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Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas

Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas

Titel: Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas
Autoren: Earl Warren
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ähnlich. Vielleicht bewahrte uns das vor dem Wahnsinn.
    Proviant fanden wir in den verlassenen Supermärkten, Geschäften und Läden genug. Mehrmals flogen eine Drohne oder ein Rochen über uns hinweg. Ein dumpfer Ton, großenteils im Ultraschallbereich, drang heraus, wurde abgestrahlt. Ich nahm an, dass sie damit Menschen riefen, die sich noch in der Stadt versteckten.
    Wir sprachen nicht darauf an.
    Nur zwei Mal sahen wir lebende Menschen. Sie liefen weg, als sie uns erblickten, und wir konnten mit ihnen keinen Kontakt aufnehmen. Die Kommunikationssysteme waren tot. In Kaufhäusern, in denen die Notstromaggregate noch funktionierten – das öffentliche Netz war ausgefallen – flimmerten die vielen Fernseher. Kein Bild war mehr zu sehen.
    Wir erreichten das Lutheran General Hospital in der Dempster Street nördlich von Park Ridge, einem Vorort. Hier sah man noch die Spuren von Kämpfen. Doch kein Mensch war mehr da. Die Verteidiger, die wir zurückgelassen hatten, Suzette Corwyn, die dort als Ärztin arbeitete und Chicago Hope – alle fort.
    Wir durchstreiften die menschenleeren Flure und Zimmer. Der große Komplex wirkte unglaublich verlassen …
    Dann jedoch, im Verwaltungsgebäude, das als Kommandozentrale gedient hatte und Kampfspuren aufwies, geschah es. Ich hörte ein Baby schreien. Dann stöhnte jemand.
    In einer Ecke fanden wir Suzette Corwyn. Sie hatte mehrere Laserstrahlen abgekriegt und den Stachel von einem Genbiest. Notdürftig hatte sie sich selbst verbunden und sich schmerzstillende Injektionen gegeben.
    Man brauchte kein Arzt zu sein um zu sehen, dass sie im Sterben lag. In ihren Händen hielt sie ein Bündel – das etwa acht Wochen alte Baby, das ich bei seiner toten Mutter gefunden und Chicago Hope genannt hatte – ein wahnwitziger Name, wie mir jetzt schien.
    Suzettes milchkaffeefarbenes Gesicht war auch jetzt noch schön, ihr Körper allerdings nicht.
    »Nita?«, flüsterte sie. »Bist du das? Ich sehe nur noch wie durch Schleier.«
    »Ja, Suzy.«
    »Ist Nick bei dir?«
    Ich kniete mich neben sie, strich ihr übers Haar. Nick brachte einen Becher Wasser. Er gab ihr zu trinken, während ich das Baby an mich nahm und es untersuchte. Es war unverletzt.
    Suzette trank.
    »Danke. Ich wusste, ihr würdet kommen … Ich habe deine Sendung gesehen. Die Army strahlte sie überall hin aus … solange es ging – sie ist mehrfach wiederholt worden. Du bist ein … Symbol des Widerstands.«
    Welchen Widerstands? , dachte ich? Es gibt keinen mehr, nur noch Asche und Tod.
    »Was ist passiert?«
    »Die Gencoys, sie haben uns überrannt. Und dann, dieser Ton … Plötzlich gaben fast alle von uns den Kampf auf … und marschierten davon. Einige, darunter auch ich, sprachen nicht … auf Hypnose an. Ich verkroch mich. Die anderen wurden von den Gencoys und ihren Monstern überwältigt … Es gibt hier keinen Widerstand mehr … Doch Chicago … dein Baby … habe ich in Sicherheit gebracht und mit mir … versteckt gehalten.«
    Wofür? , fragte ich mich bitter? Ach, wofür? Wofür hatte der Mensch die Krone der Schöpfung erreicht, wenn ihn jetzt die Gencoys erledigten?
    Ich wusste nicht, was ich Suzette sagen sollte.
    »Trägt du mir … die Sache mit Nick noch nach?«, fragte sie.
    Stumm schüttelte ich den Kopf.
    »Das ist gut. Ich war die Initiatorin. Männer sind schwach … Er … verlor völlig den Kopf.«
    »Sprich jetzt nicht darüber, Suzy. Kein Mensch interessiert sich mehr dafür. Wir haben andere Sorgen.«
    Nick stand im Hintergrund, das Baby in seinen Armen, das ich bald versorgen und füttern musste. Ihm sein Fläschchen geben, es frisch wickeln. Es schrie. Suzette hatte zuletzt nicht mehr die Kraft gehabt, es zu versorgen.
    Wie viel Zeit blieb dem Baby noch – und uns?
    »Nita«, stöhnte Suzette da, und Blut sickerte aus dem Mund. »Es gibt Hoffnung. Er war da … Chabiri, der Fakir, der dich … beim CIA unterrichtete.«
    Ich dachte, sie würde fantasieren.
    Doch Suzette fuhr fort: »Er schickt jemand, der dich holt. Du musst an den Amazonas gehen … Merke es dir: Fluchtpunkt Amazonas. Dort müsst ihr euch verstecken und … den Widerstand gegen die Gencoys auf neue Weise in Gang bringen. Der menschliche Geist … ist der Schlüssel. – Sie sind … nicht … spirituell.«
    Spirituell hieß geistig, dem Geistigen zugewandt, dabei handelte es sich um Mächte und Kräfte, die keine Technischen waren. Die Spiritualität war das Gegenteil von Materialismus und Technizismus.
    »Was redest du
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