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Gemordet wird immer

Gemordet wird immer

Titel: Gemordet wird immer
Autoren: T Korber
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singt, war ich natürlich alarmiert.« Sie schaute aus dem Fenster, mit den Gedanken woanders. Ein anderer Brunnen tauchte in ihrer Erinnerung auf, ihre Schwester, plantschend. »Nicht, Katerine, da sind Scherben.« Ein Schrei. Das Blut im blauen Wasser. Sie atmete tief.
    Karoline Schneid wandte sich wieder an Hedwig Anders. »Ich sagte den Kollegen von der Schutzpolizei, ich würde das übernehmen. Und als ich dann tatsächlich Tobias fand, einsam und verlassen, war es kein Kunststück zu erraten, wo der Cousin steckt.«
    »In Schwierigkeiten.« Tante Hedwig schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Apropos Kunststück. Sie haben mir noch gar nicht zur Überführung des Doppelmörders gratuliert.« Viktor grinste.
    »Frau Szymborska hat Herrn Mertens schwer belastet«, gab Karoline Schneid zu. »Er hat seinen Bruder nach dem Schuss mit ihrer Hilfe in den Sessel gehievt und ihn wohl anschließend erwürgt, auch wenn er das momentan noch leugnet. Und er hat sie zur Beihilfe am Mord an seiner Mutter angestiftet. Laut ihrer Aussage hat er die alte Dame erschlagen. Er behauptet das Gegenteil.«
    »Und das glauben Sie?«, fragte Viktor und versuchte, sich noch ein wenig weiter aufzurichten.
    »Immerhin hat sie Ihnen eine Bratpfanne übergezogen.« Karoline Schneid legte den Kopf schief. »Aber vielleicht sind sie es ja gewöhnt, derartige Reaktionen bei Frauen auszulösen.«
    »Aber das ist doch Blödsinn«, ereiferte Viktor sich. »Dorota ist keine Mörderin. Sie hat doch nur im Affekt auf Bulhaupt geschossen. Der Mann war ein Mistkerl.«
    »Ein Mistkerl zu sein zieht nicht automatisch die Todesstrafe nach sich«, sagte sie, nahm ein Baiser und biss hinein. »Leider.«
    Viktor versuchte, sich die Lage jedes einzelnen Krümels auf ihren Lippen genau einzuprägen. Er musste schlucken, als er sah, wie ihre Zunge nach einigen davon in ihren Mundwinkeln fahndete.
    Tante Hedwig schnaubte. »Wem sagen Sie das. Wenn ich jeden erschießen würde, der … Zum Beispiel der Arzt, der mir vor zehn Jahren gesagt hat, mein Kind könnte ich vergessen, das habe die Intelligenz einer Alge.«
    »Hättest du doch«, meinte Viktor. »Ein Kunde mehr.«
    Die Kommissarin verzog die Mundwinkel. »Ihr Berufsethos ist bemerkenswert.«
    »War das so etwas wie ein Lächeln?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keinesfalls ein amtliches.«
    Viktor schmunzelte. »Ein rein persönliches würde mir schon genügen. Für den Anfang. Ich meine … bevor Sie mich zu Ihrem dauerhaften Begleiter, also Berater, na ja so eine Art Profiler oder wie man das nennt, bestimmen.«
    »Ich könnte Sie eventuell zur flüchtigen Begegnung ehrenhalber ernennen.«
    »Wie wäre es mit Glücksfall? Hab ich Ihnen schon erzählt, dass ich in Chicago mal als Kaufhausdetektiv gearbeitet habe? Na ja, eigentlich war ich Putzmann, aber …«
    Sie hob abwehrend die Hände.
    »Womit wollen Sie meine Intuition denn ersetzen?«, warb Viktor. »Ein reines Naturtalent. Nachwachsender Rohstoff. So was erwirbt man nicht durch ein Studium, und auch nicht durch Praxis. Noch nicht einmal durch Drogen.«
    Ihr Lächeln verschwand mit einem Schlag. »Herr Anders!« Sie stand auf. »Ich schlage vor, Sie kümmern sich künftig ausschließlich um die Leichen in Ihrem eigenen Keller.« Damit ging sie.
    »Wie witzig«, sagte er in Richtung der zuklappenden Tür, während er sich verzweifelt fragte, was er falsch gemacht hatte. Dann schaute er seine Tante an. »Hast du diese Figur gesehen?«, fragte er.
    Hedwig Anders seufzte. »Du klingst genau wie dein Cousin.«

42
    Vier Tage später wurde Viktor Anders nach Hause entlassen. Reglos, ohne Licht zu machen, saß er in der Wohnung, von der Miriam Wechsler gesagt hatte, man könne etwas aus ihr machen. Viktor wartete. Er wartete bis zum Abend, dann ging er leise hinunter in den Keller. Schon auf den Stufen sah er den Lichtschein hinter der angelehnten Tür. Er drückte sie auf, blieb aber im Dunkel der letzten Stufe stehen.
    Sein Onkel schaute auf. »Ich habe schon mit dir gerechnet«, sagte er.
    »Tatsächlich«, entgegnete Viktor und tat den letzten Schritt ins Licht. »Seit wann?«
    »Im Grunde seit du wieder aufgetaucht bist.« Wolfgang Anders richtete sich auf. »Ich habe deinem Vater damals schon gesagt, dass er mit dir reden muss.«
    Viktor bemühte sich, diese Nachricht zu verdauen. Er blickte sich um. »Ich war schon einmal hier«, sagte er. »Früher. Nicht wahr?«
    »Ich weiß«, sagte sein Onkel.
    Viktors Kopf fuhr zu ihm herum. »Du wusstest
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