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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Autoren: Marty Tolstoy
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ihr in guten Händen zu sein. Sie hätte mir auch empfehlen können, mit einer Tüte Chips auf dem Kopf zu schlafen und ich hätte es gemacht und wäre glücklich gewesen.
     
    Der Schock des Überfalls verflog nach ein paar Tagen und wir verloren kein Wort mehr darüber. Es gab auch echt wichtigere Dinge, über die man sich Gedanken machen konnte. Marco zum Beispiel. Der ging mir überhaupt nicht mehr aus dem Kopf. Ein paar Abende wartete ich im Knock’Out, ob er vielleicht herkommen würde, aber er tat es nicht. So schlug ich mich Tag für Tag mit der enttäuschten Hoffnung durch und fing irgendwann an es aufzugeben. Den würde ich ganz sicher nicht wiedersehen.
     
    Bei PublicPete, der Werbeagentur, in der Andrea arbeitet, wurde ein Jubiläum gefeiert. Um diese Gelegenheit auch direkt für einen guten Zweck zu nutzen, wurde gleichzeitig ein Wohltätigkeitsball veranstaltet. Ebenfalls eingeladen waren die Verwandten der Mitarbeiter, also Ehepartner und Kinder und so weiter, so also auch ich.
    Am Abend zog Andrea noch den let zten Strich auf ihrem Augenlied nach, dann begann der Auftakt zu dem, was mir für den Rest des Abends bevorstehen würde: Andrea in Extase! Das ist dann immer die Zeit, in der Andrea ihren gewohnten ironischen Ton in der Stimme ablegt und die ganze Welt knuddeln könnte. Alles ist für sie dann so unendlich toll und nichts kann daran etwas ändern. Manchmal finde ich das unheimlich, aber es dauert meist nur ein paar Stunden und es tut ihr auch sichtlich gut, mal aus der Rolle der ernsten, taffen Frau zu steigen und alles etwas lockerer zu sehen.
    „Weißt du, ob meine Eltern noch angerufen haben?“, fra gte sie mich, während sie sich hastig ihre Schuhe anzog.
    „Nein  ... sagtest du nicht, die können sowieso nicht kommen?“, fragte ich irritiert zurück.
    „Gut, ich wollte nur nochmal sicher gehen, dass sie es sich nicht doch noch überlegt haben und den Wohltätigkeitsball doch nicht sausen lassen.“
    Ihre Eltern sind bei solchen Veranstaltu ngen dauernd dabei. Die eigene Tochter hingegen fand solche Veranstaltungen schon immer langweilig und hatte sich meistens auch erfolgreich davor gedrückt, mitzugehen.
    An diesem Tag musste sie aber dabei sein, immerhin wurde dieses Ereignis von ihrer Firma veranstaltet und das Geld, das gesammelt wurde, kam einer Hilf sorganisation zum Aufbau von Schulen in ärmeren Ländern zugute.
    Es war schon spät; wir hatten ein Talent dafür, übe rall zu spät aufzutauchen. Endlich war auch Andrea fertig und präsentierte mir ihr Outfit. „Wie sehe ich aus? Kann ich mich so blicken lassen?“
    Ich schaute an ihr runter. „Wow, du siehst voll hübsch aus!“
    Geschmeichelt gab sie mir einen Bussi auf die Wange und sagte: „Danke, süß von dir.“
    Sie sah wirklich hübsch aus, aber sie sah eigentlich immer hübsch aus. Wahrschei nlich würde sie sogar in einem Kartoffelsack noch hübsch aussehen. Für diesen Abend zog sie es jedoch vor, ein dunkelblaues, enges Kleid zu tragen, das ab der Taille leichte Falten warf. Es war aus einem wunderschönen seidigen Stoff, der im Licht wie Samt schimmerte.
     
    Auf dem Firmenfest empfing man uns gleich mit einem Gläschen Sekt.
    Tina, eine Arbeitskollegin von Andrea, mit der sie gut befreundet ist, stür mte direkt auf uns zu, als sie uns sah. „Andrea! Jan! Hi! Schön, dass ihr gekommen seid. Pünktlich wie immer, oder?“
    Andrea lachte verlegen. „Ach, du kennst uns ja.“
    „Allerdings“, antwortete Tina, „legt doch erstmal eure Jacken ab. Da drüben kann man sie abgeben. Ich bin sofort wieder bei euch, muss nur schnell mal austreten.“
    Wir gaben also unsere Jacken ab und mischten uns unter das Volk. Andrea schaute sich um und verzog das Gesicht. „Seltsam.“
    „Was denn?“, fragte ich.
    „Die meisten Leute hier kenne ich überhaupt nicht. An den Typen da drüben kann ich mich zum Beispiel überhaupt nicht erinnern.“ Sie deutete auf jemanden, der mindestens zwei Köpfe kleiner war und in seinem Anzug trotzdem 20 Jahre älter aussah als ich.
    „Vielleicht ist er neu“, vermutete ich.
    Andrea zuckte mit den Schultern. Eigentlich war es doch klar, dass man in einer 200-Mann-Agentur nicht jeden zu Gesicht bekam, vor allem wenn die Person nicht auf derselben Etage arbeitete, aber Andrea machte es wahnsinnig, dass sie ihn nicht kannte.
    Doch bevor sie sich richtig darüber aufr egen konnte, kam Tina zurück. Direkt fragte Andrea sie: „Weißt du zufällig, wer dieser Kerl da drüben
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