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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition)
Autoren: Tamera Alexander
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einer von ihnen würde gleich rückwärts herausfallen, wenigstens vor ihrem geistigen Auge.
    „Sie sind wie versteckte Schätze“, flüsterte er. „Die ganzen kleinen Facetten, die du in dieses Bild gemalt hast. Genauso wie die Geburtstagsfeier, die du für William geplant hattest.“
    So hatte sie es vorher nicht gesehen. Versteckte Schätze. Wie alles, was Gott sie in den letzten Monaten gelehrt hatte.
    Nach dem Prozess waren alle gefälschten Bilder, die als Beweisstücke gedient hatten, versteigert worden. Auf ihre Bitte hin hatte sich Sutton mehrere Male nach ihrem Versailles erkundigt. Es war, als hätte es dieses Bild nie gegeben.
    Vielleicht sollte es so sein, entschied sie. Denn dieses Bild war nie ihr Bild gewesen. Nicht wirklich.
    Gott hatte die Gabe und die Vision für dieses Bild François-Narcisse Brissaud geschenkt. Nicht ihr. Sie hatte es sich einfach angeeignet. Sie hatte nicht nur Brissaud bestohlen, sondern auch den Kunden, der das Bild in der Meinung gekauft habe, es sei echt. Und sie hatte Gott, den Geber aller Gaben, bestohlen. Sie hatte auch sich selbst bestohlen. Denn sie hatte sich um den Segen betrogen, auf Gottes leise Stimme zu hören, darauf zu warten, wie er sie führen und ihr zeigen würde, was sie mit der Gabe, die er ihr gegeben hatte, schaffen könnte.
    Ihr Blick blieb am oberen Teil der Leinwand hängen, dem Teil, über den sie am längsten nachgedacht hatte. Und sie erinnerte sich an jeden schmerzhaften Pinselstrich an jedem Morgen, an dem sie vor Tagesanbruch aufgestanden war, um auf dem Höhenzug zu sein und auf den Aufgang der Sonne zu warten und auf diese kostbaren kurzen Momente, in denen sie die Schönheit des Sonnenaufgangs über dem Hügel, hinter dem früher Suttons Familienhaus gestanden hatte, hatte einfangen wollen.
    Aber das Bild in dem Sonnenaufgang, das kaum zu sehen war, liebte sie am meisten. Sie musste selbst genau hinschauen, um es zu sehen: einen Thron, hoch und erhaben zwischen den Wolken.
    Sutton nahm seine Jacke, die über einem Stuhl hing. „Wir sollten jetzt lieber hinübergehen. Sonst schickt die Herrin nach uns.“
    * * *
    Während die Abenddämmerung sich langsam über das Land ausbreitete, legten sie Arm in Arm die kurze Strecke zum Herrenhaus zurück. Laternen warfen ein funkelndes, zauberhaftes Licht über die Gärten und ein Saitenorchester stimmte auf dem Rasen vor dem Haus seine Instrumente. Als Claire und Sutton die obere Stufe vor dem Haus erreichten, sahen sie die erste Kutsche.
    Gefolgt von der nächsten und der nächsten …
    Aus dem ganzen Land traf ein endloser Strom an Gästen zum Hochzeitsempfang von Dr. und Mrs William Cheatham ein, die vor über einer Woche von Pastor Bunting bei einer privaten Feier im Herrenhaus vermählt worden waren.
    Sutton seufzte neben ihr. „Zweitausend Gäste sind dieses Mal eingeladen.“
    Sie schüttelte lachend den Kopf. „Und fast jeder hat die Einladung angenommen.“
    Die Haustür ging hinter ihnen auf und Eli trat in schwarzem Frack heraus. „Guten Abend, Mr Monroe, Miss Laurent.“
    Claire machte einen Knicks. „Sie sehen heute so elegant aus, Eli.“
    Er verbeugte sich tief. „Danke, Madam. Sie sehen wie immer hübsch aus. Und Mr Monroe. Wie geht es Ihnen heute Abend, Sir?“
    „Mir geht es gut, Eli. Danke.“
    Claire ging weiter, blieb aber stehen, als sie bemerkte, dass Sutton ihr nicht folgte. Sie drehte sich um.
    „Eli, ich möchte …“ Sutton schaute kurz zu Boden. „Ich möchte mich bei Ihnen für das bedanken, was Sie vor einer Weile über meinen Vater gesagt haben. Und auch, was …“ Sutton hob den Blick. „Dass Sie mir erzählt haben, was er gesagt hat. Das bedeutet mir mehr, als Sie ahnen.“ Langsam hielt er ihm die Hand hin, und Eli schlug ein. Claire ahnte, dass dies ein bedeutungsvoller Moment war, und sprach Sutton darauf an, als sie ins Haus traten.
    Aber er lächelte nur. „Das erzähle ich dir später.“
    „Miss Laurent …“
    Claire drehte sich um und sah Mrs Cheatham in einem Kleid aus fließender, weißer Seide und mit einem Schleier aus Brüsseler Spitzen, der über ihren Schultern lag. Ein königliches Diamantdiadem schmückte ihren Kopf. Das Diadem war ein Hochzeitsgeschenk des Kaisers und der Kaiserin von Frankreich, die zum Empfang eingeladen gewesen waren, aber höflich abgesagt hatten. „Sie sehen wunderschön aus, Mrs Cheatham.“
    „Ich stimme Miss Laurent voll und ganz zu, Madam“, ergänzte Sutton.
    „Danke, das freut mich.“ Mit einem Lächeln
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