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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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auch noch Fanny eingeschüchtert, daß sie dir meinen Brief gibt, ja? Ich sage
dir, wenn ich entdecke, daß du sie aufgeregt hast, wirst du dir sehr schnell
wünschen, du hättest dich erinnert, mit wem du es zu tun bekommst, wenn du in
dieses Haus hereintobst! Ich jedenfalls bin kein kleines Schulmädel, das
vergeht, wenn du es schief anschaust!»
    «Du bist eine böse Sieben, die sich
in alles einmischt!»
    Ihre Augen blitzten, aber sie
schluckte eine bissige Antwort, kämpfte einen Moment mit sich und sagte
schließlich mit entschlossener Ruhe: «Nein. Das ist nicht der richtige
Augenblick für eine Szene, Rotherham. Wenn du meinen Brief gelesen hast, so ist
das vielleicht sogar sehr gut. Natürlich bist du böse – obwohl Gott allein
weiß, warum du da ausgerechnet mich zu deinem Sündenbock machst! Aber das
macht nichts! Ich halte einen Puff aus. Ivo, was für ein Narr du doch warst! Es
ist deine eigene Schuld, was heute geschehen ist! Laß deine Wut nicht an Gerard
aus! Ich habe ihn nach London zurückgeschickt, nachdem ich ihm derart den Kopf
gewaschen habe, daß er es nicht so bald vergißt, das kann ich dir versichern!»
    «Hast du das, ja? Wie sehr – wie
überaus ich dir dafür verbunden bin! Weiter!»
    «Du bist mir mehr verpflichtet, als
du ahnst! Gerard kannst du ruhig vergessen: Emily ist ebensowenig in ihn
verliebt wie ich! Wärst du vernünftig genug gewesen, nach Bath zu kommen, ohne
deine Ankunft in einem Brief anzukündigen, von dem jeder außer einem kompletten
Idioten gewußt hätte, daß er das Kind um den wenigen Verstand – um den
Verstand bringen mußte –, hätte sie an Gerard nicht einmal gedacht! Sie hat ihn
nur als Mittel benützt, um zu fliehen. Wirklich, Ivo, du hast das Ganze wie
ein wahrer Pferdeschinder behandelt! Ausgerechnet du! Du magst ja das übelste
Temperament unter Gottes Sonne haben, aber daß du die Geduld mit einem
nervösen Jährling verlierst, hab ich an dir noch nie erlebt! Hast du dir denn
nicht denken können, wenn du es Emily spüren läßt, daß sie sich dann genauso
benimmt wie ein Fohlen, dem du die Sporen gibst? Sie hat dich in ihrer
Vorstellung in ein ausgesprochenes Ungeheuer verwandelt – und du hättest sie
dazu bringen können, daß sie dich anbetet! Statt dessen hast du sie verschreckt
– und ich hab verdammt harte Mühe gehabt, den ganzen Weg von Gloucester her,
sie zu überzeugen, daß sie eine Gans war! Ich kann nicht sagen, ob es mir
gelungen ist, aber mehr kann ich nicht tun! Der Rest liegt an dir! Sei sanft zu
ihr, und ich glaube, es kann alles gut werden!»
    «O heiliger Gott!» brachte Rotherham
halberstickt heraus. «Was habe ich je angestellt, daß ich mit einem solchen
Störenfried wie dir geschlagen bin, Serena? Du hast sie also davon überzeugt,
daß ich kein solcher Teufel bin, wie ich sie glauben machte! Ich danke dir! Und
ich habe geglaubt – wenn es wenigstens einen Menschen gibt, auf den ich mich
verlassen kann, der dem kleinen Ding zuredet, mich auf keinen Fall zu
heiraten, dann seist das du! Ich hätte mir doch denken können, daß du mir mit
Fleiß querschießt, wann immer du kannst!»
    «Rotherham!» rief Serena aus und
griff nach einer Stuhllehne. «Willst du mir damit vielleicht sagen – wagst du
mir etwa zu sagen –, daß du Emily absichtlich so verschrecken wolltest, damit
sie dich sitzenläßt?»
    «Natürlich!» sagte er wütend. «Du
hältst mich für klug, wenn ich im Sattel sitze, ja? Da bin ich dir aber sehr
verbunden! Ein Jammer, daß dir das nicht früher eingefallen ist! Guter Gott,
Serena, du kannst doch nicht angenommen haben, daß ich dieses Mädel, das dumm
wie ein Huhn ist, heiraten wollte?»
    «Ja zum Teufel, warum hast du dann
um sie angehalten?» fragte sie.
    «Das hat gerade noch gefehlt!» sagte
er. «Serena, ich könnte dir den verdammten Hals umdrehen!»
    Sie starrte ihn verblüfft an.
«Warum? Wie sollte ich ahnen, daß du verrückt geworden bist? Man könnte rein
denken, es sei meine Schuld, daß du wegen eines hübschen Gesichts den Kopf
verloren hast!»
    «Ich habe den Kopf nur wegen eines
einzigen Gesichtes je verloren, so wahr mir Gott helfe! Meine Fassung, ja –
leider um ein einziges Mal zu oft! Ich habe um Emily angehalten, weil du dich
mit Kirkby verlobt hast! Und wenn du kein Hohlschädel wärst, hättest du das erraten!»
    «Das ist gelogen! Ich habe dir von
meiner Verlobung erst geschrieben, nachdem die Ankündigung der deinen in der Gazette erschienen ist!» sagte sie schnell.
    «Und du
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