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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin
Autoren: Christina Dodd
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alten Butler schon gut kennen, um herauszuhören, dass sein Ruf dem Earl vorausellte.
    Der Graf jedenfalls überhörte Cusheons Missfallen und nahm sich nicht einmal die Zeit, Hannahs Knicks entgegenzunehmen. Stattdessen schlenderte er ins Arbeitszimmer und vertraute darauf, dass sie ihm schon folgen würde.
    Was sie auch tat, während Cusheon an der Tür Position bezog.
    »Womit kann ich behilflich sein, Mylord?« Hannah bahnte sich einen Weg zu ihrem Platz hinterm Schreibtisch.
    Lord Kerrich ließ sich in den Stuhl gegenüber sinken und verkündete: »Ich brauche eine Gouvernante.«
    Erneut ging die Vordertür des Hauses auf und schloss sich leise wieder. Hannah hoffte, dass es Pamela war, denn es regnete und war beinahe schon dunkel. Sie sorgte sich um ihre Freundin, die Miteigentümerin der Vornehmen Akademie der Gouvernanten war und Tag für Tag auf den Straßen Londons unterwegs, um den Aufträgen nachzugehen, die die Akademie während der kritischen ersten Monate ihres Bestehens über Wasser hielten.
    Doch Hannah wagte es nicht, ihren Klienten – einen Witwer mit Kindern, wie sie annahm – alleine zu lassen und nachzusehen. »Sie wünschen eine Gouvernante anzustellen? Dann sind Sie an der richtigen Stelle. Wir vermitteln nur die allerbesten Kräfte. Wie viele Kinder haben Sie?«
    Er zuckte zurück, als habe sie ihn beleidigt. »Gütiger Himmel! Ich habe keine Kinder!«
    Hannah blieb reglos sitzen. »Mylord?«
    »Begreifen Sie denn nicht, gute Frau? Ein Kind brauche ich auch.«

Kapitel 2
    Kerrich bemerkte Hannahs Verwirrung und wühlte sich mit den Fingern durchs Haar, was ihn nur noch attraktiver machte. »Ein Kind. Ich benötige ein Kind. Ich habe den dringenden Wunsch, respektabel zu wirken«, sagte er. Wobei er »respektabel« so sorgsam artikullerte, als sei er der Ansicht, eine Frau, die Kinder unterrichtete, käme mit komplizierteren Worten nicht zurecht.
    Falls seine Erläuterungen zum Verständnis beitragen sollten, hatten sie ihr Ziel verfehlt. Doch Hannah schien es, als sei ihm gar nicht daran gelegen, sein Dilemma begreiflich zu machen. Sie sollte nur begreifen, was er von ihr wollte. Was, sie aber immer noch nicht tat.
    »Wenn Sie sich ein wenig deutlicher erklären würden, Mylord …«, ermunterte sie ihn.
    Er biss die Zähne aufeinander – weiße, gleichmäßige Zähne – und starrte Hannah an, als habe sie seine missliche Lage verschuldet. Seine Stimme stichelte spöttisch: »Es gibt in unseren Landen einen Personenkreis, der mich für … unschicklich erachtet. Ein Lebemann. Ein Schürzenjäger. Anders gesagt, ein unpassender Umgang für anständige Leute.«
    Hannah sah eine Frauengestalt an der Tür vorbeihuschen. Pamela war zurück und schon wieder aus Hannahs Blickfeld verschwunden.
    »Es ist Ihnen wichtig, respektabel zu wirken?« Hannah konnte es kaum glauben. Er schien nicht der Typ Mann zu sein, dem die öffentliche Meinung etwas bedeutete.
    »Ein Mann, dem die Ansichten irgendwelcher Ignoranten wichtig sind, ist nur ein Schatten seiner selbst. Eigentlich könnte man so einen Mann als weibisch bezeichnen », sagte er und lachte, als amüsiere er sich prächtig.
    Hannah lachte nicht mit.
    Doch auf solch oberflächliche Höflichkeiten schien es ihm ohnehin nicht anzukommen. »Aber ich bin Bankier. Mein Großvater hat die Mathewes Bank gegründet. Er wäre über alle Maßen enttäuscht, wenn mein Ruf dieser Institution, für die er so lange und so beharrlich gearbeitet hat, zum Schaden gereichte.« Er legte die Hand ans Halstuch und sagte: »Genau betrachtet, werde ich es niemandem gestatten, den Namen Mathewes zu beschmutzen.«
    Seine Inbrunst war bewundernswert, fast schon, als leiste er einen Schwur. Doch Hannah fragte sich zynisch, ob er sich wirklich um die Bank sorgte, seinen Großvater und den guten Namen seiner Familie oder ob es ihm in erster Linie um seine persönlichen Einkünfte ging.
    »Es ist, traurig, aber in England hält man den Mann, der sich eine Mätresse hält, für respektabler als den Mann, der ein größeres Sortiment von Damen an sein Herz drückt.« Er kaute auf seiner fein gezeichneten Unterlippe herum.
    »Eine offensichtliche Ungerechtigkeit«, sagte Hannah.
    Er ignorierte ihren Sarkasmus. »In der Tat. Deshalb brauche ich einen Waisenjungen. Ich hole ihn zu mir nach Hause, als hätte mich menschliches Mitgefühl überkommen. Ich behalte meinen Schützling so lange, bis ich die Gunst Ihrer Majestät zurückgewonnen habe, aber erwarten Sie nicht von mir,
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