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Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas

Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas

Titel: Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas
Autoren: Earl Warren
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sie es sich vorgestellt hatten. Den letzten Kontakt mit meiner Familie hatte ich vor vier Wochen gehabt, kurz bevor der Wahnsinn begann.
    Jetzt waren die Kommunikationsmittel zusammengebrochen. Nach Chicago waren es fünfzig Meilen, an sich keine Entfernung; unter normalen Umständen ein Klacks. Aber jetzt konnten wir kein Auto benutzen, die öffentlichen Verkehrsmittel existierten nicht mehr. Wir konnten uns nur bei Nacht fortbewegen und mussten höllisch aufpassen, dass wir nicht geschnappt wurden.
    Ich hatte keine Lust, vor Gencoy One gezerrt und dem Rat der Drei präsentiert zu werden. Es war schlimmer als Kannibalismus, was uns die Gencoys antaten. Und ich sah keine Möglichkeit, sie zu besiegen. Zuerst einmal ging es um unser Überleben, denn wer nicht überlebte, konnte auch keinen Kampf mehr führen und schon gar nicht gewinnen.
     
*
     
    Der Weg nach Chicago war für uns beide gefährlich und weit. Wir wollten durchkommen, und so wichen wir allem aus, was ein Risiko bedeutete. Zweimal sahen wir einen Konvoi der Army, der auf dem Highway nach Süden zog. Es war eine starke Truppe mit Panzern, Geschützen und Hubschraubern als Begleitschutz. Bei den Hubschraubern handelte es sich um alte Modelle, die noch keine Genchips eingebaut hatten.
    Sie waren kurz vorm Verschrotten gewesen, vielleicht hatte die Army sie sogar vom Schrottplatz weggeholt. Bei den Panzern nahm ich an, dass sie umgerüstet worden waren, also die supermoderne Bordautomatik mit Gentec-Produkten herausgenommen.
    Den einen Konvoi schossen die Gencoys zusammen. Ihre Drohnen und Rochen waren plötzlich am Himmel. Bodeneinheiten jagten hinzu, die dem Konvoi keine Chance ließen. Sie überrannten und überrollten ihn, ließen nur rauchende Wracks und Tote übrig.
    Die Überlebenden wurden gefangengenommen, Verletzte auf Tragen von ihren Kameraden und Kameradinnen weggeschleppt. Oder auf Transportplattformen oder in LKWs, die Gencoys fuhren, weggebracht, zu einer Sammelstelle.
    Was aus dem zweiten Konvoi wurde, der nach Osten zog, bekamen Nick und ich nicht mit. Ich nehme an, es ist ihm nicht besser ergangen als dem ersten. Wir marschierten dann auch bei Tag, weil wir uns sagten, bei den nachtsichtigen Gencoys spielte die Dunkelheit keine Rolle und erschwerte uns nur das Vorwärtskommen.
    Wir mieden die Straßen und Ansiedlungen. So erreichten wir den Großraum Chicago, den wir Tage vorher verlassen hatten – mit dem Hubschrauber auf dem Weg nach De Kalb – und durchquerten menschenleere Straßenzüge. Häuser und Geschäfte waren verlassen.
    Der Kampf um Chicago war in seinen großen Zügen beendet. Es mochte noch versteckte Menschen und ein paar Widerstandsnester geben, doch der Tisch war abgeräumt, populär gesagt. Nicht mal mehr Leichen lagen umher …
    »Wo sind die Menschen nur alle hin?«, fragte ich Nick.
    Er zuckte die Achseln, grau im Gesicht. Autos und Busse standen umher, Lieferwagen. Wir wagten uns in eine Subwaystation. Verlassene Züge standen an den Bahnsteigen, Papier und Abfall lagen herum. Und kein Mensch war zu sehen.
    Mit knapper Not entgingen wir einer Patrouille der Gencoys, die anscheinend mit keinem Widerstand mehr rechneten. An ein paar Stellen der Stadt brannte es noch, niemand löschte. Doch das Feuer breitete sich nicht aus. Die Zeiten, in denen Feuersbrünste ganze Stadtteile und Städte in Schutt und Asche legten – siehe April 1906 als ein Erdbeben, dem ein Großfeuer folgte, San Francisco in Schutt und Asche legte und Zigtausend tötete – waren vorbei.
    Doch jetzt war es schlimmer. An mehreren Stellen sahen wir abgestürzte Kampfjets und -hubschrauber der Air Force und der Luftwaffe. Es gab Schuttberge und ausgebrannte Häuser. Doch nirgendwo war mehr ein Mensch zu sehen.
    Die Drohnen flogen über der Stadt und durch die menschenleeren Straßenzüge. Chicago gehörte den Gencoys. Ob es die erste völlig von ihnen eroberte Stadt war, wusste ich mangels Nachrichten nicht.
    Am liebsten hätte ich aufgegeben, mich irgendwo hingesetzt und gewartet, bis mich die Gencoys entdeckten und abholten. Es war alles so aussichtslos. Doch etwas in meinem Innersten trieb mich weiter – ich konnte und wollte nicht aufgeben, und wenn ich der letzte Mensch auf Erden gewesen wäre.
    Aber Nick war noch da. Wir trösteten uns in der Nacht und in den Ruhepausen mit unseren Körpern. Es tat gut, einen anderen Menschen zu spüren – der körperliche Kontakt vermittelte mir ein Gefühl von Leben und Hoffnung. Nick ging es wohl
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