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Geisterstunde in Los Angeles

Geisterstunde in Los Angeles

Titel: Geisterstunde in Los Angeles
Autoren: Jason Dark
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es eine Botschaft? So schlimm hatte sie ihn nie gefunden. Sie hatte Dinge gesehen, die es nicht geben konnte. Sie waren so schrecklich, daß ihr einfach die Worte fehlten, sie zu beschreiben. Da waren die Tiefen der menschlichen Seele plötzlich sichtbar geworden und hatten sich ihr offenbart.
    Grausame Gestalten, Geister, Monster und Dämonen vermischten sich in einem rasanten Wirbel.
    Ihr Schlafzimmer besaß an einer Seite eine breite Fensterfront, die sich versenken ließ. Dahinter lag die Terrasse. Sie endete dort, wo ein weiß gestrichenes Gitter die Grenze des hoch gelegenen Grundstücks bildete. Hinter der Absperrung fielen die Felsen fast so steil wie eine Wand in die Tiefe. Zu den anderen beiden Seiten hin wurde das Haus von einem dichten Pinienwald beschützt. Anne sah den Nachbarn nicht, derein ähnliches Grundstück besaß.
    Auch jetzt fiel ihr Blick wieder auf die Terrasse. Die kleinen Fliesen glänzten bläulich im Licht des Mondes, dessen Strahlen der Oberfläche des Pools einen matten Schein gaben.
    Niemand befand sich auf der Terrasse. Die Liegestühle waren zusammengeklappt worden, ebenso die beiden Tische. Anne befand sich allein im Haus, dennoch überkam sie das Gefühl, einen Besucher zu haben. Ein Wesen, das nicht sichtbar war und sich einfach überall aufhielt, so daß es alles beobachten konnte.
    Im Bett drehte sie sich. Ihr Blick fiel dabei auf die Flasche Rotwein. Zur Hälfte hatte sie den Wein getrunken, und sie verspürte wieder Durst. Anne Cargill schwang die Beine aus dem Bett, fuhr mit ihren gespreizten Fingern durch das aschblonde Haar und schaute zur Tür, die aus zwei Flügeln bestand. Einen ließ sie immer offen. In dem dahinter liegenden Raum brannte kein Licht. Dort lag dicht die Finsternis. Anne kam es vor, als wäre die offenstehende Türhälfte der Eingang zu einer Welt des Unheimlichen.
    Diese andere Welt war da. Und sie war nicht die einzige Person, die so etwas gespürt hatte. Auch ihre Kollegen wußten Bescheid. Nur sprachen sie selten darüber, sie behielten gewisse Dinge für sich, weil sie sich nicht lächerlich machen wollten. Nicht jeder besaß den Mut, ein Buch darüber zu schreiben.
    Anne hatte sich ein Glas holen wollen, auf einmal fand sie nicht den Mut, ihr Zimmer durch die Tür zu verlassen. Sie hatte Angst vor dem anderen Raum, der Finsternis, dem dort lauerndem Bösen. Dunkelheit bedeutete für sie das Böse, und das Böse war die Angst, ein Spiegel ihrer Seele. Vielleicht bekam sie jetzt das zurück, was sie anderen Menschen in ihrem Leben angetan hatte.
    Vor allen Dingen den Männern. Nach drei Ehen hatte sie über das angeblich starke Geschlecht nur gelacht. Sie hatte von sich aus Schluß gemacht und die Hippies aus dem Haus geworfen. Einer war darunter, der sehr gelitten hatte.
    Was kümmerte sie das!
    Anne Cargill schwitzte. Sie fühlte sich schmutzig und wäre gern unter die Dusche gestiegen. Plötzlich fiel ihr auf, daß der kleine Tiger nicht bei ihr war. Er lag oft genug an ihrem Fußende, wenn sie schlief und sie die Träume quälten. Nun war er verschwunden. Tiere haben ja Vorahnungen, das wußte sie auch. Sie spürten es früher als die Menschen, wenn etwas passierte.
    Auch ihre Katze?
    Anne drehte sich wieder um. Dabei fiel ihr Blick abermals durch das große Fenster - und sie erschrak!
    Auf der Terrasse malte sich ein Schatten ab. Unheimlich, bizarr, groß und schwarz.
    Wer den Schatten warf, konnte sie nicht entdecken. Er war einfach da und fiel von der Seite her fast bis an den Rand des Pools. Anne ballte die Hände zu Fäusten. Sie wollte sich selbst Mut einflößen und sich nicht verrückt machen lassen.
    Mit zitternden Knien schritt sie auf das Fenster zu. Dabei mußte sie das Bett umrunden. Die ausgestreckten Finger ihrer Hand streiften noch über die seidene Decke. Anne wollte wissen, wer diesen gewaltigen Schatten warf. Das unförmige Ding ähnelte manchmal einem Tuch, das im Wind flatterte.
    Anne Cargill verstand nichts mehr.
    Sie schlich noch näher an das Fenster heran. Plötzlich legte sich die Angst wie eine Würgeklammer um ihren Hals! Ihre Katze hatte den Schatten geworfen!
    Aber wie sah sie aus?
    Gewaltig, unheimlich. Sie erreichte fast die Größe eines Menschen. Aus dem kleinen Tiger war ein echter geworden.
    Mit seidenweich wirkenden Schritten bewegte sich das Monstrum über die Terrasse, es streifte am Pool entlang, drehte den Kopf, so daß die kalten Raubtieraugen direkt in das Zimmer starrten. Anne Cargill stand wie
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