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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1]
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wussten, worauf sie sich eingelassen hatten.
    Dann begann sich das Filmmaterial von Cardownie erneut vor meinem inneren Auge abzuspulen.
    »Und?«, sagte der Taxifahrer. »Was ist jetzt? Wohin geht’s? Sagen Sie mir das jetzt, oder steigen Sie aus!«
    »Umdrehen.«
    »Was?«
    »Den gleichen Weg zurück, in die Berge. Ich sage Ihnen unterwegs, wohin genau.«
    Cardownie besaß eine Villa irgendwo am Fuß der Pentland Hills. Ein Ort, wo die Reichen der Stadt zusammenkamen, sich auf die Schultern klopften und Pläne ausheckten, wie sie am besten die Beute unter sich aufteilten. Ich konnte ebenso gut hier wie überall sonst anfangen.
    Nach einer Viertelstunde stieg ich aus und gab dem Taxifahrer einen Fünfziger. Sofort änderte sich sein Tonfall.
    »Vielen herzlichen Dank, Sir. Wenn ich Ihnen wieder mal helfen kann –«
    »Sie könnten tatsächlich etwas für mich tun. Haben Sie ein Blatt Papier?«
    Ich kritzelte eine Nachricht an Debs. Falls ich es nicht schaffte, würde wenigstens Milo anständig zur letzten Ruhe gebettet. Ich gab ihm den Karton mit der Urne darin. »Bringen Sie das zu dieser Adresse hier, und geben Sie ihr den Brief – das dürfte alles erklären.«
    Um ihm das Geschäft noch etwas zu versüßen, gab ich ihm noch einen Zwanziger. »Und machen Sie’s fix, okay?«

D as Haus war Scots Baronial – Neugotik der schottischen Art. Wenn ich mich einem solchen Gebäude sonst nähere, ist es normalerweise ein Museum oder ein Hotel. Schon allein die Vorstellung, dass jemand hier wohnte, mit über hundert Zimmern, in denen man herumklappern konnte, machte mich ganz kribbelig.
    Noch vor wenigen Generationen kam jemand wie ich dem Landadel nicht näher als beim Ausmisten ihrer Stallungen. Tja, und hier war ich jetzt, bereit, in der Scheiße zu wühlen.
    Der Kies auf dem Fußweg knirschte unter meinen Schritten, also ging ich am äußersten Rand und versuchte mich gleichzeitig unterhalb der Fensterlinie zu halten. Auf der Giebelseite des Gebäudes drückte ich meinen Rücken an den Sandstein. Ich sah Cardownies Range Rover neben einem 7er BMW parken – der kleine Flitzer der werten Gattin?
    Am Küchenfenster schälte eine Frau von Ende fünfzig mit Winkarmen Erbsen, offensichtlich die Haushaltshilfe. Ich tauchte unter ihrem Blickfeld weg und versuchte mein Glück bei den restlichen Fenstern.
    In einem kleinen Arbeitszimmer voller Bücher fand ich Cardownie. Er saß mit dem Rücken zu mir auf einem Sofa. Mein Herz raste, pumpte Feuer in meine Adern. Ich duckte mich unter das Fensterbrett, ging in die Hocke, schlug meinen Hinterkopf gegen die Wand und versuchte mich zu konzentrieren.
    Was machte ich hier? Wie zum Teufel konnte es dazu kommen, fragte ich mich. War ich völlig von der Rolle?
    Ich spürte, wie sich Schweißperlen auf Oberlippe und Stirn sammelten. Sie tropften mir in die Augen, als ich nach der Glock griff. Ich streckte mich wieder bis auf Fensterhöhe, um mich zu vergewissern, ob er noch allein war.
    Anscheinend gab es nur eine Tür. Ich überlegte, wenn ich ihn durch das Fenster herauszerrte, würde niemand etwas von mir mitkriegen.
    Ich nahm eine Handvoll Kies, warf ihn gegen die Scheibe, duckte mich schnell.
    Wie aufs Stichwort wurde die Verriegelung geöffnet. Cardownie streckte den Kopf heraus. Meine Hände zitterten, als ich die Kanone spannte.
    »Aus dieser Entfernung würde es dir glatt die Birne abreißen. Glaube ich. Bist du nun glücklich, Wichser?«
    Er blickte herab, schnappte nach Luft.
    »Wo ist dein umwerfendes Grinsen jetzt, Minister?«
    »Ich – ich – ich …«
    »Warum hebst du dir das nicht auf? Raus.«
    Der BMW war startklar. Ich ließ ihn fahren, Richtung Innenstadt.
    »Wohin bringen Sie mich?«, fragte er.
    »Sorry, hab ich das nicht erwähnt? Die Scheißfragen stelle ganz allein ich.«
    »Es ist mein gutes Recht zu erfahren –«
    Ich zielte mit der Glock zwischen seine Beine. »Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Das hier könnte deiner Hurerei einen ordentlichen Dämpfer verpassen.«
    Schweigen für den größten Teil der restlichen Reise. Ich hatte mich deutlich genug ausgedrückt. Ich hatte ihn in seine Schranken verwiesen, genau da, wo ich ihn haben wollte. »Fahr links ran.«
    Am Straßenrand befahl ich ihm, sein Telefon herauszunehmen.
    »Ich will, dass du mir jetzt sehr genau zuhörst. Du wirst Nadja anrufen und ihr sagen, sie soll sich mit dir in Zalinskas’ Casino treffen.«
    »Aber –«
    »Kein Aber.« Ich spannte die Glock, hielt
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