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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1]
Autoren: Carl Hanser Verlag
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schwollen an und pochten wie Insekten, die unter seiner Haut gruben. »Ich bin, wie sollen wir sagen, in der Lage –«
    »Bevollmächtigt – um das richtige Wort zu verwenden.«
    »Wie ich schon sagte – ich bin bevollmächtigt, dafür zu sorgen, dass die gegen Sie und die junge Dame erhobenen Anklagepunkte fallengelassen werden.«
    »Endgültig vom Tisch sind. Nicht fallengelassen, um dann zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufgenommen zu werden. Endgültig vom Tisch, oder muss ich erst einen Anwalt beiziehen, der einen offiziellen Vertrag aufsetzt?«
    Er widmete sich wieder seinem Taschentuch, faltete es sorgfältig, tupfte sich die Oberlippe ab. »Ich denke nicht, dass wir hier die Dienste eines Rechtsanwalts benötigen. In Ihrer umgangssprachlichen Formulierung, Mr. Dury: Die Anklagepunkte werden endgültig vom Tisch sein. Das kann ich Ihnen garantieren. Natürlich nur im Gegenzug für die sichere Rückgabe besagter Gegenstände.«
    » Gegenstand … Singular. Billy hatte nur eine Kopie, und ich habe keine weitere angefertigt.«
    »Wie kann ich dessen sicher sein?«
    Ich streckte ihm die Hand hin. »Minister, wir sind doch beide Gentlemen, oder?«
    »Aber es gibt Personen, die Sicherheiten haben möchten, dass dieser missliche Zwischenfall niemals wieder –«
    Ich fiel ihm ins Wort. »Moment! Jetzt mal ganz langsam! Ich vertraue Ihnen, was die Anklagepunkte betrifft, also erwarte ich jetzt auch ein bisschen Respekt mir gegenüber, wenn ich bitten darf. Andernfalls …«
    Er knickte ein.
    »Wie stellen Sie sich die Übergabe vor?«
    »Draußen.«
    Cardownie ging zur Tür, klopfte zweimal, drehte sich dann wieder zu mir um. »Ich muss Sie ja wohl nicht daran erinnern, Mr. Dury, dass Sie das Missfallen einiger äußerst mächtiger Menschen in dieser Stadt auf sich gezogen haben.«
    »Das hab ich schon irgendwie vermutet.«
    »Glauben Sie wirklich, Sie kommen damit durch? Ich will damit sagen, solche wie Sie sind doch recht einfach auszumerzen.«
    »Haben Sie das auch zu Billy gesagt, als er versucht hat, Sie zu erpressen?«
    Wieder dieses Grienen. Draußen vor der Zellentür klapperten Schlüssel. »Ihre Sorte lernt es anscheinend nie, was? Da kann die Lektion noch so gesalzen sein.«
    »Meine Sorte?«
    Der Türknauf drehte sich. »Liefern Sie, Mr. Dury, und nehmen Sie Ihre Medizin. Seien Sie ein braver kleiner Mann.«

C ol machte uns das Nebenzimmer des Pub frei, setzte Kaffee auf. Amy schmiegte sich an meine Schulter; sie zitterte immer noch wie ein verängstigtes kleines Kind. Ich hatte Hod geschickt, um die Übergabe zu machen, und bis er mit der Entwarnung zurückkam, saßen wir wie auf glühenden Kohlen.
    »Ein Arzt sollte mal einen Blick auf deine Nase werfen«, sagte Col. Er legte Amy eine Decke um die Schultern. »Trink, Mädchen … Meine Güte, sie ist in schrecklicher Verfassung, Gus.«
    Ich streichelte ihren Rücken und zog die Decke fester um sie. »Amy, soll ich dich nach Hause bringen?«
    Tränen begannen zu rollen, sie schluchzte. »Nein. Kann ich nicht hier bei dir bleiben?«
    »Doch, klar«, sagte ich. »Ganz ruhig jetzt, alles wird wieder gut.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr, ich wusste, dass uns die Zeit davonlief. Ich musste Amy aus der Stadt bringen. Ich konnte nicht riskieren, dass sie noch mehr Konsequenzen zu spüren bekam. Aber, mein Gott, wie sagte ich ihr das?
    Ich hatte sie in diese Sache hineingezogen, schon möglich, dass ich es nicht gewollt hatte, aber todsicher war sie jetzt wegen mir hier. Ich steckte mir eine Fluppe an, nahm einen tiefen Zug. Mein Verstand wollte einfach nicht richtig funktionieren. Ideen schienen etwas zu sein, was ich früher mal gehabt hatte.
    »Col, auf ein Wort«, sagte ich.
    Ich verließ Amy und ging zu ihm an die Theke.
    »Wir müssen sie hier wegbringen. Es bleibt uns nur noch sehr wenig Zeit. Falls sie immer noch in meiner Nähe ist, wenn die mich suchen kommen …«
    »Ich weiß, ich weiß.« Col zitterte, ging hinter die Theke und schenkte sich einen großen Whisky ein; ich hatte ihn noch nie etwas trinken sehen.
    »Was wird das denn?«, sagte ich.
    Sein Gesicht wurde kreidebleich, die Augenlider senkten sich. »Courage … ich brauche Courage.«
    Er hob das Glas, leerte es in einem Zug. Ich packte sein Handgelenk. »Ich glaube nicht, dass du das tun solltest.«
    Er fuhr mich an. »Erzähl mir so was nicht, Gus. Das ist alles nur wegen mir, meinst du, ich sehe das nicht?«
    Ich versuchte ihn zu korrigieren. »Col, nichts davon, aber auch
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