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Geliebte Schwindlerin

Geliebte Schwindlerin

Titel: Geliebte Schwindlerin
Autoren: Barbara Cartland
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Erfüllung herbeisehnte.
    Einige Male, nachdem das Meer sich beruhigt hatte und sie keine Angst mehr zu haben brauchte, hatte er die Schlafkabine mitten in der Nacht verlassen und war im Salon geblieben. Sie hatte am nächsten Morgen keine Fragen gestellt, weshalb er das getan hatte, denn sie spürte instinktiv, daß er sein Verlangen, ihr näher zu sein, sie zu küssen und zu liebkosen, zu zügeln versuchte, weil Sitte und Anstand es ihm geboten.
    „Er ist ein so wundervoller, einzigartiger Mensch“, murmelte Minella vor sich hin. „Ich möchte so gern seine Frau werden, ihm Kinder schenken und sein Schloß so in Ehren halten, wie er es tut.“
    Eine Ewigkeit schien vergangen, als sich die hintere Tür des Hauses öffnete und der Graf heraustrat.
    Er war allein. Niemand schien ihn zur Tür begleitet zu haben. Langsam stieg er die Stufen hinunter und nahm in der Kutsche Platz.
    „Zum britischen Konsulat!“ wies er den Kutscher an.
    Die Pferde zogen an, und Minella wagte nicht zu atmen. Ängstlich forschend blickte sie den Grafen an, als wollte sie von seinem Gesichtsausdruck ablesen, was er erfahren hatte.
    Er lächelte flüchtig, und ihr war, als habe ein Sonnenstrahl eine dunkle Wolkenbank durchdrungen.
    „Ist … alles in Ordnung?“ fragte sie mit bebender, fremdklingender Stimme.
    Er nahm ihre Hand und drückte sie so fest, daß es sie schmerzte.
    „Ich kann immer noch nicht glauben, daß es wahr ist!“
    „Was meinst du damit?“
    „Meine Frau ist vor über einem Jahr gestorben, und das Kind, das sie erwartete, war eine Totgeburt.“
    Minella sah ihn fassungslos an. „Das haben sie dir nicht mitgeteilt?“
    „Der Mann, dessentwegen sie mich verlassen hat, ist ein erbärmlicher Kerl, der weiter das für sie bestimmte Geld kassieren wollte.“
    „Dann bist du längst ein freier Mann?“
    „Seit über einem Jahr!“ erwiderte der Graf. Erst in diesem Augenblick schien er sich der wahren Bedeutung dieser Tatsache bewußt zu werden, denn er wandte sich Minella zu und sah ihr in die Augen.
    „Und jetzt, mein Liebling, wird geheiratet!“
    „Bist du wirklich sicher, daß dies dein Wunsch ist?“
    „Ganz sicher!“ bestätigte der Graf. „Wir werden keinen Tag länger zögern!“
    „Werden wir auf dem britischen Konsulat heiraten?“
    Er schüttelte den Kopf. „Das wäre ein Fehler, denn dann würde bekannt, daß du meine Reisebegleiterin warst und nicht, wie von uns vorgegeben, meine Frau bist.“
    „Was sollen wir dann tun?“
    „Darüber habe ich gerade nachgedacht“, erwiderte der Graf, „und hoffe, daß mein Plan von dir gebilligt wird.“
    Minella legte die Hand auf die seine. „Meinst du wirklich, wir können jetzt ohne weiteres heiraten?“
    „Wir werden heiraten“, sagte er mit Nachdruck. „Deine Gebete, mein Liebling, haben geholfen, daß alles, was ich mir ersehnt habe und doch für unerreichbar hielt, wahr werden kann.“
    „Sag mir ganz schnell, was du vorhast.“
    Der Graf holte tief Luft, bevor er antwortete: „Wir machen einen Anstandsbesuch beim britischen Konsulat. Sobald wir wieder an Bord sind, gebe ich dem Kapitän zu verstehen, daß ich dort eine unangenehme Neuigkeit erfahren hätte, die aus England gekommen ist.“
    „Wie lautet sie?“ fragte Minella gespannt.
    „Meine vor achtzehn Monaten mit Sondergenehmigung in der protestantischen Kirche von Nizza stattgefundene Trauung werde vom Erzbischof von Canterbury nicht gesetzlich anerkannt, weil der Priester, der sie vornahm, kein Mitglied der anglikanischen Kirche war.“
    Minella sah ihn mit großen Augen an, und er fuhr bedächtig fort, so als müsse er sich selbst noch alle Einzelheiten zurechtlegen: „Deshalb teile ich dem Kapitän unter dem Siegel der Verschwiegenheit mit, daß ich die Trauung an Bord seines Schiffes zu wiederholen wünsche, bevor die Angelegenheit an die Öffentlichkeit dringt.“
    „An Bord des Schiffes?“ wiederholte Minella verwirrt.
    „Es dürfte dir bekannt sein, daß der Kapitän eines Schiffes berechtigt ist, auf hoher See Trauungen vorzunehmen, und wenn er sich in unserem Fall auch dazu bereit erklärt, wirst du bald meine Frau sein!“
    Minella stieß einen erstickten Schrei aus und konnte nicht verhindern, daß ihr Tränen über die Wangen rannen.
    „Meine Gebete wurden erhört“, sagte sie dann ergriffen. „Papa und ganz bestimmt auch der liebe Gott hatten ein Einsehen, daß du nicht durch eine Scheidung und den damit verbundenen Skandal entehrt werden durftest.“
    „Wie
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