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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne
Autoren: Rebecca Michéle
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Entschuldigung. Die Züchtigung des Jungen hatte Ralph ein Gefühl von Überlegenheit gegeben. Er wusste, dass er bei seinen Männern nicht beliebt war, aber durch Sympathie hatte noch nie ein Mann Macht errungen. Und Macht war das Wichtigste, nach dem Ralph Clemency strebte – noch mehr als nach Geld.
    Seine Aufmerksamkeit wurde nun von einer jungen, dunkelhaarigen Frau erregt, die mit einem Krug, der so groß war, dass sie ihn mit beiden Händen tragen musste, die Halle betrat. Obwohl sie in einen unförmigen grauen Kittel gekleidet war, erkannte Ralph ihre grazile Gestalt, und sein Blick blieb an ihren vollen Brüsten hängen. Wegen der Kälte zeichneten sich unter dem groben Stoff die harten Brustwarzen ab, und Ralph spürte, wie sich seine Männlichkeit regte. Seit ungefähr zwei Monaten hatte er keine Frau mehr besessen, und diese Magd hier kam ihm mehr als gelegen. Er durchquerte die Halle und sprach die junge Frau anscheinend besorgt an.
    »Gib mir den Krug, er ist viel zu schwer für eine zarte Person wie dich.«
    Ralph hatte in gebrochenem Englisch gesprochen, aber Hayla tat, als hätte sie ihn nicht verstanden. Sie starrte Ralph aus ihren veilchenblauen Augen an und presste den Krug fester an ihre Brust.
    »Warmes Bier …«
    Ralph nickte und leckte sich gierig die Lippen. Es war aber weniger die Aussicht auf einen Becher Bier, die seinen Appetit anregte, sondern vielmehr ihre weiße, zarte Haut, die in einem schimmernden Kontrast zu ihren schwarzen Locken stand.
    »Wie heißt du?«
    »Hayla.« Sie konnte nicht länger so tun, als würde sie ihn nicht verstehen. »Ich bin Magd.«
    Ralph nickte wohlgefällig. Bevor Hayla den Kopf abwenden konnte, hatte er mit den Fingern einer Hand ihr Kinn umschlossen und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
    »Ich wusste gleich, dass in dieser armseligen Burg irgendwo ein Schatz verborgen ist.«
    Hayla zuckte zusammen, denn Ralphs gieriger Blick sagte eindeutig, was für einen Schatz er meinte. Mit einer schnellen Bewegung befreite sie ihren Kopf aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück.
    »Bitte, lasst mich meine Arbeit tun, Sir. Eure Männer sind durstig und hungrig, das Essen ist gleich fertig …«
    »Erst gibst du mir einen Kuss!«
    Hayla keuchte und versuchte, an Ralph vorbeizukommen, aber er war schneller. Fest umschlossen seine Arme ihre Schultern, und vor lauter Schreck ließ Hayla den Krug fallen. Er zersprang in tausend Scherben, und das Bier ergoss sich in die Binsen. Ralph kümmerte es nicht, denn sein Glied presste sich prall und heiß gegen den Stoff seiner dünnen Beinkleider. Er musste dieses Weib haben! Auf der Stelle – hier und jetzt! Hayla war in seinem Griff gefangen, doch bevor sich seine Lippen auf ihren Mund pressen konnten, zuckte er plötzlich zusammen und ließ sie los.
    »Finger weg von dem Mädchen!« Wie ein Racheengel war Waline herangestürmt, in der Hand den dicken hölzernen Stößel aus dem Butterfass. Mit diesem hatte sie Ralph auf den Rücken geschlagen, und seine Hand fuhr unwillkürlich zu der schmerzenden Stelle zwischen seinen Schulterblättern.
    »Wie kannst du es wagen!« Ralph hatte den ersten Schrecken überwunden, und blitzschnell verabreichte er Waline eine so heftige Ohrfeige, dass die alte Magd einige Schritte nach hinten taumelte. Ihre linke Wange wurde feuerrot, deutlich zeichneten sich vier Finger von Ralphs Hand ab. Durch den Schmerz klang seine Erregung ebenso schnell ab, wie sie gekommen war, und machte grenzenloser Wut Platz. Er trat einen Schritt auf Hayla zu und hätte sie wohl ebenfalls geschlagen, wenn diese nicht blitzschnell abgetaucht und aus der Halle gerannt wäre. »Na, warte, Weib! Dich bekomme ich noch, und dann gnade dir Gott!«, schrie Ralph und schleuderte einen Zinnbecher der flüchtenden Hayla nach.
    Die Szene hatte die Aufmerksamkeit der anderen Männer erregt, die sich in einem Kreis um Hayla, Waline und Ralph scharten. In den Augen einiger stand gespannte Erwartung, aber die meisten schüttelten missbilligend den Kopf. Sie alle hatten von Bosgard de Briscaut, ihrem Herrn, bei dem sie ihn Lohn und Brot standen, den Befehl erhalten, die eroberte Bevölkerung anständig zu behandeln. Plünderungen oder gar Vergewaltigungen waren ihnen untersagt worden, doch schon auf dem Weg von London hierher in den Westen hatten die Männer festgestellt, dass sich Ralph Clemency einen Dreck um die Anweisungen Bosgards scherte. Aber ebenso wie Ralph wussten die Männer, dass es Wochen, wenn nicht
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