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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1]
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hinunterhumpeln, und dann löste sich der Schuss.
    Das Krachen der Schrotflinte hallte durch den Raum, gefolgt vom Lärm zersplitternden Glases.
    Der Rückstoß schleuderte mich nach hinten. Ich landete dort auf dem Boden, wo Zalinskas sich vor Angst zusammenrollte. Nadja und Cardownie waren bereits durch die Tür und auf der Feuertreppe.
    Ich sah Col zum zweiten Mal auf Zalinskas zielen.
    »Nein, Col … leg das hin!«
    »Geh mir aus dem Weg, Gus.«
    »Nein …«
    Während ich darauf wartete, dass der zweite Schuss den Lauf verließ, machte Col plötzlich einen Satz nach vorn, wurde von dem Wolf aus dem Weg gestoßen, der aus seinem zerschmetterten Käfig gesprungen war.
    Die Schrotflinte flog in hohem Bogen durch die Luft, als Col mit dem Gesicht voran auf den Boden krachte. Instinktiv hob ich die Glock, nahm für eine Sekunde den Wolf ins Visier, drückte den Abzug. Die Kugel schlug in die Wand dahinter ein.
    »Nei-i-i-i-i-n«, schrie Zalinskas. Er sprang auf die Füße, und ich sah es rot aufblitzen, wie verschüttete Farbe, als der Wolf sein Maul in seinem Hals vergrub.
    Der Wolf riss und zerrte, zog die Halsschlagadern heraus, zerfetzte das Fleisch. Ich stand da wie gelähmt, konnte den Blick nicht abwenden. Ich spürte, wie mir die Glock aus der Hand glitt.
    Als der zweite Schuss aus der Schrotflinte fiel, kehrte ich schlagartig in die Wirklichkeit zurück.
    »Nein!« Ich drehte mich weg. Col lehnte mit dem Rücken an der Wand, den Gewehrlauf im Mund, die Rückseite seines Kopfes weggeschossen.
    »O Herr im Himmel, Col … nein.«

D as Knurren des Wolfs und das Geräusch zerreißenden Fleisches halfen mir, mich zusammenzunehmen.
    Ich schloss die Türen hinter mir, als ich auf den Balkon hinaustrat, dann stieg ich die Feuertreppe hinab. Auf dem Gelände hinter dem Casino versuchte der Schläger gerade sich durch den Zaun zu zwängen, doch er war viel zu stämmig. Ich zwang ihn, mir Platz zu machen.
    »Beweg dich«, brüllte ich.
    Er schwankte und stürzte, winselte wie ein geschlagener Hund. Ich rannte zur Seitenstraße, verhedderte mich im Brombeergestrüpp, blieb mit den Füßen darin hängen und flog der Länge nach auf die Straße. Als ich mich aufzurichten versuchte, drehte sich mir der Magen um, und ich übergab mich. Ich würgte und würgte, konnte nicht mehr aufhören, und dann sah ich Cardownie und Nadja. Sie stritten sich; Cardownie wollte sie nicht in seinen Wagen steigen lassen.
    Für beide ist es jetzt zu Ende, dachte ich. Dafür werde ich sorgen.
    Ich kam wieder auf die Füße, und als ich auf die George Street einbog, schaffte ich es, den restlichen Mageninhalt dort zu halten, wo er hingehörte. Ich versuchte so viel Abstand wie nur möglich zwischen mich und alles zu bringen, was ich gerade miterlebt hatte, aber meine Beine zitterten.
    Ich taumelte zu einer Bank, ließ mich wie ein Stein darauffallen und rief die Bullen an.
    »Lothian and Borders Police.«
    Ich ließ mich mit Fitz verbinden.
    »Ich begleiche meine Rechnung«, sagte ich.
    »Was? Wer spricht da?«
    Er spielte nur eine Rolle, das wusste ich. »Ein alter Freund. Es gibt da einen Casinobesitzer an der George Street. Sagen wir mal so: Jemand hat einen ordentlichen Happen von ihm genommen.«
    »Und wer wäre dieser Jemand?«
    »Sein Name ist Zalinskas. Ich glaube, er ist polizeibekannt. Sagt man so?«
    »Ja. Ja … aber …«
    »Nein. Nicht mehr, wenn Sie sich beeilen, könnten Sie hinter dem Gebäude einen Augenzeugen finden. Aber Sie sollten vielleicht ein Betäubungsgewehr mitnehmen, andernfalls wird es recht unschön.«
    »Also, jetzt aber …«
    »Leben Sie wohl, Fitz. Ach, und viel Glück für die Beförderung. Vergessen Sie nur nicht, wer Ihre Freunde sind.«
    Ich legte auf.
    Als ich mich wieder in Bewegung setzte, spürte ich langsam die Kraft in meine Beine zurückkehren. Ich schaffte es bis ganz hinunter zur Broughton Street, wo ich in ein Internetcafé ging.
    Bestellte mir einen Kaffee und ging ins Netz.
    Auf meinem Webmail-Provider öffnete ich eine E-Mail, die ich zuvor von Hods Computer an mich selbst geschickt hatte. Klickte auf Weiterleiten. Tippte die E-Mail-Adresse meines alten Chefs in der Zeitung ein. In die Betreff-Zeile schrieb ich nur das eine Wort: Exklusiv.
    »Niemand lügt besser als ein Schreiberling, Cardownie«, sagte ich laut, als ich Billys Filmmaterial an Speckschnitte weiterleitete.
    Ich lehnte mich zurück und nippte an meinem Kaffee. Von meinem Fensterplatz aus sah ich das gewohnte Leben der Stadt
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