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Geklont

Geklont

Titel: Geklont
Autoren: C.J. Cherryh
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fuhr mit den Wahlergebnissen fort und der offiziellen  Bestätigung von Ludmilla deFranco als Rätin für das Handelsamt.
    Catherine Lao und Jenner Harogo wirkten bewegt und erhielten Beistand. Emory saß ausdruckslos da. Sie vollführte niemals gewohnheitsmäßige Bewegungen. Der gelangweilte Ausdruck in ihrem Gesicht, die langsamen Drehungen des Stifts in ihren mit langen Nägeln besetzten Fingern bezeugten eine einstudierte Nachsicht für die Formalitäten.
    Keine Diskussion. Eine höfliche Runde pro forma abgegebener Ja-Stimmen, die in die offiziellen Protokolle eingingen.
    »Nächster Punkt der Tagesordnung«, sagte Bogdanovitch. »Annahme von Denzill Lals stellvertretendem Stimmrecht für Seherin deFranco, bis sie eintrifft.«
    Dieselbe Prozedur. Noch einmal gab die Runde gelangweilt ihre Ja-Stimmen ab, eine kleine Neckerei zwischen Harogo und Lao, etwas Gelächter. Keine Reaktion von Gorodin, Chaves und Tien. Emory bemerkte das: Corain sah, daß sie kurz lachte und dieses Schweigen mit einem Seitenblick zur Kenntnis nahm. Der Stift hielt in seinen Umdrehungen inne. Emorys Blick war jetzt wachsam und scharf, während sie Corains Verhalten beobachtete und ein nachsichtig-mildes Lächeln aufsetzte, das einem zufälligen Blickkontakt das Peinliche nehmen konnte.
    Aber ihre Augen lächelten überhaupt nicht. Was wirst du tun? fragten sie. Was hast du vor, Corain?
    Es gab nicht viele Möglichkeiten, und ein Verstand von Emorys Format würde nur kurze Zeit brauchen, um alle zu durchdenken. Ihr starrer Blick haftete an ihm, durchschaute ihn, bedrohte ihn wie eine versteckte Klinge. Corain haßte sie. Er haßte alles, wofür sie stand. Aber, großer Gott, wenn man mit ihr zu tun hatte, war das wie ein telepathisches Experiment: Er starrte sie ungerührt an, gab die Bedrohung zurück, hob spöttisch eine Braue, um sie wissen zu lassen: Du kannst mich an den Rand drängen. Ich werde dich zu Fall bringen. Ja, das werde ich tun. Zersplittere den Rat. Paralysiere die Regierung.
    Ihre halb geschlossenen Augen, die Zärtlichkeit ihres Lächelns erwiderten: Ein guter Angriff, Corain. Bist du dir sicher, daß du diesen Krieg willst? Es kann sein, daß du nicht darauf vorbereitet bist.
    Die Zärtlichkeit seines Lächelns bestätigte: Ja. So läuft die Sache, Emory. Du willst Krisen, genau dann, wenn über zwei deiner wertvollen Projekte entschieden werden soll, und du kannst sie haben;
    Sie blinzelte, senkte kurz den Blick auf den Tisch und sah ihn wieder an, das Lächeln angespannt, die Augenbrauen gewölbt. Krieg also. Das Lächeln wurde breiter. Oder verhandeln. Beobachte meine Schritte, Corain: Du würdest einen ernsthaften Fehler begehen, wegen dieser Sache einen offenen Bruch zu verschulden.
    Ich werde gewinnen, Corain. Du kannst mich aufhalten. Du kannst dahin drängen, daß zuerst gewählt wird, verdammter Idiot. Und damit wirst du mehr Zeit verschwenden, als wenn du auf deFranco wartest.
    »Wir kommen zur Bewilligung von Mitteln für die Hope-Station«, sagte Bogdanovitch. »Zuerst die vorgesehene Referentin, Sera Lao...«
    Emory und Lao gaben sich ein Zeichen. Corain konnte Laos Gesicht nicht sehen, nur die Rückseite ihres blonden Schopfs, die geflochtene Krone, die ihr Markenzeichen war. Lao machte fraglos einen verwirrten Eindruck. Emory rief mit einer Handbewegung einen Assistenten zu sich, sagte ihm etwas ins Ohr, und das Gesicht des Assistenten spannte sich an, der Mund wurde zu einer dünnen Linie, und die Augen spiegelten Bestürzung wider.
    Der Mann ging zu einem von Laos Assistenten, und dieser trat heran, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Die Bewegung von Laos Schultern und ihr tiefes Atemholen waren ebenso verräterisch wie ihr nun im Profil sichtbares, erstarrtes Gesicht.
    »Ser Präsident«, sagte Catherine Lao. »Ich stelle den Antrag, die Debatte über das Projekt der Hope-Station zu verschieben, bis Sera deFranco ihren Platz persönlich einnehmen  kann. Der Handel ist von diesem Faktor zu grundlegend betroffen. Bei allem Respekt vor dem verdienstvollen Herrn von Fargone, dies ist eine Angelegenheit, die warten sollte.«
    »Stattgegeben«, sagte Corain scharf.
    Ein erschrockenes Murmeln ging durch die Reihen der Assistenten, Köpfe wurden zusammengesteckt, selbst die von Räten. Bogdanovitchs Mund stand offen. Es kostete ihn einen Augenblick, bevor er reagierte und mit dem Hammer für Ruhe sorgte.
    »Dem Antrag, die Debatte über die Hope-Station zu verschieben, bis Sera deFranco ihren Platz
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