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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt
Autoren: Len Deighton
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Gasanzünder aus. Die Oberfläche war geriffelt, um der Hand des Schützen Halt zu bieten, aber auch Fingerabdrücke abzuweisen. Geladen war es mit dreikantigen Patronen auf Strip-Ladestreifen, und fast alles daran war von einer Plastics Corporation in Amerika hergestellt. Es war neu, nicht zu identifizieren und vollkommen funktionstüchtig, aber es verschaffte Werner nicht die Befriedigung, die er mit einer altmodischen Waffe in der Hand empfunden hätte. Aber gut, man mußte mit der Zeit gehen. Er steckte die Waffe in seine Innentasche, wo sie leicht zu erreichen sein würde.
Der Morgen dämmerte schon, als Werner Thurkettle auf seinem Motorrad ankommen sah. Er winkte Werner unbekümmert zu und gab noch einmal Gas. Es machte Deuce Spaß, das schwere Rad zu fahren, aber jetzt war es an der Zeit, sich seiner zu entledigen. Er hatte einen VW-Campingwagen in der Nähe geparkt. Sobald er seine Bezahlung von diesem trübsinnigen Dummkopf in Empfang genommen hatte, würde er zu Fuß dahin gehen, wo der Campingwagen stand. Dort hatte er saubere Kleidung, Seife, Handtücher und Nahrungsmittel. In der Nähe hatte er einen in Kunststoff gewickelten Schweizer Paß vergraben. Der Paß enthielt ein auf drei Wochen befristetes Visum, das ihn zu einer Camping-Tour durch die DDR berechtigte. Er würde seinen Bart abrasieren, sein Erscheinungsbild ändern und sich eine Zeitlang wie ein Tourist zwischen den Sehenswürdigkeiten herumtreiben, bis die erste Aufregung sich gelegt hatte. Dann würde er nach Norden fahren und die Fähre nach Schweden nehmen.
Thurkettle stieg vom Motorrad und ging zu dem Wagen hinüber. Der Regen hatte ihn bis auf die Haut durchnäßt, und nach den Anstrengungen der Nacht waren seine Muskeln steif. Ihm fiel ein, daß der VW-Campingwagen mit einer Dusche ausgerüstet war, und er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis das Wasser heiß wurde.
Werner drehte das Fenster herunter. »Gab es Schwierigkeiten?« fragte er.
»Keine, mit der ich nicht fertig geworden bin. Fiona Samson ist tot«, sagte Thurkettle. Das zu sagen, hatte man ihm aufgetragen. »Einer von den Russki-Schlägern hat sie plattgemacht. Bernard Samson konnte abhauen und mit ihm irgendeine andere Frau. Ich weiß nicht, wer sie war. Sie trug ein langes gelbes Kleid, kam in Bernard Samsons Wagen.«
Werner wußte, wer die andere Frau war. Es war Tessa. Er hatte gesehen, wie sie das Fest mit Bernard verließ. »Fiona Samson ist tot. Sind Sie sicher?«
»Bei so was gibt’s bei mir keinen Irrtum«, sagte Thurkettle. Er lächelte. Er liebte Geheimnisse. Die Vertauschung der Identitäten der beiden Frauen war ein Geheimnis, das ganz für sich zu behalten ihm Prettyman überdies ausdrücklich geboten hatte. »Alle anderen sind tot.«
»Kennedy auch?«
»Ja, Kennedy auch. Und ein Typ, der als Gorilla verkleidet war. Es gab eine richtige Schlacht. Ich habe Schwein gehabt, mit heiler Haut davonzukommen.« Er trug bei der Beschreibung seiner Taten immer dick auf, wenn’s ans Kassieren ging. Das gab dem Kunden das Gefühl, Gegenwert für ihr Geld gekriegt zu haben. »Diese Russki-Hurensöhne waren ganz scharf darauf, mich umzunieten. Wenn ich nicht dagewesen wäre, hätte Bernard Samson nie die Kurve gekriegt.«
»Mein Gott! Arme Fiona«, sagte Werner. Über die Monate ihrer Zusammenarbeit war in Werner ein Gefühl tiefer Verehrung für Fiona erwachsen. Sie hätte eine derartige Aufgabe niemals übernehmen sollen, der Druck war einfach zu groß für sie. Er hatte gesehen, wie der Druck sie zermürbte. Während eines ihrer letzten Treffen hatte sie einen Augenblick völliger Geistesabwesenheit gehabt. Sie hatte gesagt, das sei die ständige Übermüdung, und er hatte versprechen müssen, niemandem etwas von ihrem Blackout zu sagen. Arme Fiona. Er stieg aus dem Wagen und ging nach hinten zum Kofferraum. Es regnete. Er sah sich in der heller werdenden Dämmerung um. Es war nicht viel Zeit. »Ja, so geht das manchmal«, sagte Thurkettle philosophisch. Er lächelte Werner an. Er schien ein freundlicher Bursche zu sein, und Werner lächelte ebenfalls.
»Ich hatte gar nicht gemerkt, daß es noch regnet«, sagte Werner.
»Sagen Sie bloß«, sagte Thurkettle, der völlig durchweicht war.
»Wollen Sie sich in den Wagen setzen und es zählen?« fragte Werner.
»Ich mag nicht hier herumstehen und naß werden.« Er suchte den Schlüssel zum Kofferraum an seinem Bund. »Wir werden nur mal einen Blick darauf werfen, so daß ich sehe, daß es echt ist.«
»Es ist
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