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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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meine eigenen zwei Stunden vorher das auch getan hatten.
    Warum eigentlich zwei Stunden vorher? Warum kam Dieter erst jetzt? Verpennt am ersten Tag – das macht aber einen verdammt schlechten Eindruck!
    „Hat der Urban nicht gemeckert?“, fragte ich ihn dann auch gleich im Flüsterton.
    „Hä? Warum sollte er?“ Dieter war sich keiner Schuld bewusst. Ganz schön dreist. Aus dem würde nichts werden, das wusste ich. Der war ja auch immer mit  diesem Jörg zusammen, und der rauchte und trank Alkohol! 
    Was ein Junge vom Land halt so denkt …
    „Na hör mal! Kommst am ersten Tag gleich zwei Stunden zu spät – und dann soll der das einfach so schlucken?“
    „Zu spät?! Ich find ‘ das noch zu früh – ey, es ist acht Uhr! Wie tickst du denn so?“ Oh, oh… ich merkte, mein Klassenkamerad reagierte etwas unwirsch. Für ihn war es wohl wirklich nicht die richtige Tageszeit, einfach zu früh. Trotzdem musste ich ihm meine Meinung sagen, und dass ich das gar nicht gut fände, wenn wir durch solch einen Schlendrian nachher beide in einem schlechten Licht da stünden beim Urban.
    „Morgen kommst du um viertel vor sechs – genau wie ich das heute musste!“
    „WAS??? Nimmst du Drogen? Um viertel vor sechs muss unsereiner nicht arbeiten – besser gesagt: wir dürfen gar nicht! Weil wir erst sechzehn sind! Jugendarbeitsschutzgesetz, schon mal gehört?“
    Gesetz? Ich wollte nix mit dem Gesetz zu tun haben! Das gibt immer nur Ärger, wenn man damit in Konflikt kommt – nein, nein, Dieter! Der sollte mal schön weiter einen auf Gesetz machen – ich würde immer um viertel vor sechs kommen, da kriegte ich auch keinen Ärger.
    Sagte es – und sortierte weiter Preisausschreibenlösungskarten. Freilich ab jetzt unter dem mitleidigen Lächeln von Dieter.
    Aber immerhin: In den nächsten Wochen hatte ich vor diesem Grinsen zumindest von sechs bis acht Uhr Ruhe. Ich lernte, mich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen…

 
     
     
     
     
     
     
     
    Bei der deutschen Post häuften sich in letzter Zeit die Beschwerden, dass die Briefmarken nicht richtig kleben. Nachdem man dies nun untersucht hat, stellte man fest, dass es nur Briefmarken betraf, auf denen Politiker abgebildet waren. Die Leute spuckten immer auf die falsche Seite...

Ich krieg’n Abgang
     
    Das sind schon komische Namen gewesen, die die sich da haben einfallen lassen, die Erfinder von dem ganzen Post-Gedöns.
    Briefausgabe … Okay, das wusste ich ja nun, was das war. Und der Name machte ja sogar noch ein wenig Sinn, man gab halt Briefe raus an die Leute, die da auf der anderen Seite der Postfächer standen. Obwohl das aus meiner Sicht eigentlich trotzdem hätte umbenannt werden müssen. In Preisausschreibenauflösungs-postkartenausgabe. Aber das passte wohl nicht auf das Hinweisschild an der Eingangstür, deswegen haben sie einfach nur Brief geschrieben…
    Der nächste Abschnitt meiner Ausbildung war im Plan mit dem spannenden Ausdruck Briefabgang benannt.
    Abgang???
    Gut … also sagen wir mal so: Das Wort hörte sich unanständig an. Den Begriff kannte ich, also wie soll ich sagen? Nun, ich hatte ihn nur im Zusammenhang gehört mit solch pikanten Themen wie … sorry, aber wie soll ich es sonst sagen … ja, mein Gott: wie Stuhlgang und Samenerguss! So, nu isses raus.
    Was hatten diese Dinge aber mit meinem Job zu tun? Was mit Briefen?
    Okay, ich sollte später in meinen Berufsjahren live miterleben dürfen, wie sich mit Sperma gefüllte Kondome zwischen Briefen, die frisch aus dem geleerten Kasten kamen, anfühlten – nicht schön, so viel sei gesagt. Details erspare ich mir. Auch jene über Stuhlreste in diversen Post-Toiletten.
    Aber warum nun Briefabgang ? Ich stand im Gang der BBi, starrte auf den Ausbildungsplan und grübelte eine Weile nach, bis ich von Beate von der Seite angesprochen wurde (Nein, sie war nicht adelig, sie sprach mich halt von links an…):
    „Bist du nächste Woche auch im Briefabgang?“
    „Ja … Weißt du denn was das ist?“
    „Nö, keinen Schimmer. Aber wir gehen einfach mal hin, dann sehen wir es ja…“
    Bestechende Logik. War auch noch aus einem anderen Grund besser, da hin zu gehen: Dann stand vielleicht mal was anderes im Berichtsheft, das wir täglich führen mussten, als von Montag bis Freitag acht Stunden „ Selbststudium “ – was nichts Versautes war! Nein, das schrieben wir schlicht ins Heft, wenn die Ausbilder, denen wir zugeteilt waren, einfach keine Lust hatten, sich um uns zu
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