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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann
Autoren: Jude Deveraux
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wir? Wer sind Sie?« brachte sie endlich über die Lippen, als der heiße, starke Kaffee zu wirken begann.
    »Sie sind immer noch benommen, nicht wahr? Ich bin Janie, und ich wurde von Mr. Armstrong angeheuert, um mich um Sie zu kümmern.«
    Nicole blickte rasch auf. Der Name Armstrong bedeutete ihr etwas; nur konnte sie sich nicht mehr entsinnen, in welchem Zusammenhang. Als der Kaffee den Nebel vertrieb, der ihren Blick noch trübte, sah sie eine großgewachsene, grobknochige Frau mit einem breiten Gesicht und Wangen, die offenbar nie ihre rosige Farbe verloren und Nicole an eine Amme erinnerten, die sie als kleines Kind gehabt hatte. Diese Janie strahlte Zuversicht und etwas Wohlwollendes aus, das Nicole ein Gefühl der Sicherheit und Gelassenheit gab.
    »Wer ist Mr. Armstrong?«
    Janie nahm ihr den leeren Becher ab und füllte ihn nach. »Diese Männer haben Ihnen wirklich zuviel von dem Schlafpulver gegeben. Mr. Armstrong, Clayton Armstrong! Erinnern Sie sich jetzt? Der Mann, den Sie heiraten sollen.«
    Nicole blinzelte ein paarmal, trank noch mehr von dem Kaffee, der in einem Topf auf einem kleinen Messingbecken mit glühender Holzkohle warmgehalten wurde, und begann, sich nun wieder an alles zu erinnern. »Ich fürchte, da liegt ein Mißverständnis vor. Ich bin nicht Bianca Maleson und auch nicht mit Mr. Armstrong verlobt.«
    »Sie sind nicht...«, begann Janie und setzte sich auf das untere Bett der doppelstöckigen Koje. »Honey, ich glaube, Sie sollten mir lieber jetzt die ganze Geschichte erzählen.«
    Als Nicole damit zu Ende gekommen war, lachte sie. »Sie sehen also, daß die Männer mich wohl oder übel frei lassen müssen, sobald sie die ganze Wahrheit erfahren.«
    Janie schwieg.
    »Wollen sie das nicht?«
    »Da ist mehr an dieser Geschichte, als Sie wissen können«, sagte Janie. »Zum Beispiel, daß wir bereits seit zwölf Stunden auf See sind, unterwegs nach Amerika!«

2
    Wie betäubt betrachtete Nicole ihre Umgebung. Eine Schiffskajüte! Sie war kahl, Wände, Boden und Decke aus Eichenholz, an einer Wand eine doppelstöckige Koje. Da war wenig Raum zwischen dem Bett und der gegenüberliegenden Wand, in der sie ein rundes Bullauge entdeckte. Am einen Ende der Kajüte befand sich eine Tür, am anderen ein hoher Stapel aus Kisten und Koffern, die mit Seilen an der Wand festgezurrt waren. Eine niedrige Kommode stand in einer Ecke, darauf das Becken mit den Holzkohlen. Plötzlich wurde es Nicole bewußt, daß das Schaukeln die Bewegungen eines Schiffes bei ruhiger See waren. »Ich verstehe das nicht«, sagte sie. »Warum sollte jemand mich - oder vielmehr Bianca - nach Amerika entführen wollen?<<
    Janie ging zu einem der Schrankkoffer, öffnete den Deckel und entnahm ihm eine kleine Einstecktasche aus Leder, die mit einem Bändchen verschnürt war. »Ich denke, Sie sollten zunächst das lesen.«
    Verwirrt öffnete Nicole das Bändchen. In der Einstecktasche fanden sich zwei Blatt Papier, die mit einer kräftigen Handschrift bedeckt waren. Sie begann zu lesen.
    Meine teuerste Bianca,
    ich hoffe, daß Dir Janie inzwischen alles erklärt hat. Ich hoffe auch, daß Du nicht zu wütend bist über meine unorthodoxen Methoden, Dich zu mir zu bringen. Ich weiß,
    welch’ liebe und pflichtbewußte Tochter Du bist, und ich weiß, wie sehr Du Dir über die Gesundheit Deines Vaters Sorgen machst. Ich war bereit, auf Dich zu warten, solange ihn eine Krankheit ans Bett fesselte; doch nun kann ich nicht länger warten.
    Ich habe ein Paketboot für Deine Überfahrt nach Amerika ausgesucht, da diese Schiffe schneller sind als alle anderen. Janie und Amos haben Anweisung erhalten, alle Nahrungsmittel zu besorgen, die Du für die Reise brauchst, und auch Stoffe und Zutaten für eine neue Garderobe, da Du in der Eile des Aufbruchs ja Deine Kleider zurücklassen mußtest. Janie ist eine hervorragende Schneiderin.
    Obwohl ich Dich schon auf dem Weg zu mir weiß, vertraue ich dennoch nicht darauf, daß nichts mehr schiefgehen könne. Deshalb habe ich den Kapitän angewiesen, uns fernzutrauen. Denn wenn Dein Vater Dich findet, ehe Du zu mir gelangt bist, würdest Du schon die meine sein. Ich weiß, daß mein Verfahren etwas selbstherrlich ist; doch das mußt Du mir verzeihen und daran denken, daß ich es nur tue, weil ich Dich liebe und ohne Dich so einsam bin.
    Wenn ich Dich wiedersehe, wirst Du meine Frau sein. Ich zähle schon die Stunden.
    All meine Liebe!
    Clay
    Nicole behielt den Brief noch ein paar Sekunden lang in
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