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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt
Autoren: Len Deighton
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wollen, ist dies Ihre letzte Chance«, sagte Thurkettle. »Aber wenn die Arbeit einmal gemacht ist, bin ich wie der Rattenfänger von Hameln. Ich komme zurück und mache die Arbeit gleich noch mal, verstanden?«
»Ich verstehe.«
»Gebrauchte Fünfzig-Dollar-Scheine«, sagte Thurkettle.
Werner seufzte und druckte mit seinem nassen Bierglas Ringe auf den Tisch. »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Ich werde es bereit haben, genau wie ich gesagt habe.«
»Erledigen Sie Ihre Sache, wie man’s Ihnen gesagt hat. Ich erledige meine Sache, wie man’s mir gesagt hat. Wenn Sie aber Scheiße bauen, Kumpel …«, er ließ den Rest ungesagt. Bisher war ihm noch niemand begegnet, der dumm genug gewesen wäre, einem gedungenen Mörder seinen Lohn vorzuenthalten. »Also noch einmal. Ich treffe Sie auf der Autobahn, Richtung Westen. Ich nehme die Ausfahrt nach Ziesar und Görzke. Sie werden am Ende der Ausfahrt auf mich warten. Das Verlassen der Autobahn ist für Transitreisende aus dem Westen verboten.« Das war alles hinreichend besprochen worden. »Ich werde da sein«, sagte Werner. Er fragte sich, ob der Schädel echt oder eine Nachbildung aus Kunststoff war, wie sie für Medizinstudenten angefertigt werden. Er sah jedenfalls sehr echt aus. Sehr echt. Er grübelte immer noch über diese Frage, als die Steaks gebracht wurden. Es waren große Rippenstücke, scharf angebraten und gerade richtig, zubereitet und serviert von Willi Leuschner persönlich. Er stellte einen großen Topf hausgemachter Meerrettichsoße dazu, denn er wußte, daß Werner sie gerne aß. Willi und Werner waren zusammen zur Schule gegangen und tauschten kurz die üblichen Freundlichkeiten aus. Beide Leuschners hatten vor, am Abend Werners Kostümfest zu besuchen. Es schien, als wollte halb Berlin dabeisein. »Noch ein Bier?« fragte Willi schließlich.
»Nein«, sagte Werner. »Wir müssen beide klare Köpfe behalten.«
Willi kritzelte die Rechnung auf einen Bierfilz und warf diesen wieder auf den Tisch.
Deuce Thurkettle ließ Werner die Rechnung bezahlen. Seine BMW stand vor der Tür. Es war eine große Maschine mit zwei Gepäcktaschen, in denen er sein ganzes Zeug verstaute. Die Maschine brüllte auf, und er gab Gas, ehe er in den Sattel stieg. Mit einem schnellen Winken der Hand grüßte er im Vorbeifahren durchs Fenster und war weg. Er hatte noch eine Menge zu tun vor dem Treffen auf der Autobahn, aber es war nötig gewesen, sich mit Werner zu treffen. Thurkettle nahm prinzipiell immer die Gelegenheit wahr, seine Kunden auf diese Weise zu bedrohen. Das gehörte zu seinem peniblen Umgang mit Kleinigkeiten, der ihn so erfolgreich machte.
Ein anderer Grund seines Erfolges war, daß er immer wußte, wann er den Mund zu halten hatte. Wer immer Werner Volkmann instruiert hatte, hatte ihm offenbar irgendein Märchen erzählt. Die Instruktionen, die Thurkettle in einer luxuriösen Suite im Londoner Hilton von Prettyman erhalten hatte, waren wesentlich umfassender und jedenfalls bestimmter gewesen. Prettyman hatte ihm gesagt, daß unter keinen Umständen außer Bernard und Fiona Samson jemand lebend davonkommen dürfe. Niemand. Prettyman hatte darauf mit großem Nachdruck bestanden.
Die Ausfahrt nach Brandenburg – der Ort, wo Fiona die Wagen wechseln sollte –, lag auf dem Gebiet der DDR an der von Hitler gebauten Autobahn, die Berlin mit dem Westen verband. Es war eine DDR-Autobahn, die für den Transitverkehr nach West-Berlin zugelassen war.
In dieser flachen Gegend, unmittelbar westlich von Berlin, verbreitern sich die Flüsse zu Seen. Hier wird vor allem Land- und Forstwirtschaft betrieben, und außerhalb der Städte findet der Reisende kleine Dörfer mit kopfsteingepflasterten Straßen, wo sich wenig verändert hat, seitdem das Bild des Kaisers dort in den Schulen hing.
Selbst einer der ostdeutschen Zweitaktmotoren befördert einen von Berlin aus in weniger als einer Stunde dorthin. Für Thurkettles schweres Motorrad war die Entfernung ein Katzensprung. Er kam nach Einbruch der Dunkelheit an. Die Straßenbauarbeiter hatten Feierabend gemacht. Ihre Maschinen standen säuberlich in Reih und Glied wie Panzer in Erwartung eines inspizierenden Generals.
Thurkettle knackte das Schloß an der Tür der Baubude. Beim Licht seiner Taschenlampe prüfte er Waffen und Munition und die Fleischersäge aus rostfreiem Stahl, die er mitgebracht hatte.
Dann zog er sich den Overall und medizinische Plastikhandschuhe an und betrachtete den Schädel und dessen von
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