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Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona
Autoren: dtv
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Bäume und Seehunde und so?«
    Karl nickte. So konnte man es auch ausdrücken.
    »Obwohl   … eigentlich forscht sie ja meistens, nimmt jede Menge Proben und untersucht sie und solche Sachen.«
    Sara nickte und sah ein bisschen beeindruckt aus.
    »Cool. Hast du Geschwister?«
    Karl schüttelte den Kopf.
    »Nein. Eigentlich gibt es nur Mama, Großvater und mich. Mein Vater ist bei einem Autounfall gestorben, als ich noch ganz klein
     war.«
    »Wie schrecklich.«
    »Es ist okay. Ich kann mich eigentlich gar nicht an ihn erinnern.«
    Sara seufzte.
    »Meine Familie ist total durchgeknallt. Sie haben sich vor Urzeiten zerstritten und seitdem sind sie in zwei Lager geteilt.«
    Mit diesen Worten begann Sara von ihrer Familienfehde zu erzählen, die alles beinhaltete, von Eifersucht über Gerüchte und
     Erbstreitigkeiten bis hin zu niedergetrampelten Blumenbeeten. Es hatte einst damit angefangen, dass einer ihrer Vorfahren,
     ein Kunsttischler, sich mit seinem Bruder, einem Arzt, überworfen hatte.
    »Und worum ging es?«, fragte Karl. »Weswegen haben die beiden sich gestritten?«
    Sara verstummte. Sie drehte den Kopf weg und starrte aufs Wasser.
    »Es ging um   … Ach, das spielt keine Rolle. Es ist schon so lange her.«
    »Und jetzt haben sich alle wieder versöhnt?«, fragte Karl.
    Sara schüttelte den Kopf und lachte.
    »Nein, um Gottes willen, nein. Aber alle wohnen in Krabbsjögrund und wir müssen uns ständig treffen, müssen zusammenhalten
     und so tun, als wäre nichts gewesen. Ich habe keine Ahnung warum.«
    Sie sah nachdenklich aus.
    »Eins ist sicher«, fuhr sie dann fort. »Mein Onkel hasst meine Familie wirklich – und meine Familie hasst meinen Onkel. Und
     damit meine ich alle in meiner Familie. Opa auch. Und er mag sonst eigentlich jeden.«
    »Und wer ist dein Onkel?«
    »Doktor Ekwall.«
    Karl zuckte zusammen.
    »Obwohl er eigentlich gar nicht mein richtiger Onkel ist«, erklärte Sara, »sondern   … irgendwas anderes aus der entfernteren Verwandtschaft. Aber du kennst ihn, oder?«
    Karl wurde schon beim bloßen Hören von Doktor Ekwalls Namen ganz kalt. Und eigentlich hätte er ihn am liebsten vergessen,
     aber es gab da eine Sache, die er unbedingt wissen musste.
    »Ich kenne ihn nicht direkt«, sagte er. »Aber ich weiß, wer er ist, ich bin ihm schon begegnet   …als ich mit Großvater in der Kirche war. Ist er öfter dort?«
    Sara sah plötzlich bedrückt aus.
    »Ich weiß nicht. Kann sein.«
     
    Ihre Stimmen klangen fast gespenstisch im Nebel. Die Figur in Karls Tasche regte sich nicht. Er hätte Sara so gerne davon
     erzählt, aber er wusste nicht, wie und wo er überhaupt anfangen sollte.
    »Kannst du den Motor nicht reparieren?«, fragte Karl.
    »Wieso, kannst du das etwa?«, konterte Sara. »Was glaubst du denn? Ich bin ein Kind und kein Schiffsmechaniker.«
    »Aber du hast doch im Lager an einem Motor rumgeschraubt.«
    »Da habe ich doch nur gejobbt«, sagte Sara, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, dass Zwölfjährige einen Job hatten.
     »Ich schraube alles Mögliche von den schrottreifen Motoren ab, die mein Opa findet. Dann verkauft er die Sachen als Ersatzteile
     und ich bekomme die Hälfte des Geldes. Ich kann Motoren auseinandernehmen, zusammenbauen kann ich sie nicht.«
    »Vielleicht sollten wir es trotzdem versuchen.«
    »Und was machen wir, wenn wir den Motor zum Laufen bringen?«, fragte Sara spitz. »Volle Fahrt voraus in die falsche Richtung?«
    Da fiel Karl etwas ein. Wohin hatte er es nur gesteckt? In die Hosentasche nicht, aber vielleicht in die Jacke   … Er quetschte die Hand unter die Korkweste und tastete nach seiner Außentasche.
    Da war es.
    »Nein«, sagte er mit Triumph in der Stimme. »Volle Fahrt voraus in die richtige Richtung. Und das wird uns dabei helfen.«
    »Ein Taschenmesser?«
    »Mit eingebautem Kompass«, bestätigte Karl zufrieden. »Habe ich von meiner Mutter bekommen   … heute Morgen.«
    Seltsam, es kam ihm vor, als sei es Wochen her, dass er sich von seiner Mutter verabschiedet hatte. So viel war inzwischen
     geschehen.
    »Na ja, wir können uns den Motor ja wenigstens mal ansehen«, sagte Sara.
     
    »Ich glaube, es ist das Schwungrad«, erklärte Sara, nachdem sie die Plastikabdeckung abgenommen hatte. »Jedenfalls ist es
     das, was sich dreht, wenn man den Seilzug zieht.«
    Sie zeigte auf eine große, liegende Scheibe mitzwei schrägen Schlitzen, die zur Mitte hin verliefen.
    »Dann müssen wir also versuchen, das Rad zum
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