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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder
Autoren: Lisa Kleypas
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keuchte sie und bog sich ihm entgegen, als seine Zunge über ihre Halsschlagader glitt.
    »Sag meinen Namen«, flüsterte er.
    »Nein …«
    »Sag ihn.« Seine Hand umfasste ihre Brust und ihre Knospen wurden hart in dem warmen Nest seiner Handfläche.
    Mit einer heftigen Bewegung wand sich Lara aus seiner Umarmung und trat ein paar Schritte zurück, um die nötige Distanz zwischen sich und ihn zu bringen.
    Lara legte die Hand über ihre schmerzende Brust und starrte ihn verwirrt an. Sein Gesichtsausdruck war undurchsichtig, aber seine keuchenden Atemzüge verrieten, dass er genau wie sie um Haltung rang.
    »Wie kannst du es wagen?«, keuchte sie.
    »Du bist meine Frau.«
    »Hunter hat mich nie so geküsst.«
    »Ich habe mich geändert«, entgegnete er.
    »Du bist nicht Hunter!«, rief sie und eilte zur Tür.
    »Lara«, sagte er, aber sie ignorierte ihn. »Lara, sieh mich an!«
    Etwas in seiner Stimme veranlasste sie dazu, stehen zu bleiben. Zögernd drehte sie sich um und blickte ihn an.
    Er hielt etwas in der Hand.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Komm her und sieh es dir an.«
    Zögernd trat sie auf ihn zu. Mit dem Daumen drückte er auf den winzigen Verschluss an der Seite; das emaillierte Medaillon sprang auf und enthüllte ihr Miniaturporträt.
    »Seit Monaten betrachte ich es jeden Tag«, murmelte er. »Selbst als ich mich in der Zeit nach dem Schiffbruch nicht an dich erinnern konnte, wusste ich, dass du zu mir gehörst.« Er schloss das Medaillon und steckte es wieder in seine Jackentasche.
    Lara blickte ihn ungläubig an. Sie hatte das Gefühl zu träumen. »Woher hast du das?«, flüsterte sie.
    »Du hast es mir gegeben«, erwiderte er. »An dem Tag, als ich nach Indien aufgebrochen bin. Weißt du noch?«
    Ja, sie erinnerte sich daran. Hunter hatte es so eilig gehabt, wegzukommen, dass er sich kaum von ihr verabschieden wollte. Aber es war Lara gelungen, ihn für einen Augenblick beiseite zu ziehen und ihm das Medaillon zu geben. Es war üblich, dass die Ehefrau oder die Verlobte einem Mann eine Erinnerung mitgab, wenn er ins Ausland ging, vor allem in ein so gefährliches Land wie Indien, wo er von blutrünstigen Rebellen oder wilden Tieren umgebracht werden oder an einem Fieber sterben konnte. Diese Wagnisse jedoch hatten Hunter eher gereizt. Er hatte sich immer für unbesiegbar gehalten.
    Erstaunlicherweise hatte Laras Geschenk Hunter gerührt, jedenfalls so sehr, dass er sie flüchtig auf die Stirn geküsst hatte. »Reizend«, hatte er gemurmelt. »Danke, Larissa.«
    Beide hatten sie an ihre kurze, unglückliche Ehe gedacht, an die gegenseitige Bitterkeit und die Enttäuschung zweier Menschen, die nicht einmal so viel miteinander gemeinsam hatten, dass sie Freunde hätten werden können.
    Und doch hatte Lara sich Sorgen um ihn gemacht.
    »Ich werde für deine Sicherheit beten«, hatte sie zu ihm gesagt und er hatte ihr in ihr besorgtes Gesicht gelacht.
    »Verschwende deine Gebete nicht an mich«, hatte er erwidert.
    Der Mann vor ihr konnte anscheinend Gedanken lesen. »Du hast wahrscheinlich doch ein oder zwei Gebete für mich erübrigt«, murmelte er. »Das ist das Einzige, was mich nach Hause gebracht hat.«
    Lara wich das Blut aus dem Gesicht. Nur ihr Ehemann konnte die Abschiedsworte wissen, die zwischen ihnen beiden gefallen waren. »Hunter?«, flüsterte sie.
    Er packte sie an den Ellbogen und beugte sich zu ihr hinunter, um sie mit seinen dunklen Augen spöttisch zu mustern. »Du fällst doch nicht schon wieder in Ohnmacht, oder?«
    Sie war zu fassungslos, um zu antworten. Widerstandslos ließ sie sich von ihm zu einem Sessel führen und sank darauf nieder. Der Mann hockte sich vor sie hin. Mit den Fingerspitzen schob er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
    »Fängst du an, mir zu glauben?«, fragte er.
    »S … sag mir zuerst etwas, das nur mein Mann wissen kann.«
    »Du lieber Himmel, das habe ich schon zur Genüge mit Young und Slade durchgemacht.« Er schwieg und blickte auf ihre Witwentracht. Sie zuckte unter der Intimität seines Blicks zusammen. »An der Innenseite deines linken Beines ist ein braunes Muttermal«, sagte er leise. »Und auf deiner rechten Brust ist ein dunkler Fleck. An der Ferse hast du eine Narbe, weil du dir als junges Mädchen im Sommer einmal den Fuß an einem Felsen aufgeschnitten hast.« Er lächelte sie an. »Soll ich weiterreden? Ich kann auch die Farbe deines …«
    »Es reicht«, sagte Lara rasch, wobei sie heftig errötete. Zum ersten Mal gestattete sie
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