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Genom

Genom

Titel: Genom
Autoren: Alan Dean Foster
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näherte? Wollte die Stadt oder der Staat vielleicht eine Razzia auf dem Gelände des Schluckers durchführen, und zwar aus Gründen, die nichts mit seinen letzten Besuchern zu tun hatten? Das würde leicht herauszufinden sein. Dazu musste er einfach nur dort stehen bleiben und auf ihre Ankunft warten.
    Für jemanden, der mittellos aufgewachsen war und nach dem Erwachsenwerden einen Lebensstil angenommen hatte, der sich wohlwollend nur als unsozial beschreiben ließ, war das allerdings keine Option. Nachdem er eine Ecke des Parkbereichs erspäht hatte, in der es nicht von den verabscheuungswürdigen Killerkatzen des Schluckers wimmelte, rannteWhispr in diese Richtung, drückte beide Hände auf das Plastikgeländer und sprang ohne zu zögern auf die andere Seite.
    ***
    Das mit Whispr war echt zu schade , dachte Jiminy, als er den Scooter weiter beschleunigte. Hinter und unter ihm summte der gut eingestellte Motor leise, während er ihn weiter in Richtung Süden brachte. Der drahtige Mann war ein guter Gefährte gewesen, immer hilfreich bei den Jobs, und hatte nie die Grenzen von dem, was er seines Wissens tun konnte, überschritten. Das war das Problem vieler Kontakte in Jiminys Geschäft. Berauscht vom Betrachten zu vieler Popentstücke begingen viele den Fehler, Unterhaltung mit dem wirklichen Leben zu verwechseln. Oder, noch schlimmer, beides zu vermischen. Ob Natural oder Meld, ein erfolgreicher Gesetzesbrecher war immer jemand, dessen Namen oder Gesicht man nie in den Medien zu sehen bekam, weil er niemals erwischt wurde. Jiminy war völlig zufrieden damit, erfolgreich und anonym zu bleiben. Und um diesen beneidenswerten Status aufrechtzuerhalten, musste man manchmal Opfer bringen. Freunde, Familienmitglieder – in diesem Fall Whispr. Die Grille wusste, dass er leichter einen neuen Partner finden als mit einer Gefangennahme klarkommen würde.
    Er grinste, als sich der Scooter nach links neigte, um sich automatisch an die Kurve anzupassen. Whisprs Gefangenschaft würde den Staat nicht viel kosten. Man konnte ihn in einen Schrank einsperren. Oder in eine Golftasche.
    Die Sucheinheit der Polizei konnte er bereits sehen, bevor er sie hörte. Schnell und nahezu lautlos sauste sie an ihm vorbei, und das helle Licht an ihrem Bauch erleuchtete das Wasser und den Sumpf auf beiden Seiten der schmalenStraße. Dann drehte sie sich in weitem Bogen, um hinter ihm herzufahren. Augenblicke später führte das Fahrzeug einen Scan mit einem weit gefächerten, diffusen Laserstrahl durch, der taghell war. Er kauerte sich auf dem Fahrersitz zusammen und fluchte. Einem automatischen Sucher konnte man nicht entkommen. Wenn sie ihn lange genug ignorierten, bis er das Stadtgebiet von Georgetown erreicht hatte, konnte er den Scooter loswerden und sich unter die vielen Fußgänger mischen. Dann wäre er nur noch ein Meld unter vielen.
    Alarmiert von der ersten Suchdrohne traf auch schon die zweite ein und begann, ihn parallel zu dieser zu verfolgen. Noch immer waren keine Polizisten zu sehen. Er war nur noch Minuten von der ersten großen Kreuzung in Georgetown entfernt. Dort würde Verkehr herrschen, es gäbe Ausfahrten, Geschäfte … Es wäre zwar nicht die Innenstadt, aber er hätte wenigstens eine Chance. In diesem Wissen wurde er nicht langsamer und fuhr auch nicht zur Seite, als ein Schweber vor ihm in der Luft erschien. Er tat so, als würde er die Anweisung, stehen zu bleiben, einfach nicht hören.
    Sie griffen zu einem Deaktivierer. Als dieser die Batterieladung, von der der Scooter angetrieben wurde, entlud, wurde sein Transportmittel langsamer. Tja, er hatte sich bei seiner Flucht die größte Mühe gegeben, auch wenn er bezweifelte, dass ihn die Behörden dafür loben würden. Er brachte den entladenen Scooter am Straßenrand zum Stillstand und überlegte sich, wie er jetzt reagieren sollte. Da er nicht wusste, was los war oder was sie von ihm wollten, musste er möglichst unverbindlich bleiben. Das munterte ihn ein wenig auf. Vielleicht wollten sie ihm ja nur einige Fragen über die Geschäfte des Schluckers stellen. Möglicherweise hatte das Ganze ja überhaupt nichts mit dem Mord zu tun.
    Als er aus dem Scooter ausstieg, ging er schnell zur Straßenabsperrung. Er beugte sich hinüber und tat so, als müsse er sich übergeben. Bei der Bewegung glitt sein Rucksack nach vorne. Während er weiterhin entsprechende Geräusche von sich gab, ließ er die Hand aus dem Beutel gleiten. Mit leisem Platschen landete sie zwischen den
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