurden.
    »Wir brauchen jemanden, der redet«, erinnerte Andy sein Team über Sprechfunk. Er bekam keine Bestätigung, aber als sich der Tumult legte, kehrten Buckhead und Feather mit einem Mitglied der Gang zurück.
    »Wir könnten ihn den Bullen übergeben«, schlug Feather vor. Sie neigte dazu, die gesetzestreue Lösung vorzuschlagen. Andy dachte sich, daß sie es nur deshalb tat, damit er wußte, daß es eine gab. »Die Bundesbullen würden sich freuen, ihn zu sehen. Wenn er uns aber verrät, was wir wissen wollen...«
    »Ich verrat' nix«, sagte der Halfie. Die schwarze Pigmentierung seiner oberen Gesichtshälfte verbarg fast sein entschlossenes Stirnrunzeln.
    »Ich kann ihn zum Reden bringen«, sagte Buckhead. Der Ork ließ seine Chromsporne aus den Handgelenksscheiden gleiten, um die Methode zu demonstrieren, die er anzuwenden gedachte. Es war gemein, aber es mochte schnelle Resultate erbringen. Das Leben in den Schatten war nicht nett.
    »Tu es«, sagte Andy, »aber sieh zu, daß er nicht soviel Lärm macht.«
    Der Halfie hatte gewußt, daß er gefährlich lebte, als er Geld angenommen und sich daran gemacht hatte, Läden zu verwüsten und Unschuldige zu verprügeln.
    Buckhead grinste und führte den Halfie ab. Nach exakt zwanzig Minuten kam er mit einer Adresse zurück. Die Adresse gehörte angeblich zu einem Mittelsmann.
    Andy und das Team statteten dem Burschen einen Besuch ab, und der erwies sich als überraschend vernünftig. Gegen ein Honorar - das Andy Mr. Johnson als Spesen in Rechnung stellen würde - bestätigte der Schieber die Geschichte des Halfies, daß sie für einen simplen Schlägerjob angeheuert worden waren. Der Schieber konnte ihm den Auftraggeber nicht nennen, obwohl Andy ihm anbot, das Honorar zu verdoppeln, was der Behauptung des Mannes zusätzliche Glaubwürdigkeit verlieh. Für ein Zusatzhonorar gab ihnen der Schieber einen rätselhaften Hinweis. »Wollt ihr sehen, wer Schatten wirft? Fahrt die Wisconsin rauf und geht sechs Häuser südlich der Kathedrale vor Anker.«
    Sie folgten seinen Anweisungen.
    Andy konnte sich erinnern, daß in dem Gebäude die Büros von Micronetics, einer Saeder-Krupp-Tochter, untergebracht gewesen waren, aber ein pulsierendes Neonschild verkündete, daß es sich mittlerweile um das Eigentum der Vilanni Corporation handelte. Wenn er auf eine derartige Veränderung stieß, mußte er immer daran denken, wie schnell sich die Dinge in der Konzernwelt änderten. Oft war der kometengleiche Aufsteiger von heute der ausgebrannte Verlierer von morgen.
    Der Name Vilanni war ihm nicht neu. Seine und die Wege des Konzerns hatten sich bereits gekreuzt, und er wußte, daß der Konzern so schmierig wie nur was war. Andy glaubte nicht, daß es unter seiner Würde war, Kliniken zu verwüsten, um einem Konkurrenten den Produkttest zu vermasseln. Der Gedanke an das Vermasseln von Testreihen erinnerte ihn an Vinton und den Hängedatei-Run. Die Sache, die gerade in den Barrens ablief, war genau Vintons Stil.
    Doch Andys Eingebung und der Hinweis eines Schiebers, daß Vilanni hinter allem steckte, würden seinem
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