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Geliebte Schwindlerin

Geliebte Schwindlerin

Titel: Geliebte Schwindlerin
Autoren: Barbara Cartland
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mit dünner, verzagter Stimme vernehmen: „Wenn dir das alles so zuwider ist, wäre es dann nicht besser, wir würden auf eine Heirat verzichten?“
    Der Graf zog sie fester an sich. „Glaubst du wirklich, ich möchte dich jetzt noch verlieren?“ fragte er sie. „Jede Minute, die ich mit dir zusammen bin, Liebste, verliebe ich mich mehr in dich. Ein solches Glück habe ich nicht gekannt, bis ich dich gefunden habe.“
    „Ist das wahr?“
    „Wir kennen einander mittlerweile so gut, daß du spüren würdest, wenn ich die Unwahrheit sagte!“
    „Und umgekehrt wäre es genauso!“
    „Du könntest mich nicht mehr täuschen“, erwiderte der Graf. „Eigentlich war es weniger eine Täuschung. Du hast mich verwirrt, weil die Art, wie du dich gabst, nicht zu dir paßte, weil ich instinktiv erfaßte, daß du das genaue Gegenteil bist.“
    „Hast du mich tatsächlich für so … so leichtfertig und unmoralisch gehalten wie Nellie und Gertie?“
    Ihm fiel auf, daß sie Connies Namen in diesem Zusammenhang nicht erwähnte.
    „Du hast versucht, dich in die Rolle einer solchen Frau hineinzuversetzen“, erwiderte er, „genauso wie du jetzt die meiner Gemahlin spielst, was du, so Gott will, bald in Wirklichkeit sein wirst.“
    Er drückte sie fester an sich. „Als Gräfin Wynterborne wirst du über Revuetänzerinnen nur das wissen, was du von deiner Loge aussehen kannst.“
    Minella lachte leise. „Für mich war der Auftritt der Mädchen der prächtigste Anblick, der mir je geboten wurde. Die Musik war hinreißend und die ganze Darbietung ebenso.“
    „In deiner Erinnerung wird nur haften bleiben, was man als Zuschauer auf der Bühne zu sehen bekommt“, erklärte der Graf fest. „Das, was du hinter den Kulissen gesehen und gehört hast, wirst du vergessen.“
    „Wenn das dein Wunsch ist, will ich mich gern danach richten“, entgegnete Minella.
    „Ich bete dich an!“ murmelte er. „Und jetzt, mein Liebling, versuch zu schlafen. Bis morgen wird das Meer sich ganz sicher beruhigt haben. Im übrigen brauchst du keine Angst zu haben, denn ich bin ja bei dir.“
    „Es ist schön, deinen Arm um mich zu spüren“, flüsterte Minella. „Vielleicht sollte ich schon deshalb vorgeben, mich zu fürchten.“
    „Ich erkenne jetzt, wenn du mir etwas vorspielst“, erwiderte der Graf lachend. „Aber ich verbürge mich für deine Sicherheit.“
    Es kostete Minella große Überwindung, sich von ihm abzuwenden und auf die andere Seite zu drehen.
    Sie schloß die Augen, aber die quälenden Gedanken, die um seine mißliche Lage kreisten, ließen sie nicht los. Lebhaft konnte sie sich vorstellen, wie verhaßt ihm ein solcher Skandal und der damit verbundene Klatsch sein würden, aber sie fand keinen Ausweg aus dem Dilemma.
    „Vielleicht sollte ich ihn verlassen“, sagte sie sich und flehte im Gebet ihren Vater an, ihr den rechten Weg zu weisen. „Hilf mir doch, Papa! Ich möchte so gern das Richtige tun, und du kennst dich in dieser Welt besser aus als ich. Es wäre mir unerträglich, wenn sein Ansehen vor Gericht beschmutzt würde oder er Spott und Hohn seitens seiner Freunde über sich ergehen lassen müßte.“ Sie betete, bis der Schlaf sie übermannte.
    Auch am darauffolgenden Morgen waren ihre Sorgen nicht verflogen. Selbst die Schönheit des Mittelmeeres, das sie im Laufe des Vormittags erreichten, vermochte die Schatten nicht zu verscheuchen, die ihr Glück bedrohten.
    Am Abend vor ihrer Ankunft in Neapel nahmen sie das Abendessen allein in der Kabine ein. Sobald der Steward gegangen war, wandte Minella sich an den Grafen.
    „Ich möchte mit dir reden.“ Ihre Stimme klang so ernst, daß er sie forschend ansah. „Setz dich bitte und mach es dir bequem“, fuhr sie fort.
    Er nahm in einem der Polstersessel Platz und streckte die Arme nach ihr aus, aber sie schüttelte den Kopf und ließ sich zu seinen Füßen auf dem Teppich nieder.
    Ihr Gewand aus zartblauem Chiffon bauschte sich um sie und betonte ihren weißen Nacken und die zarten Schultern.
    Mit ihrem hellen Haar und dem kindlichen Gesichtsausdruck erinnerte sie den Grafen in diesem Augenblick an einen kleinen Engel, der durch den Sommerhimmel lugt.
    Nun, da er sie näher kannte, gestand er sich ein, noch nie einer Frau begegnet zu sein, deren Augen so lebhaft all ihre Gefühle und Empfindungen widerspiegelten, und die sich so anmutig auszudrücken vermochte, daß ihre Worte wie Poesie klangen.
    Was er Minella gestanden hatte, war die volle Wahrheit: Er
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