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Geisterstunde in Los Angeles

Geisterstunde in Los Angeles

Titel: Geisterstunde in Los Angeles
Autoren: Jason Dark
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angewachsen auf der Stelle. Sie hatte nur mehr Augen für ihre Katze und hoffte, sich getäuscht zu haben, doch das war nicht der Fall.
    Sie kannte jedes Barthaar bei ihrem Tier, jeden Ausdruck der Augen, denn sie hatte immer wieder darüber gestaunt, wie sehr sich der Ausdruck verändern konnte.
    Den, den sie jetzt sah, hatte sie nur selten bei ihrem Tier erlebt. Wirklich nur in Ausnahmefälle.
    Es war ein teuflicher, ein böser Ausdruck, und sie fand noch einen anderen Begriff dafür.
    Mordlüstern!
    Aus der Katze war ein vierbeiniger Killer geworden, der sich nun duckte und anschlich. Ein sicheres Zeichen für den Angriff. Anne hatte ihre Katze aus Spaß immer Tiger genannt. Doch jetzt schrie sie das Wort, und es bestand aus Angst, Panik und Furcht. Die Riesenkatze stieß sich ab. Der gewaltige Körper beschrieb einen Halbbogen, als er sich vom Boden her in die Luft wuchtete und auf das Fenster zusprang.
    »Neiiinnn…« Der Schrei wurde vom Platzen und Klirren des Glases übertönt, als der schwere Körper hindurchbrach und in das Zimmer hechtete. Er prallte zuerst auf das Bett, das unter dem Gewicht zusammenbrach. Danach stieß sich die Katze ab. Sie wurde zu einem fliegenden Ungeheuer, das über die entsetzte Schauspielerin herfiel. Anne schrie nicht mehr. Der schwere Tigerkörper hatte sie umgerissen und sie unter sich begraben. Sie spürte plötzlich die Pfoten, die zu Pranken geworden waren und sie mit einer spielerisch anmutenden Bewegung in die Höhe schleuderten, wobei sie die Frau an beiden Seiten der Taille umklammert hielten.
    Anne Cargill flog quer durch das Zimmer, prallte mit dem Hinterkopf gegen die Kante der offenstehenden Tür und halte den Eindruck, in Watte getaucht zu werden, wobei der Schmerz gleichzeitig ihren eingehüllten Kopf wie ein Blitzstrahl durchschnitt. Noch einmal riß sie sich zusammen. Sie sah klar, sie hörte auch klar und vernahm das satanische überlaute Lachen, das von der Terrasse her durch den Raum hallte.
    Es warder letzte Laut, den sie als Lebende mitbekam. Die Pranke des Tigers fegte nach unten wie ein Fallbeil. Sie tötete Anne Cargill bereits mit dem ersten Schlag…
    ***
    Als Ken Travers das Bad verließ, war er noch immer nackt. Den teuren Bademantel hatte er locker über eine Schulter gelegt. Der Stoff duftete ebenfalls nach seinem Körperspray, denn Ken liebte den Gleichklang. In der Rechten hielt er das halb gefüllte Glas mit Whisky, in der Linken schaukelte er eine Flasche vom teuersten Champagner. Dunkelhaarig, solariumbraun und immer wieder
    »in«, so kannte man Ken Travers, einen der bekanntesten Drehbuchautoren und Frauenhelden in der Filmstadt Los Angeles. An diesem Abend wollte Travers sich wieder beweisen. Er wußte nicht einmal, wie die beiden Girls hießen, die ihn in einer Bar am Sunset Boulevard mit verführerischen Blicken angemacht hatten, jedenfalls hatten sie ihn gekannt, und sie waren scharf. Wahrscheinlich erhofften sie sich auch eine Rolle, denn Travers besaß ein Mitspracherecht, was die Besetzung der Filme anging, die nach seinen Büchern gedreht wurden. Sie waren ihm willig gefolgt, und Travers, der Profi in solchen Geschäften, hatte sie noch mehr aufgeheizt. Die Drinks, die sie jetzt wahrscheinlich schlürften, enthielten nicht nur Alkohol, sondern auch eine Droge, die die Hemmungen raubte.
    So wollte Travers es haben, so hatte er es schon bei zahlreichen Häschen gemacht, und die alte Masche zog noch immer. Besonders bei den Girls, die vom Lande kamen und dachten, daß Hollywood so wäre, wie es immer im Kino gezeigt wird.
    Travers wohnte in einem kleinen Penthouse. Alle fünf Zimmertüren zweigten sternförmig von der runden Diele ab, die ein Glasdach besaß und als Mittelpunkt einen Springbrunnen. Eine nackte Puppe stand auf einem Sockel und spie grün schimmerndes Wasser aus, das in das Becken plätscherte.
    Travers hörte die beiden kichern. Die tolle Aussicht bis hin zum Meer genossen sie wahrscheinlich nicht. Bestimmt hatten die Zusätze schon ihre Wirkung getan.
    Mit dem Fuß stieß Travers die Tür auf. Er blieb auf der Schwelle stehen und lächelte breit. Die beiden Hübschen lagen auf den Kissen, die zu der Wohnlandschaft gehörten. Sie hielten die halbleeren Gläser fest.
    Eine Lampe, die aussah wie ein Propeller, aber auch mit erstarrten Flammen verglichen werden konnte, warf ihr Licht über die geschmeidige Mulattin und die Rotblonde mit dem Puppengesicht. Die Rotblonde, das hatte sie erklärt, wollte so gern eine zweite
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