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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin
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und ausgeraubt wurden, ausgelassen.
    »Wie wenn man einem Kind die Bonbons wegnimmt«, hatte er eines Morgens, nach der Kirche, erbost zu Sabrina gesagt, »so stiehlt dieses Gesindel den Leuten ihr Eigentum. Hier kann man einfach nicht mehr gefahrlos leben.«
    Wie leicht es doch wäre, den Räuber zu spielen, überlegte Sabrina.
    Der erste Versuch war fehlgeschlagen und hätte sie fast das Leben gekostet. Die Kutsche, die sie überfallen wollte, war einfach weitergefahren.
    Der zweite Versuch war erfolgreicher gewesen und hatte ihr eine Rubinbrosche und eine goldene Uhr eingebracht, von Lord und Lady Malton, ihren ersten Opfern. Sie hatte den Schmuck verkauft und dann die alte Stute gegen ein jüngeres Pferd einge-tauscht und von dem restlichen Geld eine Kuh gekauft.
    Glücklicherweise war sie Will und John in die Quere gekommen. Eine Kompanie Dragoner war ihr hart auf den Fersen, als sie den beiden begegnete, die mit gewilderten Hasen beladen waren.
    Aus dem Schutz der Bäume hatten sie beobachtet, wie die Soldaten vorbeidonnerten, und sich dann mißtrauisch einander zugewandt.
    Sie erinnerte sich mit Vergnügen daran, wie die zwei riesigen Männer drohend vor ihr gestanden waren, sie in viel zu großen Stiefeln, mit einer Maske vor dem bleichen Gesicht.
    John hatte zu ihr hinuntergeschaut, und seine strohblonden Haare hatten im Mondlicht wie Silber geschimmert.
    »Ja, wen haben wir denn da?« hatte er interessiert gefragt.
    »Sieht aus wie ein kleiner, schottischer Gentleman, John.«
    Wills Lachen schallte durch den Wald.
    »Genau, Jungs, das bin ich«, hatte sie mit rauchiger Stimme erwidert und keß die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Da bist du wohl ein bißchen zu weit nach Süden geraten, kleiner Mann. Meinst du nicht, du solltest etwas weiter nach Norden ziehen? Wär’ nicht gut, wenn wir wieder über dich stolpern«, hatte John gedroht.
    »Ja, kleiner Schotte, sieht aus, als wärst du auch fleißig gewesen. Was hast du denn erbeutet? Vielleicht solltest du es als Dank für unseren Beistand mit uns teilen«, hatte Will mit einem breiten Grinsen gesagt.
    Sabrina hatte nach ihrer Pistole gegriffen, weil sie gar nicht daran dachte, ihre erste Beute mit diesen beiden Tölpeln zu teilen, aber da hatte sie schon einer von ihnen gepackt und hochgehoben. Sie hatten ihren Beutesack enttäuscht durchsucht und ihr dann die Maske abgenommen. Ihre Überraschung war Balsam für ihre aufgewühlte Seele gewesen.
    »Aber das ist ja die kleine Lady Sabrina Verrick«, hatte John erschrocken ausgerufen.
    Sabrina hatte ihre Verunsicherung kurz genossen und ihnen dann einen überraschenden Vorschlag gemacht, da sie von ihrer Kraft höchst beeindruckt gewesen war. Außerdem zog sie es vor, die beiden auf ihrer Seite zu haben, jetzt wo sie ihr Geheimnis kannten.
    Diese Entscheidung hatte sie bis zum heutigen Tag noch kein einziges Mal bereut. Will und John waren für sie und ihre Familie unentbehrlich geworden, hatten Gärtner und Diener für Verrick House aus dem Dorf beschafft und es außerdem irgendwie be-werkstelligt, daß sie in allen Läden der Umgebung Kredit beka-men, bis ihr Einkommen geregelt war.
    Alles funktionierte bis jetzt bestens, fast zu gut, wie sie manchmal sorgenvoll dachte.
    »Willst du bis zum Morgengrauen da drin bleiben?« fragte Mary verschlafen. »Du wirst verschrumpelt sein wie eine alte Pflaume.«
    Sabrina kletterte aus der Wanne, wickelte ihre schlanke Gestalt in das gewärmte Handtuch, trocknete sich dann vor dem Feuer ab und schlüpfte in ihr Nachthemd, den weichen Stoff über ihren Hüften glattstreichend.
    Mary umarmte sie kurz und verschwand in ihr eigenes Zimmer. Sabrina ging zur Truhe, öffnete sie und betrachtete ihr Schwert und die Pistole, die obenauf lagen. Dann kramte sie weiter unten in der Truhe und holte das Messer ihres Großvaters heraus, dessen Griff reich mit Silber verziert war. Sie drückte es zum Trost kurz an ihre Brust und versuchte, sich das Gesicht ihres Großvaters ins Gedächtnis zu rufen. Ihre violetten Augen funkelten wie seine, und ihr Lächeln erinnerte an seins.
    »Ich hab’ dir doch versprochen, mich um Richard zu kümmern, nicht wahr? Aber so hast du es dir nicht vorgestellt, oder, Großvater?«
    Sie legte das Messer in die Truhe zurück und kletterte ins Bett, ihre Augen schlossen sich, sobald ihr Kopf das Kissen berührte.
     
    Nicht bedenkend ihren Untergang,
    Spielen sie, die kleinen Opfer!
     
    Nichts ahnend von dem Bösen, das sie erwartet.
    Ohne Sorgen um
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