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Geisterstunde in Los Angeles

Geisterstunde in Los Angeles

Titel: Geisterstunde in Los Angeles
Autoren: Jason Dark
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dorthin, wo Laurie verschwunden war. Da irgendwo mußte es den Eingang geben. Eine einsam leuchtende Lampe wies mir den Weg. Sie brannte über einer breiten Doppeltür, durch die auch Kulissen geschoben werden konnten. Eine Klinke besaß sie nicht, dafür einen schräg stehenden, breiten Hebel, den ich nach unten drückte. Er schabte an der Wand entlang, hakte dann fest, so daß ich die Tür aufziehen konnte. Sie quietschte ein wenig in den Angeln. Ich zog sie nur mehr so weit auf, daß ich mich durch den Spalt schieben konnte.
    Es warnichtdunkel in der Halle. Die Notbeleuchtung brannte. Kleine nackte Glühbirnen. Sie steckten in Fassungen, die an den Wänden befestigt waren.
    Auf Zehenspitzen ging ich weiter. Die Tür hatte ich wieder zugezogen. Wenn ich direkt unter dem Licht der Lampen hinwegschritt, zeichnete sich mein Schatten auf dem Boden ab.
    Es roch wie hinter einer Theatherbühne. Nach Staub, nach alten Kulissen, auch ein wenig nach Schminke. In diesem Milieu hatte sich Gerry Giesen schon immer wohl gefühlt.
    Als unheimlich wollte ich die Atmosphäre nicht gerade bezeichnen. Die Umgebung machte einen völlig normalen Eindruck. Überall sah ich die Kulissen, angefangen von Hausfronten, bis hin zu Säulen, die zu einem griechischen Tempel paßten.
    Im eigentlichen Hallenstudio befand ich mich nicht. Dafür entdeckte ich ein Hinweisschild. Seine Vorderseite, ein Pfeil, wies auf eine Tür mit der Aufschrift Studio.
    Genau dort wollte ich hin.
    Diesmal war ich noch vorsichtiger, als ich die Klinke nach unten drückte. Ich schaute mich noch einmal um. Keiner stand hinter mir oder versteckte sich. Auch Laurie Ball war wie vom Erdboden verschwunden. Behutsam öffnete ich die Für. Zuerst warf ich nur einen Blick durch den Spalt und bekam den Eindruck, in eine völlig andere Welt zu schauen, die jenseits der Tür lag.
    Mir schlug stickige Luft entgegen. Sie war zudem feucht und schlecht zu atmen. Es roch nach fauligem Wasser, nach alten Tümpeln, und einer allmählich sterbenden Natur.
    Lamotte hatte mir berichtet, daß er einen Abenteuer-Streifen drehte, der im Dschungel spielte. Er hatte tatsächlich für die entsprechende Atmosphäre gesorgt.
    Einige Sekunden später schob ich mich seitlich durch den Türspalt. Mein Blick glitt dorthin, wo ich den hellen, grünlichen Schein sah. Natürlich erinnerte mich der an Aibon, aber er stammte aus Scheinwerfern, die mit einem farbigen Filter versehen waren.
    Die Scheinwerfer waren so ein-und aufgestellt, daß ihr Licht nur mit einer bestimmten Stärke in den künstlich angelegten Dschungel fiel und ihn nur an bestimmten Stellen erhellte, die für gewisse Dreharbeiten wichtig waren.
    Die Dschungel-Kulisse war sehr groß. Ich schätzte, daß sie die gesamte Länge der Halle einnahm, aber nicht ihre volle Breite, denn hier standen die Stühle, die Kameras, ich sah auch Podeste, auf die sich der Regisseur stellte, um die Dreharbeiten genau beobachten zu können. Man hatte den Dschungel ziemlich dicht wachsen lassen. Ich entdeckte kaum Lücken zwischen den einzelnen Bäumen oder Pflanzen. Die künstlichen Lianen griffen ineinander, als wollten sie sich begrüßen. Sie waren regelrecht verschlungen, so daß sie in einer gewissen Höhe ein Dach bildeten.
    Als ich näher auf die breite Dschungelwand zuging, veränderte sich auch der Boden.
    Bisher war er hart gewesen, eine glatte Betonschicht hatte unter meinen Füßen gelegen. Nun wurde er weich, wie Gras. Man hatte ihn auch angefeuchtet. Ich hörte es, wenn ich ging, denn in meinen Trittspuren sammelte sich das Wasser.
    Die Dschungelwand stand nicht still. Von irgendwoher wehte auch Wind. Er fuhr gegen die Lianen und bewegte sie leicht. Ich war sehr gespannt. Auch bereit, sofort zu handeln, wenn aus der düsteren Wand vor mir eine Gefahr drohte.
    Lamotte hatte mir genau berichtet, wie Percy Preston und Fial Baker verschwunden waren. Irgendein Wesen hatte sie in einen Tümpel gezogen und Preston dabei aus einer Hütte gezogen. Die Hütte und den Tümpel suchte ich. Bei den schlechten Lichtverhältnissen war es nicht einfach, die Dinge auszumachen. Bis ich einen matt schimmernden Kreis zwischen den Gewächsen und in Bodenhöhe entdeckte. Er lag trotzdem ziemlich versteckt und wurde vom Lichtstreifen eines Scheinwerfers nur soeben gestreift. Auf ihn ging ich zu.
    Nur meine Schritte waren zu hören. Schon bald tauchte ich in den künstlichen Dschungel ein und hatte das Gefühl, in einem echten zu stehen. Die Luft war hier stickig.
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