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Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin
Autoren: Christina Dodd
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zum Stuhl führen. »Als die Messerspitze meine Haut berührt hat, habe ich gleich nachgegeben.«
    Cusheon kam angelaufen. »Madams?« Er sah Pamelas bleiches Gesicht und rief nach der Haushälterin.
    Mrs. Knatchbull kam mit den beiden älteren Schülerinnen im Schlepptau herbeigehetzt.
    »Wir brauchen Verbandszeug«, kommandierte Cusheon. »Und heißes Wasser. Auf der Stelle.«
    »Ich bin ausgeraubt worden. Ich habe das ganze Geld vom letzten Monat verloren.« Pamelas entschlossenes Kinn begann zu zittern. »Wenn ich diese Stelle nicht bekomme, sind wir ruiniert.«

Kapitel 3
    Der Butler kündigte sie in dem getragenen Tonfall an, der einer Frau ihres Alters und Standes entsprach. »Lord Kerrich, Miss Pamela Lockhart von der Vornehmen Akademie der Gouvernanten ist hier.«
    Kerrich hob den Blick von den Geschäftsbüchern, die vor ihm ausgebreitet lagen, und begutachtete kritisch die Dame, die jetzt das riesige Studierzimmer mit den Bücherregalen an den Wänden betrat. Im Kamin brannte ein Feuer, überall im Raum flackerten Kerzen in den Kandelabern, die schweren Samtvorhänge an den hohen Fenstern waren zurückgezogen, um nur ja alles Licht einzulassen, doch der graue, wolkenverhangene Tag machte es Kerrich schwer, ihre Erscheinung genauer in Augenschein zu nehmen. Lavendelduft eilte ihr voraus, während sie energischen Schrittes auf ihn zukam. Schließlich stand sie im Rund des Kerzenlichts, das den schweren, geschnitzten Mahagonischreibtisch umfing, und zum ersten Mal seit zwei Wochen war es Kerrich wieder leichter ums Herz. Es gab keinen Zweifel – Miss Setterington hatte tatsächlich eine Gouvernante beigebracht, die seinen Wünschen entsprach. Mürrisch, unattraktiv, aber nicht so alt, dass sie dem Kind Angst machen würde.
    Und Miss Setterington hatte dieses Wunder sogar einen Tag vor dem Termin zu Wege gebracht. Aber an der Macht des Geldes hatte er ohnehin nie gezweifelt.
    Er erhob und verbeugte sich. »Miss Lockhart.«
    Sie knickste. Dann begutachtete sie ihn, als sei er ein widerspenstiger Schüler und sie seine Lehrerin.
    Kerrich klemmte sein Monokel fest und erwiderte die Aufmerksamkeit. Sie hatte eine abgetragene, furchtbar gemusterte Reisetasche von enormen Dimensionen dabei, die ihr schwer gegen die Knie schlug. Dazu einen schwarzen Schirm mit grob geschnitztem Griff. Ihr schlecht sitzendes purpurrotes Witwengewand hing ihr in Falten um die Schultern und hatte dunkle Flecken vom unablässigen Regen, doch sie hatte eine ausladende Oberweite und eine hübsche Taille.
    Aber wie die Frauen mit ihren Schnürkorsetts tricksten, um Mängel auszugleichen und Überflüssiges verschwinden zu lassen, war Kerrich bestens bekannt. Und Miss Lockhart offensichtlich auch.
    Sie trug Augengläser aus gefärbtem Glas, Zeichen schwacher Augen und übermäßigen Studierens. Ihr Teint war blutleer, die Lippen bleich. Sie hatte ihr braunes Haar so straff aus dem Gesicht gekämmt, dass die Falten an Hals und Kinn gemildert wurden – noch so ein weibischer Kunstgriff, der einen Connaisseur wie ihn aber nicht täuschen konnte. Ein verheddertes, spinnwebdünnes Netz aus grauen Spitzenborten bedeckte ihr Haar, und sie trug einen absurden Haarschmuck, der sehr danach aussah, als hätte sie sich über Kreuz zwei Stricknadeln durch den Haarknoten im Nacken gesteckt.
    Er ließ das Monokel sinken und setzte sich. »Vielleicht sind Sie ja das Richtige«, sagte er.
    Sie nickte und setzte sich unaufgefordert in den altmodischen Hepplewhite-Stuhl vorm Schreibtisch. Der Stil der Einrichtung passte zu ihr. »Gerade wollte ich das Gleiche von Ihnen sagen.«
    Er hätte fast lauthals losgelacht. Sie erinnerte ihn an seinen Großvater, einen Gentleman, der weiß Gott nicht willens war, sich von jemand so Unwürdigem wie einem gerade mal dreißig Jahre alten Enkelsohn irgendwelche Frechheiten bieten zu lassen.
    Doch seine Belustigung verflog. Schließlich tat er all das wegen seines Großvaters. Wegen seines Großvaters, wegen der Bank und wegen des guten Namens seiner Familie. Sie sollten an der Schwäche seines Cousins keinen Schaden nehmen und hatten es nicht verdient, zur Zielscheibe von Häme und Spott zu werden. Beim Gedanken an das Gelächter ballte er die Fäuste. »Sie haben Referenzen bei sich?«
    »Natürlich.« Sie griff in die bauchige Reisetasche, förderte einige eng beschriebene Briefbögen zu Tage und reichte sie ihm über die gut organisierten Dokumentenstapel auf seinem Schreibtisch hinweg. »Ich verfüge über neun Jahre
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