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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut
Autoren: Stacia Kane
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Wasserflasche nun vors Gesicht. »Wie durstig man ist, merkt man immer erst am nächsten Morgen. Dieses Speed trocknet einen total aus.«
    »Ich hab selber was dabei.« Sie zog ihre Flasche hervor und trank einen Schluck. »Aber danke, dass du mich dran erinnert hast.«
    Er zuckte nur mit den Achseln.
    Sie hatten Downside hinter sich gelassen und brausten den Highway hinab. Wegen der Lichter der Stadt konnte Chess keine Sterne am Himmel sehen, aber sie wusste, dass sie zu Sternbildern vereint da oben funkelten. Seufzend lehnte sie sich auf dem Sitz zurück und blickte kurz auf den Tacho.
    »Fährst du wirklich hundertneunzig?«
    Terrible zuckte wieder bloß mit den Achseln.
    »Der Gesprächigste bist du nicht, hm?«
    Darauf warf er ihr einen wütenden Blick zu, und die grünlichen Lichter des Armaturenbretts brachten die erstaunliche Hässlichkeit seines Profils bestens zur Geltung: seine schiefe, offenbar schon mehrfach gebrochene Nase, die wulstige Augenbrauenpartie, der klobige Kiefer. Chess hob abwehrend die Hände. »Schon gut. Ich wollte bloß ein bisschen plaudern.«
    »Die Weiber wollen immer quatschen.«
    »Nicht dass es da noch was anderes gäbe, was sie von dir wollen könnten.«
    Terrible stellte das Radio lauter. Die Misfits dröhnten aus den Boxen, sangen von irgendwelchen Totenschädeln. Ein passender Soundtrack. Chess lehnte den Kopf an die Wagentür und hielt Ausschau nach den Sternen.
    In null Komma nichts waren sie am Flugplatz. Wie um alles in der Welt wollte Bump Drogen über einen Flugplatz einschmuggeln, der dermaßen in Stadtnähe lag? War ihm nicht klar, dass man die Flugzeuge hier hören und sehen würde?
    Doch das war ein dummer Gedanke. Denn Bump ging so was am Arsch vorbei. Und ihr ebenfalls. Ja, je einfacher er an seine Drogen kam, desto besser für sie.
    Terrible fuhr mit seinem schwarzen Chevelle - Baujahr 1969, aus jener Epoche also, die man nun »Before Truth« nannte, »vor der Wahrheit« - vor die ehemalige Abfertigungshalle. Mit ihren geweiteten Pupillen fiel Chess das Sehen nicht schwer.
    Auf den Start- und Landebahnen wuchsen überall Grasbüschel. Hier war vermutlich schon seit Jahrzehnten nichts mehr gelandet, zumindest nicht, seit die Kirche Triumph City zu ihrer Hauptstadt erkoren hatte und der Municipal Airport errichtet worden war. Die ganze Gegend wirkte vollkommen vergessen und verwahrlost.
    Terrible kam um den Wagen herum und öffnete Chess die Tür, eine höfliche Geste, die sie so verblüffte, dass sie fast auszusteigen vergaß. Dann besann sie sich aber doch noch und schnappte sich ihre Tasche vom Rücksitz.
    Terrible sah kommentarlos zu, wie sie ihr Spektrometer auspackte, es ihm in die Hand drückte, anschließend ein Stück schwarze Kreide und für alle Fälle auch noch ihr Messer hervorholte. Manche Hexen verwendeten Salz, Chess aber bevorzugte Kreide - die schließlich auch leichter wieder zu entfernen war. Kreide war schlicht und einfach effizienter, und Effizienz war ein Wert an sich.
    »Bück dich mal bitte.«
    Terrible neigte gehorsam den Kopf. Sie hielt ihn am Kinn fest und zog mit der Kreide ein Schutzzeichen über seine Stirn, das ein wenig nach einem Skorpion aussah. Er schloss kurz die Augen. Spürte er es? Er schien ihr nicht der Typ dafür zu sein, aber das hätte man von ihr ja vielleicht auch behaupten können.
    Sie jedenfalls spürte etwas, inmitten der Aufgekratztheit ihres Körpers: das vertraute sanfte Kribbeln der Macht und das noch sanftere Kribbeln aufkeimender Geilheit.
    Sie schüttelte den Kopf. Verdammt noch mal. Sie stand hier mit Terrible auf einem verlassenen, unkrautüberwucherten Parkplatz und wurde geil dabei. Das lag an den Nips. Speed hatte immer diese Wirkung auf sie. Vielleicht sollte sie sich von Terrible anschließend am Markt absetzen lassen, um einen Mann zu finden, der keine Fragen stellte und auch sonst nichts von ihr verlangte.
    Sie schüttelte noch einmal den Kopf und brachte dann das Schutzzeichen direkt oberhalb ihres Nasenrückens an. Es war eigentlich nicht nötig - sie war ja schon durch ihre Tätowierungen geschützt -, aber irgendetwas an diesem Ort machte ihr eine Gänsehaut. Wahrscheinlich war es Terrible. Bei der Vorstellung, sich von ihm anfassen zu lassen - einen kurzen Moment lang hatte sie beinahe mit dem Gedanken gespielt -, wäre jeder Frau, die auch nur halbwegs bei Verstand war, eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen.
    »Also gut«, sagte sie und trat einen Schritt von ihm weg. »Du kennst dich hier
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