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Geliebter Vampir (German Edition)

Geliebter Vampir (German Edition)

Titel: Geliebter Vampir (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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saß einen Schlüssel für die schmiedeeiserne Tür in dem Eise n zaun, der das Dubois-Mausoleum umgab. Das Schloss war geölt, die Tür quietschte jedoch in den A n geln. Helen wunderte das.
    Allan war sonst ein Mann, der auf die Kleinigkeiten genauso achtete wie auf die großen Dinge. Wenn er das Mausoleum öfter b e suchte, und das würde er, wenn Blanche hier begraben lag, w ä re das Quietschen ihm aufgefallen. Dann hätte er es abstellen la s sen.
    Drei Stufen führten zur Tür in das Mausoleum hinunter. Eine große Eidechse saß auf einem schmalen Absatz an der Wand des zwe i stöckigen weißen Grabmals und züngelte Helen entgegen. Stellenwe i se wies das Mausoleum dunkle Streifen vom Regenwasser sowie wenig Moos und Pilzbewuchs auf.
    Helen war seit Blanches Beerdigung nicht mehr hier gewesen. Sie hatte es nicht fertig gebracht. Ein leiser Schauer überlief sie, als Robert abermals aufsperrte und sie die kühle, modrig riechende Gruft betraten. Die Gruft hatte eine hohe, mit Stuckarbeiten ve r zierte Kuppeldecke. Durch schmale Schlitze und Öffnungen fielen Bahnen von Sonnenlicht ein, in denen Staubkör n chen tanzten. Gaben und Geschenke für die Toten der Familie standen am Boden bei einer Gebetbank. Soweit achtete Allan die Tradition. Vermutlich hatte er jemand den Auftrag gegeben, oder die Opfergaben für die Toten w a ren einer früheren Anweisung folgend gebracht wo r den.
    An drei Seiten sah man die übereinander angeordneten Sargf ä cher. Helen überflog die Inschriften an den Steinplatten, die j e weils die Sargfächer verschlossen. Erwachsene wie auch Kinder ha t ten hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
    Dolores Anita Dubois, geborene de Santana, las Helen zum Be i spiel auf einer Platte. 1778 bis 1803. Tochter des letzten span i schen Gouverneurs von Louisiana. Ruben Dubois, 1799 - 1803, Ines Dubois, 1801 - 1803, hingerafft von der Cholera. Unvergessen für immer. Das war damals nicht die einzige Epidemie gewesen, die New Orleans heimgesucht hatte.
    Versonnnen betrachtete Helen einen Moment den Palmzweig auf der Steinplatte vor dem Grab der armen jungen Frau und ihrer beiden kleinen Kinder. Robert hatte sich bereits der Platte zugewendet, hinter der Blanches Sarg aus Edelholz stand.
    Blanche Dubois, geborene Farrar, stand auf der Platte. 1848 - 1871. Geliebte und unersetzliche Gattin des Allan Dubois. Und da r unter, unter einer eingemeißelten Taube: Die Liebe ist stä r ker als der Tod. Nachdenklich las Helen die Inschrift. Sie be g riff. Allan hatte den Tod seiner Gattin nicht hinnehmen wollen. Er wehrte sich mit all seinen Kräften und Mitteln dagegen.
    Robert schaute sie an. Helen nickte. Dumpf hallten die Schläge, als der immer noch starke Mann die Steinplatte mit dem Brecheisen zerschlug. Die Stücke fielen herunter. Schon sah man die Silbe r griffe und -beschläge des Prunksargs schimmern. Helen half Robert, ihn aus der langen Nische zu ziehen.
    Der Sarg rutschte ihnen aus der Hand und landete mit dem Fuße n de voran mit einem dumpfen Knall auf den Steinplatten des Fußb o dens. Noch war er geschlossen, doch das Holz erhielt einen riß. Robert fackelte nicht. Er setzte das Brecheisen an und h e belte an ein paar Stellen kurz und kräftig.
    Die Schrauben sprangen hervor. Jetzt konnte man den Sargd e ckel, den Blanches silberne Totenmaske und betende Hände sowie ein Ö l zweig zierten, wegziehen. Der Sargdeckel war schwer. Robert und Helen zogen ihn weg. Dann beugten sie sich über den offenen Sar g .
    Der Kapitän und die junge Ärztin schauten sich an. Der Prunksarg war leer. Man sah nur das mit Seide ausgeschlagene Inn e re und ein paar völlig verwelkte Blumen. Zwei tote Käfer lagen auf der weißen Seide. Sonst nichts. Falls Blanche sich überhaupt je in diesem Sarg befunden hatte, war sie schon lange daraus weggeholt wo r den.
     

5. Kapitel
     
    » Da haben wir es « , sagte der Flu ss kapitän. » Allan hat uns alle getäuscht. Du weißt, wie er kämpfte, sich an Blanche klammerte, ihren Tod nicht wahrhaben und den Leichnam nicht herg e ben wollte. Er hat ihn gestohlen. «
    » Weggeholt « , sagte Helen. » Stehlen kann man nur fremdes Eige n tum. Doch wo ist Blanches Leiche jetzt? «
    » Das wird mein Bruder uns sagen müssen « , erwiderte Robert. » Blanche findet keinen Frieden, weil sie nicht in ihrem Grab ruhen kann. Deshalb spukt ihr Geist umher. «
    » Du siehst das ziemlich einfach, Robert. « Helen ließ von dem Sie ab, ohne dass darüber gesprochen worden wäre. »
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