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Geliebt, begehrt, verwoehnt

Geliebt, begehrt, verwoehnt

Titel: Geliebt, begehrt, verwoehnt
Autoren: Penny Jordan
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sein Haar reicht schon über den Hemdkragen, dachte sie. Sie rümpfte die Nase über seinen abgetragenen Mantel.
    Er wirkte ausgesprochen feindselig. Aber sie konnte ihn ebenso wenig leiden wie er sie.
    "Dann bin ich eben irgendwo falsch abgebogen", räumte sie mit einem gespielt lässigen Schulterzucken ein. Es kostete sie ungeheure Überwindung, den Irrtum zuzugeben. "Wenn Sie mich nicht gekidnappt hätten, wäre ich umgekehrt."
    "Umgekehrt?" Der Mann schnaufte verächtlich. "Wenn ich nicht zufällig vorbeigekommen wäre, wären Sie jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr am Leben."
    Melly erschauerte, ließ sich allerdings nichts anmerken. Stattdessen tat sie, was sie immer in Krisensituationen tat: Sie konzentrierte sich auf ihr Ziel und schob alles andere erst einmal beiseite.
    "Wie lange wird es dauern, bis das Wasser zurückgeht, wenn wir hier warten?"
    erkundigte sie sich.
    Finn wunderte sich über die Frage. Wie konnte diese Frau so naiv sein? "Bis eine Überschwemmung dieses Ausmaßes zurückgeht, kann es einige Tage dauern", antwortete er ungeduldig. Leute wie diese Großstadtfrau sollte man auf dem Land nicht frei herumlaufen lassen, dachte er. Sie hat so wenig Ahnung von den Gefahren der Natur, wie ein Kleinkind von denen einer Autobahn.
    "Einige Tage?"
    Im Rückspiegel sah er Panik in ihren Augen aufflammen. Unwillkürlich fragte er sich, warum. Was wollte sie überhaupt hier? Gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst, weil er sich für ihre Angelegenheiten zu interessieren begann.
    "Wie viele Tage denn?" Melly bemühte sich, möglichst gelassen zu wirken.
    Finn zuckte die Schultern. "Kommt darauf an. Das letzte Mal hat es etwa eine Woche gedauert."
    "Eine Woche!" Sie konnte das Entsetzen in ihrer Stimme nicht mehr unterdrücken. Und wenn die Straße tatsächlich zu der Farm des Mannes führte, dann hatte sie keine andere Wahl, als eine ganze Woche mit ihm zu verbringen.
    Sie hatten jetzt den höchsten Punkt des Hügels erreicht. Automatisch drehte Melly sich um und blickte zurück auf den Weg, auf dem sie gekommen waren.
    Der nasse Asphalt glitzerte in der Sonne, die gerade wieder hinter den Wolken hervorkam. Die Straße durchzog wie ein schmales, schwarzes Band die Herbstlandschaft. Von ihrem Auto war nur noch das Dach zu sehen. Der Sportwagen lag halb umgestürzt an einem Baum.
    Nachdem sie über den ersten Schreck hinweg war, spürte Melly, wie sich Angst in ihr ausbreitete. Ihre Kleidung, ihr Handy, ihre Handtasche mit dem Geld, den Kreditkarten und all ihren selbstverständlichen Dingen, die bestätigten, wer sie war, waren fort. Ihr ganzes Leben schien mit ihrem Auto in den Fluten versunken zu sein. Mit einem flauen Gefühl wurde ihr bewusst, dass sie in jeder Hinsicht von ihrem Retter abhängig war.
    Im Rückspiegel beobachtete Finn den wechselnden Ausdruck in den Augen der Frau. Er hatte einen Blick für Menschen. Das Leben in der Finanzwelt hatte ihn gelehrt, in Gesichtern zu lesen. Was hatte eine typische Londonerin wie sie diesem abgelegenen Winkel des Landes zu suchen? Alles an ihr verriet, dass sie das Land weder kannte noch mochte. Sein Gefühl warnte ihn. Sie bedeutete Ärger.
    Normalerweise konnte er Gefahren gut einschätzen. Trotzdem verspürte er diesmal einen überwältigenden Drang, direkt darauf zuzugehen. Er war noch dabei, sich über sein ungewöhnliches Verhalten zu wundern, als er sich auf einmal sagen hörte: "Wenn Sie Freunde hier in der Gegend besuchen wollten, können Sie sie gern von meiner Farm aus anrufen, um ihnen zu sagen, was passiert ist."
    Wieso lud er sie ein? Er wollte sie nicht in seiner Nähe haben, sie ging ihm auf die Nerven, sie provozierte ihn bis zu dem Punkt, an dem er an nichts anderes mehr denken konnte als daran, sie in die Arme zu nehmen. Erschrocken stellte Finn fest, dass seine Gedanken eine unerwünschte Richtung nahen. Er wollte diese Frau festhalten und küssen. Insgeheim fragte er sich, ob ihre Lippen sich so voll und weich anfühlten, wie sie aussahen.
    Finn biss die Zähne zusammen. Was war nur los mit ihm? So etwas zu denken war völlig unangebracht.
    „Ich will hier niemanden besuchen", antwortete die Frau kurz angebunden.
    Vergeblich wartete er darauf, dass sie weitersprach, aber sie schwieg. Erstaunt stellte er fest, dass ihre Zurückhaltung ihn störte. Eigentlich hätte er froh darüber sein müssen, dass sie sich ihm gegenüber distanziert verhielt.
    Melly fand es aufdringlich, dass ihr Retter wissen wollte, was sie nach Shropshire
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