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Geliebter Feind (German Edition)

Geliebter Feind (German Edition)

Titel: Geliebter Feind (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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richtete ihr Kleid. Auch Justin stand auf, um sich anzuziehen. Währenddessen sprachen sie kein Wort miteinander.
    Was war nur plötzlich los mit ihm?
    Ohne sie anzusehen, meinte er leise: »Ich reite morgen nach London, um die Praxis eines Kollegen zu übernehmen. Ich werde wohl die nächsten Monate nicht mehr nach Aylesbury kommen.«
    Ach so, daher wehte der Wind. Er wollte sich verabschieden. Ein plötzlicher Schmerz ergriff ihr Herz und sie musste sich von ihm abwenden, damit er nicht den Glanz in ihren Augen sah. Was würde er ihr sagen? Dass sie ein netter Zeitvertreib für ihn gewesen war? Oder alles nur ein Spiel, um seine lächerliche Rache zu vollenden?
    Langsam drehte sie sich zu ihm um, während sie versuchte, ein möglichst gleichgültiges Gesicht aufzusetzen. Doch in ihrem Inneren tobte ein Wirbelwind. Sie brauchte sich nichts vormachen. Kein Mann hatte jemals romantische Gefühle für sie entwickelt. Wieso sollte es bei Jus anders sein?
    Immer noch sah er sie nicht an. »Claire, ich …«
    »Du brauchst nichts weiter zu sagen, Justin«, unterbrach sie ihn. »Ich weiß, dass unsere Beziehung, falls ich es überhaupt so nennen darf, hiermit beendet ist.« Sie atmete einmal tief durch und blickte ihm in die Augen, doch er schielte leicht an ihr vorbei. Was war er doch für ein erbärmlicher Feigling! Wenn er es schon nicht sagte, dann würde sie es tun: »Die letzten Wochen waren sehr schön mit dir, aber mehr war da nicht zwischen uns.«
    Jedes ihrer eigenen Worte ließen einen Teil in ihr absterben. Claire hatte sich unsterblich in Jus verliebt, aber sie würde ihm ihre wahren Gefühle nicht offenbaren. Diese Genugtuung würde sie ihm nicht geben. Sie wusste, wohin das führen würde. Doch sie würde es nicht überstehen, wenn er ihr noch einmal das Herz aus der Brust riss. Die schönen Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit würde sie allerdings fest darin einschließen.
    Justins Züge verhärteten sich. Plötzlich wirkte er wieder so kalt und unnahbar wie bei ihrer Begegnung vor drei Monaten. Sie hatte geahnt, dass sie ihm nichts bedeutete, doch es tat so weh, die Bestätigung dafür zu bekommen.
    Sie hingegen liebte Justin über alles. Nicht nur, weil er gut aussah – nein, sie liebte ihn, weil er auf ihre Bedürfnisse einging und ihren Körper behandelt hatte wie ein wertvolles Instrument. Er hatte sie glauben gemacht, sie wäre begehrenswert und etwas Besonderes.
    Justin distanzierte sich immer mehr von ihr. Wortlos drehte er sich um und zog sich seinen Mantel über. Es war wohl besser, wenn sie sich nichts vormachten, doch Claire war es, als müsse sie auf der Stelle sterben.
    Ob er sie wenigstens noch einmal im Arm halten würde?
    »Justin …« So schnell würden sie sich schließlich nicht mehr sehen und sie vermisste ihn jetzt schon.
    Doch er wandte sich einfach von ihr ab und verließ die Hütte. Sie hörte nur noch, wie er auf sein Pferd stieg und davonritt. Kein Wort des Abschieds, keine letzte Umarmung – er war einfach so gegangen.

    Claire war furchtbar aufgeregt. Sie saß hier als letzte Patientin in einer Londoner Praxis und wartete darauf, dass der Arzt sie endlich holen kam. Vor sechs Wochen hatte sie bemerkt, dass ihre Monatsblutung nicht einsetzte, und dass, obwohl ihr Körper funktionierte wie ein präzises Uhrwerk. Die morgendliche Übelkeit, mit der sie plötzlich zu kämpfen hatte, brachte ihr jedoch Gewissheit: Sie bekam ein Kind!
    Sie hatte sich Abigail, der Tochter des Schmieds, anvertraut. Abby war ihre beste Freundin, seitdem sie zusammen vor Bauer Hodges geflüchtet waren. Aber damals waren sie noch Kinder gewesen und das Leben nur ein Spiel.
    Jetzt war plötzlich alles so ernst.
    Claire hatte ihnen beiden eine Passage nach London gekauft und gemeinsam waren sie mit der überfüllten Kutsche in die große Stadt gerumpelt. Abby, die ihre Anstandsdame spielte, kannte dort die Adresse eines Arztes, der Claire untersuchen sollte. »Is der beste Doc weit und breit«, hatte sie gesagt, denn der Arzt in Ayelsbury war wenig vertrauenerweckend, und sollte dort jemand von Claires Zustand erfahren …
    Ich bekomme ein Baby! Wie sehr hatte sie sich immer ein Kind gewünscht. Und dass es von Justin war, machte ihr nichts aus. Sie bereute keine Sekunde, die sie mit ihm verbracht hatte. Es würde allerdings ein Problem werden, das Baby in Aylesbury zu bekommen. Vielleicht sollte sie eine Zeitlang untertauchen, bis das Kleine auf der Welt war.
    Wütende Stimmen ließen sie plötzlich
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