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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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Tage in dieser Postschule abzusitzen. Einführungswoche nannten die das. Na toll, das brauchte ich ja jetzt so dringend wie Paris Hilton eine Extraportion Blödheit!
    Leute, ich wollte arbeiten ! Und nun saß ich wieder an einem billig furnierten Tisch und hatte einen dieser Stühle unterm Hintern, deren gebogene Rückenlehnen die einzige orthopädisch wertvolle Ausstattung sind. Das war ja mal richtig super gelaufen…
    Und was ich in dieser Woche so an ersten Eindrücken sammeln konnte, das ließ mich doch stark daran zweifeln, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Wenn das so weiterging, dann würde diese r Hans, der dafür verantwortlich war, dass ich diesen Job gekriegt hatte, in große Erklärungsnot kommen – das hatte ich mir geschworen! Denn das konnte doch nicht sein Ernst gewesen sein, mich diesen Typen auszuliefern:
    B acker – Der Mann kannte sämtliche Paragraphen aller Dienstanweisungen, die so erquickende Namen trugen wie DAP I, DAP II oder DAP III. Ja, da waren schon kreative Menschen am Werk bei der Bundespost. Genau das richtige für jemand wie mich… Welcher Teufel hatte mich da nur geritten? Oder besser gefragt: Warum war ich in der Schule nicht besser gewesen???
    Herr Ba cker jedenfalls hatte eine so zackige Aussprache, dass jedes „R“ einer Carolin Reiber oder auch eines Adolf … äh, lassen wir das – also einer Frau Reiber ebenbürtig war. Ich saß dummerweise auch noch gleich vorne im U, also rechts neben dem Lehrertisch. Und bei jedem hart ausgesprochenen Buchstaben – somit
    also bei jedem zweiten –  hatte ich Angst, ich müsse mi r gleich die Spucke von Herrn Backer aus dem Gesicht wischen. Aber ich hatte immer Glück, es traf jedes Mal den Albert neben mir. Der hatte allerdings ein so dickes Gesicht, der hat das bestimmt nicht gemerkt wenn das von außen etwas nass wurde.
    Dann gab es da noch den Herrn Steiner. Steiner, das eiserne Kreuz. Den Namen hatte er schnell weg. Eigentlich war er ein lustiges Kerlchen, hatte immer einen flotten Spruch auf Lager. Aber in seinem Thema „Kassendienst“, da kannte er keine Gnade. Wenn man das nicht kapierte, was er da erzählte, dann machte er einen mit eben diesen Sprüchen vor versammelter Mannschaft zum Vollpfosten.
    Meistens war ich dieser Pfosten…
    Ja Mensch, ich war halt immer ein Praktiker. Learning by doing – das, wovon zu damaligen Zeit hierzulande noch nie jemand etwas gehört hatte, ich hatte es bereits zu meinem Motto erkoren, bevor ich überhaupt den ersten Stempel, den ersten Brief, die erste Marke gesehen geschweige denn angefasst hatte. Und dann wollte dieser Steiner mir was von „Minderbetrag in der Kasse“ erzählen! Ha! Das würde ich dem schon zeigen, dass ich den auch ohne seine Theorie im Laufe der folgenden Jahre locker hinkriege!
    Ja, und dann noc h Jontschek, unser Klassenlehrer … Ein ganz lieber Kerl. Konnte keiner Fliege was zuleide tun. Was tat ihm das immer Leid, wenn er einem mal eine Vier geben musste! Dass er da nicht vor Demut auf die Knie fiel, wenn er einem das Testergebnis mitteilen musste, das was alles.
    Trotzdem, in einem Punkt war er knallhart: Ohne Unterlass schleppte er zu jeder seiner Stunden Berge von Fotokopien in den Lehrraum – wir wurden förmlich davon erschlagen. Man munkelt, dass so manche Portoerhöhung dem Umstand geschuldet war, dass die Kosten für Kopierpapier im Raum Düsseldorf so drastisch gestiegen waren während es dort einen Lehrbeamten namens Jontschek gab…
    Aber die Herren Steiner, Backer und Copy-Jon waren Nullnummern gegen IHN:
    P apjenke! Dass ich das in so jungen Jahren schon erleben durfte: Eine solche Koryphäe kennenzulernen – dafür bin ich dem Leben, dem Hans und dem lieben Gott ewig dankbar!
    Denn Herr Papjenke – ich glaube mich zu erinnern, dass sein Unterrichtsfach „Amtlicher Schriftverkehr“ … ja, in der Tat noch spannender als sich das liest, gähn … war – war, jetzt halte man sich fest: Einzig offiziell anerkannter Hobby-Ornithologe am Düsseldorfer Flughafen!
    Jawoll ! Ein Wahnsinn! Teufelskerl, dieser Mensch! Jede freie Minute beobachtete er also Piepmätze am Airport. Wenn wir während seiner Stunde mal keine Lust auf Unterricht hatten – also in praktisch jeder Stunde – dann musste man nur „Rotkehlchen“ oder „Blaumeise“ locker in den Raum schallen lassen, dann war er sofort im Thema. Für den Rest der Stunde konnte man sich entspannt zurück lehnen und musste seinem Monolog über das Paarungsverhalten der
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