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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind
Autoren: LYNNE GRAHAM
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oder? Wenn du ein Problem hast, kommst du zu mir, damit ich dir helfen kann.“
    Eine derart traditionelle Einstellung hätte sie bei Nikolai wahrlich nicht erwartet. Bei ihm hörte sich das so einfach an, so simpel. Er war wütend, weil sie sich ihm nicht anvertraute, empfand es als Beleidigung und fühlte sich von ihr zurückgesetzt, weil sie ihm nichts von der prekären Lage ihres Bruders erzählt hatte. „Du sollst mich nicht für eine von den Frauen halten, die sich deinen Reichtum zunutze machen wollen.“
    „Wäre es gegen deinen Stolz gegangen, mich um Hilfe zu bitten?“, fragte er abfällig.
    „Ich dachte, du schätzt meine Eigenständigkeit“, murmelte sie.
    „Deine Eigenständigkeit, ja. Aber nicht deine Dummheit. Du bist bedroht worden, und du hast mir nichts davon gesagt. Wäre dir irgendetwas zugestoßen, hätte ich diese Kerle eigenhändig umgebracht“, knurrte er grimmig. Er konnte selbst nicht fassen, wie wütend er war. Abbey vertraute ihm nicht. Dass sie ihn nicht um Hilfe gebeten hatte, war wie ein Schlag in den Magen für ihn gewesen.
    „Ich glaube einfach nicht, dass du so wütend auf mich bist“, setzte sie erneut an. „Ich wollte dich nicht um Geld bitten, vor allem, weil niemand sagen kann, wann wir es zurückzahlen können, so, wie die Lage im Moment aussieht.“
    „Ich habe veranlasst, dass die Schulden beglichen werden. Es hat mich beeindruckt, dass dein Bruder seine Spielsucht zugibt und von allein zu den Anonymen Spielern gegangen ist. Ich vermute, er hat seine Lektion gelernt“, sagte Nikolai. „Das Geld ist nicht geliehen, ich will keine Rückzahlung. Betrachte es als Geschenk.“
    Als Geschenk? Abbey hatte das Gefühl, schon viel zu viele Geschenke von ihm angenommen zu haben. „Ich kann kaum ablehnen, wenn du es Drew und Caroline unter diesem Gesichtspunkt angeboten hast. Das ist dann jetzt ihre Angelegenheit. Du hast mir die Dinge aus der Hand genommen. Du bist unglaublich großzügig und anständig und …“
    „Vergiss es“, schnitt er ihr das Wort ab.
    „Ich nehme an, du erwartest, dass ich weiterhin für dich arbeite …“
    „Und auch alles andere, lubow moja .“ Mit einem Ruck zog er sie an sich heran, bevor Abbey überhaupt wusste, was er vorhatte.
    Sie stand mehr oder weniger unter Schock. Sie war alles völlig falsch angegangen. Eigentlich war es unmöglich, dass ein Mann, der nur an einer flüchtigen Affäre interessiert war, es als sein Recht ansah, ihre Sorgen mit ihr zu teilen und ihre Probleme zu lösen. Es schien, als würde Nikolai es nur allzu gern sehen, wenn sie sich schwach und hilflos gab, damit er dann als der Ritter in schimmernder Rüstung zu ihrer Rettung eilen konnte. In ihrem Kopf schwirrte alles. Ein Lächeln auf den Lippen, schmiegte sie die Wange an seine Schulter. Sie dachte daran, wie sehr sie ihn liebte und wie würdig er in dem Moment dieser Liebe war. Ihr Misstrauen wegen Ophelia Metaxis löste sich auf. Wie konnte sie misstrauisch sein, wenn er ihr solche Fürsorge und Unterstützung bot? Sie erinnerte sich auch daran, wie aufgeräumt und nonchalant Ophelias Mann geblieben war, und schalt sich für die grundlose Eifersucht. Die Erleichterung, die durch sie hindurchflutete, machte sie matt und müde.
    „Du schläfst ja schon halb.“ Nikolai seufzte, hob sie auf seine Arme und trug sie zum Bett zurück.
    „Es war ein langer und anstrengender Tag“, murmelte sie und kuschelte sich in die Kissen. Dann fiel sie in einen tiefen, festen Schlaf.
    Nikolai betrachtete sie. Das Bett war schmal, und er wollte sie nicht stören, wenn sie so ausgelaugt war. Er hatte ihr sagen wollen, was auf der Party passiert war, aber nun würde er die Neuigkeiten bis morgen für sich behalten müssen, wenn Abbey sich ausgeschlafen und genügend Energie getankt hatte, um ihm zuzuhören.
    Abbey war eigentlich davon ausgegangen, dass Nikolai über Nacht bleiben würde. Deshalb war sie überrascht, als sie am nächsten Morgen allein wach wurde. Sie hatte wie ein Stein geschlafen, aber etwas Schrilles drang jetzt an ihr Ohr. Das Telefon? Die Klingel der Wohnungstür? Beides!
    Sie kletterte aus dem Bett, griff nach dem schnurlosen Telefon, warf sich einen Morgenmantel über und eilte zur Tür. Sie war viel zu verschlafen und konfus, um daran zu denken, erst durch den Spion zu schauen. So kam es als unangenehmer Schock für sie, sich plötzlich einem Reporter gegenüber zu sehen, der eine Zeitung hochhielt und sie um einen Kommentar bat.
    „Einen Kommentar
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