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Geliebtes Monster

Geliebtes Monster

Titel: Geliebtes Monster
Autoren: Jason Dark
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drang aus ihrer Kehle. Bisher hatte Maureen sich so sicher gefühlt, das war plötzlich vorbei. Sie saß da und starrte ins Leere, während durch ihren Kopf die Gedanken huschten und das Innere beinahe taub machten.
    Etwas hatte sich verändert. Etwas drehte sich über ihrem Kopf zusammen, und sie wußte nicht, was es war und wie sie es fangen konnte. Alles war so anders geworden, obwohl sich in der Umgebung nichts verändert hatte.
    Gefahr!
    Dieses eine Wort jagte durch ihren Kopf. Mehmet hatte für eine Gefahr gesorgt, und wie sie die Vertreter der Medien kannte, würden sich diese auf den Zeugen stürzen, ihn befragen, ihm das letzte aus seiner Erinnerung hervorholen und möglicherweise eine Spur finden.
    Dem mußte sie vorbeugen.
    Der Lichtschalter befand sich in der Nähe. Ein Druck auf ihn, und das Schlafzimmer wurde zu einer hellen Insel, allerdings in sehr weiches Licht getaucht.
    Das runde Bett. Die Bilder an den Wänden. Die harmonische Tapetenbespannung, die Bücher in dem kleinen Standregal und die schmale Tür, die ins Bad führte.
    Dann räusperte sie sich, um die Kehle freizubekommen. Sie schaute an sich hinab und fand sich für einen späten Ausflug unpassend angezogen. Außerdem mußte sie noch die Anschrift dieses Zeugen herausfinden, was kein Problem war, denn sie würde beim Sender anrufen und sich als Reporterin ausgeben.
    Den Anruf erledigte sie per Handy. Zwar stellte sich der Mann, den sie an der Strippe hatte, quer, aber durch gewisse Worte und auch durch eine Veränderung des Timbres in der Stimme schaffte sie es, die nötigen Auskünfte zu bekommen.
    »Danke, ich werde mich erkenntlich zeigen.«
    »Das ist nett. Sehen Sie so gut aus, wie sich Ihre Stimme anhört?« fragte der Angestellte.
    »Noch besser.«
    »Das ist super. Sagen Sie mir noch mal den Namen und für welche Zeitung Sie arbeiten…«
    Maureen legte auf. Den Knaben hatte sie schon vergessen. Andere Aufgaben waren wichtiger. Maureen streifte einen dunklen Pullover über.
    Das Haar band sie im Nacken fest. Auf Schminke verzichtete sie, aber nicht auf die braune Jacke mit dem Innenfutter.
    Die Gegend, in die sie fahren mußte, gehörte nicht eben zu den ersten Adressen der Stadt. Sie wollte hinten auf dem Grundstück parken. Dort befand sich auch das Gartenhaus.
    An der Vorderseite ließ sie das Licht brennen, als sie aus dem Haus ging.
    Es war herbstlich kühl geworden. Der Wind wehte ihr den Geruch fauliger Blätter und nasser Erde entgegen. Laub lag überall, auch auf dem schmalen Weg, der das Grundstück an der Rückseite in zwei Hälften teilte.
    Das Haus war groß, eigentlich zu groß für eine Person. Aber sie wohnte gern dort. Dort war sie ungestört. Besucher empfing sie nur selten, einer, der ständig um sie war, reichte ihr. Der wartete immer auf sie, am Tag und in der Nacht.
    Maureen ging schneller. Die Hände hatte sie in den Taschen der Jacke vergraben. Nervös nagte sie auf ihrer Unterlippe, denn sie fürchtete, daß andere Menschen dieselbe Idee gehabt haben könnten wie sie, Menschen, die tatsächlich in der Medienbranche tätig waren.
    Maureen erreichte das Gartenhaus. Es war nicht beleuchtet und wirkte nur wie ein Klotz mit spitzem Dach.
    Die Tür war verschlossen. Das Schloß glänzte matt, als sich die Frau ihm entgegenbeugte. Sie schloß auf.
    Und hörte das leise Schnauben.
    »Komm«, flüsterte sie in das Dunkel hinein. »Komm, Geliebter, es wird Zeit, wir müssen was tun…«
    Maureen wartete auf der Türschwelle. Erst als das Tappen näher kam, trat sie zurück.
    Aus dem Dunkel schob sich die massige Gestalt hervor. In ihrem ovalen Schädel leuchteten die Augen wie zwei kalte Laternen…
    ***
    Ich habe es hinter mir! Dachte Mehmet. Verdammt noch mal, ich habe es gepackt.
    Er stand im Treppenhaus des Senders und fragte sich, wie er hierhergekommen war. Die letzten Minuten nach dem Interview waren wie im Traum abgelaufen. Daß es kein Traum war, konnte er beweisen.
    Da brauchte er nur in seine Innentasche zu fassen, wo die Scheine steckten, die er als Honorar für seinen Auftritt bekommen hatte.
    Hundert Pfund!
    Eine gute Summe. Zumindest für ihn. Er würde sich damit einige schöne Tage machen.
    Der Auftritt selbst war nicht so schlimm gewesen. Erst später, als er entlassen worden war, da war die gesamte Anspannung wieder auf ihn zurückgefallen, da war ihm alles noch einmal durch den Kopf gegangen, und es hatte sich immer und immer wieder abgespult. Wie in Trance war er gegangen, stand nun im
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