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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt
Autoren: Len Deighton
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Streich dieser Art.«
Werner sah aus dem Fenster. Die Leute auf der Straße beugten sich unter glänzenden Regenschirmen. »Sie werden naß werden«, sagte Werner. »Es soll Gewitter geben, sagt die Wettervorhersage.«
»Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen«, sagte Thurkettle. »Diese Kiste auf der Autobahn ist für mich reine Routine. Regen ist das geringste meiner Probleme.« Die Entscheidung war in letzter Minute gefallen, und so hatten die Vorbereitungen sehr eilig getroffen werden müssen. Eine Botschaft von Erich Stinnes hatte die Ankunft einer Ladung Heroin auf dem Ost-Berliner Flughafen gemeldet. In der kommenden Nacht würde er sie rüberbringen. Daraufhin hatte Thurkettle nach London gefunkt, daß Fiona Samson in dieser Nacht aus Ost-Berlin herausgebracht werden könnte. Werner hatte bestätigt, daß Fiona bereit sei.
»Das sind die Leute, die Sie bei dem Treffen sehen werden.« Werner zog Fotos aus der Tasche und reichte sie über den Tisch. Was im einzelnen passieren sollte, wer umgebracht werden sollte und warum, hatte man Werner nicht gesagt. Seine Anwesenheit bei dem Treffen war nicht erforderlich. Ihm war das ganz recht, denn gerade an diesem Abend sollte das große Fest bei Tante Lisl steigen. Ein Kostümfest mit allem Drum und Dran. Ziemlich jeder, den er in West-Berlin kannte, würde da sein. Verdorben war ihm der Abend natürlich trotzdem. Er würde sich den ganzen Abend Sorgen machen über Fionas Flucht.
Thurkettle tat so, als studierte er die ihm vorgelegten Paßbilder, aber er war allen diesen Leuten schon irgendwann mal begegnet. Thurkettle bereitete sich auf jeden Auftrag sorgfältig vor, deshalb wurde er so hoch bezahlt, und deshalb war er so erfolgreich. Nach einer guten Minute reichte er die Bilder zurück. Werner klopfte auf das Foto von Stinnes. »Das ist Ihr Partner im Rauschgiftgeschäft, stimmt’s?« Thurkettle stimmte grunzend zu.
»Stinnes wird mit dieser Frau kommen.« Werner wies auf Fiona Samsons Foto. »Weiterfahren wird sie mit diesem Mann.« Er wies auf das von Bernard Samson. »Wahrscheinlich wird auch dieser Mann da sein.« Er zeigte ihm das Foto von Harry Kennedy. Thurkettle sah Werner an, dann die Fotos und dann wieder Werner.
»Ich kümmere mich um sie.«
Werner sagte: »Kümmern Sie sich nicht um die Falschen.«
»Aber nein«, sagte Thurkettle mit einem kalten Lächeln.
»Bernard und Fiona Samson. Passen Sie auf, daß denen nichts passiert.«
Thurkettle nickte. Jetzt glaubte er zu wissen, daß Werner Volkmann in das wahre Geheimnis nicht eingeweiht war: daß nämlich Tessa sterben und die Identität ihrer Schwester annehmen sollte.
»Die Ausfahrt Brandenburg«, fügte Werner hinzu, der ängstlich jedes Mißverständnis ausschließen wollte.
»Keine Sorge. Ich kenne den Ort. Die Baustelle, wo die Fahrbahn verbreitert wird. Habe sie mir gestern angesehen. Ich werde eine Schaufel, Overalls und einen Kanister Benzin mitnehmen.«
»Benzin?« Werner legte die Karte auf den Tisch. »Um den Wagen abzufackeln. Der Typ in London, der mir den Auftrag erteilt hat, will den Wagen verbrannt haben.«
»Nachher treffen Sie mich hier.« Er zeigte Thurkettle die Stelle auf der Straßenkarte. »Das Geld wird in einem Aktenkoffer sein. Wenn Sie keinen Aktenkoffer tragen wollen, sollten Sie sich was mitbringen, wo Sie’s reintun können. Wenn Sie ausgezahlt sind, fahren Sie auf die Autobahn zurück und über den Grenzkontrollpunkt Drewitz nach West-Berlin. Sie werden keine Schwierigkeiten haben. In Berlin rufen Sie die Nummer an, die ich Ihnen gegeben habe, und sagen, die Sache ist erledigt. Das Weitere ist dann Ihre Sache. Haben Sie Ihr Flugticket? Gehen Sie nicht nach Ost-Berlin zurück.«
»Ich werde nicht nach Ost-Berlin zurückgehen.«
»Haben Sie sich eine Waffe besorgt? Man hat mir gesagt, ich soll Ihnen, wenn nötig, eine beschaffen.«
»Das letzte Mal, daß ich keinen Ballermann dabeihatte, war in Memphis, Tennessee. Da habe ich zwei Typen mit den bloßen Händen erwürgt.« Er stellte eine Pappschachtel auf den Tisch. »Hier ist einer«, sagte er und hob den Deckel etwas an. Werner sah in Thurkettles kalte Augen und überlegte, ob das vielleicht ein Scherz sein sollte, aber da er dort keinen Aufschluß fand, schaute er schließlich in die Schachtel. »Gott im Himmel«, sagte er, als er das Inhalts gewahr wurde. Es war ein menschlicher Schädel.
»Also betütteln Sie mich nicht. Halten Sie nur die Kohle parat.«
»Ich werde das Geld bereit haben.«
»Wenn Sie’s abblasen
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