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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind
Autoren: LYNNE GRAHAM
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Frau sich jemals wieder von diesem Schlag erholen würde.
    Als sie zu Hause ankam, stellte sie den Miniaturritter mit seinem Pferd auf den Tisch neben das Puppenhaus und strich mit einer Fingerspitze sacht über sein schwarzes Plastikhaar. Ihr mittelalterlicher Held war wohl kaum schon bereit für die Blumenmustertapete und den Schwarm Kinder, die ihn im Puppenhaus erwarteten. Plötzlich rannen Abbey stumme Tränen über die Wangen.
    Sie eilte ins Schlafzimmer und nahm das Perlencollier ab. Im Wandspiegel musterte sie den blauen Fleck an ihrem Hals. und fragte sich, wie es sein konnte, dass die Wärme und Leidenschaft, die Nikolai und sie noch am frühen Abend miteinander geteilt hatten, so schnell verschwunden war. Sie hatte keine der typischen Anzeichen von Interessensverlust bemerkt, sie hätte auch nie damit gerechnet, dass es so abrupt geschehen würde. Allerdings war Nikolai dafür berüchtigt, dass seine Beziehungen nie lange dauerten. Sie hatte sich einfach nur geweigert, das im Kopf zu behalten, hatte sich nicht für das unvermeidliche Ende gewappnet. Es geschah wirklich im ungünstigsten Moment, sich eingestehen zu müssen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Was nützte ihr diese Erkenntnis, wenn alles vorbei war? Und wie sollte sie weiter für ihn arbeiten können? Erwartete er von ihr, die Scharade ihrer Beziehung aufrechtzuerhalten?
    Wann war das alles so kompliziert geworden? Sie musste jetzt an ihren Bruder denken, nicht an sich selbst. Der Überfall auf Drew war nur eine Warnung gewesen. Es würde noch Schlimmeres folgen, wenn diese Leute nicht bald ihr Geld sahen.
    Abbey schminkte sich ab und machte sich fürs Bett fertig, zog T-Shirt und Shorts an, in denen sie immer schlief. Die ganze Woche über hatte sie im Bett nichts als ihre Haut getragen. War ihr kalt geworden, hatte sie sich an Nikolai gekuschelt. Schon glichen diese Erinnerungen den Erinnerungen aus einer anderen Zeit, einem anderen Leben …
    Um ein Uhr morgens klingelte es Sturm an ihrer Apartmenttür. Abbey lag wach im Dunkeln, sie hatte keinen Schlaf gefunden. Sie stand auf und tappte in die Diele, schaute durch den Türspion. Nikolai.
    Sie zog die Tür auf. „Ich habe dir nichts zu sagen“, meinte sie tonlos.
    „Dafür habe ich dir umso mehr zu sagen“, knurrte er und drückte die Tür mit der Hand weiter auf. „Du verlässt die Party und gehst zu Bett, als wäre nichts geschehen?“
    „Was hättest du denn gerne gehabt? Hätte ich eine Szene machen sollen? Hätte ich im Haus der Metaxis auf hektische Suche nach dir gehen sollen?“ Sie trat zurück, um ihn hereinzulassen. Ihre Nachbarn sollten nicht durch einen Streit auf dem Korridor aufgeweckt werden.
    „Alles wäre besser gewesen, als mich einfach stehen zu lassen!“, donnerte Nikolai mit eisiger Wut. „Das war schlichtweg unhöflich, absolut unverzeihlich!“
    „Genau wie mich für deinen Botticelli-Engel stehen zu lassen!“, schoss sie zurück.
    Seine Miene wurde hart. „Nenn sie nicht so. Und ich habe dich nicht stehen lassen. Was meinst du wohl, wie ich mich gefühlt habe, als ich erfuhr, dass dein Bruder im Krankenhaus liegt?“
    Abbey zuckte mit einer Schulter und presste die Lippen zusammen. Sie war entschlossen, nichts von ihren Gefühlen durchscheinen zu lassen. In Nikolais Gegenwart würde sie sich eine solche Schwäche nicht leisten. Er hatte seine Fliege gelöst, die obersten Knöpfe seines Hemdes standen offen. Der Ärger hatte seine Wangenknochen rot gefärbt. Noch nie hatte sie ihn so wütend gesehen, nur selten ließ er seine Emotionen derart offen sichtbar werden.
    „Lysander hat mir gesagt, in welcher Klinik dein Bruder liegt. Als ich dort ankam, hatte Caroline, deine Schwägerin, immerhin genügend Verstand, mir die ganze Situation zu erklären. Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich es von ihr hören musste und nicht von dir“, meinte er anklagend.
    Eine Welle verlegener Verwirrung schlug über Abbey zusammen. „Die Probleme meiner Familie haben mit dir nichts zu tun“, verteidigte sie sich.
    „Natürlich haben sie das! Du gehörst zu meinem Leben. Weißt du, wie ich mich fühle, wenn dein Bruder krankenhausreif geschlagen wird und du dich dennoch weigerst, mich um Hilfe zu bitten?“
    Abbey wrang hilflos die Hände. Sie verstand nicht, warum er so wütend war. „Es ist doch nicht dein Problem.“
    „Aber deines. Und deine Probleme sind auch meine“, erwiderte er mit unverbrüchlicher Überzeugung. „Dafür bin ich schließlich hier,
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