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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut
Autoren: Stacia Kane
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aus?«
    Er nickte. Seine Augen funkelten unter den düsteren Brauen wie schmutzige Edelsteine.
    Sie nahm das Spektrometer wieder an sich und schaltete es ein. »Dann führ mich doch mal rum.«
    Er ging voraus zu einem Loch in dem maroden Maschendrahtzaun, ließ sie hindurchsteigen und folgte ihr.
    Ihre Schritte knirschten über den Kiesstreifen hinter dem Zaun, bis sie auf die rissigen Platten eines Gehwegs traten. Auch hier wucherte Unkraut, glitt über ihre Stiefel und erinnerte unbehaglich an Hände, die auf dem dicken, glänzenden Leder nach Halt suchten.
    Der Flugplatz war größer, als sie gedacht hatte; die Start- und Landebahnen erstreckten sich so weit sie sehen konnte in die Dunkelheit.
    Dann tauchte plötzlich auf der halb eingestürzten Mauer vor ihnen ein Lichtpunkt auf. Chess wich erschrocken zurück - und prallte mit Terrible zusammen, der eine Taschenlampe in seiner Pranke hielt.
    »Du hast mir einen Mordsschreck eingejagt! Ich dachte, das wäre ... Mach das nie wieder.«
    »Tschuldige.«
    Sie war eindeutig die dümmste Frau der Welt. Anders ließ sich nicht erklären, dass sie doch tatsächlich freiwillig mit dem gefürchtetsten Schlägertyp von ganz Triumph City zu einem stillgelegten Flugplatz am Rande der Stadt gefahren war. Wenn er sie hier umbrachte, würde es Monate oder sogar Jahre dauern, bis man ihre Leiche fand - wenn überhaupt.
    »Hey, Terrible, äh, weißt du eigentlich, was mit jemandem geschieht, der eine Hexe tötet?«
    Er brummte. Sie fasste das als Verneinung auf.
    »Er wird bis ans Ende seines Lebens von Geistern geplagt. Zumal, wenn er eine Hexe der Kirche getötet hat - so wie ich eine bin. Die Kirche hat da eine Sonderregelung getroffen, wusstest du das? Es gibt keinen Schadensersatz und auch keine Austreibung. Der Mörder wird Tag und Nacht ununterbrochen von Geistern geplagt, und es gibt kein Entkommen. Ganz schön heavy, oder?«
    »Es hat keiner vor, dich umzubringen, Chess.«
    »Aber wenn du es vorhättest, würdest du es mir ja auch nicht auf die Nase binden, nicht wahr? Du würdest nicht einfach sagen: >Bump hat mir übrigens befohlen, dich zu killen, also wärst du jetzt bitte so nett, ein bisschen näher zu kommen, damit ich dich bequem erwürgen kann?< Oder?«
    Er starrte sie an und gab dann ein sonderbares Keuchen von sich. Sie brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass er lachte.
    »Du spinnst«, sagte er. »Das macht das Speed, oder? Dich wird hier keiner killen. Bump braucht dich. Er hat keine anderen Hexen, die ihm was schulden. Er braucht dich echt.«
    Das war wahrscheinlich die längste zusammenhängende Äußerung, die sie je von ihm gehört hatte, und sie glaubte ihm.
    »Komm jetzt. Was macht denn das Ding überhaupt? Soll das piepen oder leuchten oder sonst was?«
    »Sonstwas. Führ mich einfach herum. Dann werden wir schon sehen, was passiert.«
    Er nahm ihren Arm und ging mit ihr durch den dunklen Eingangsbereich in das Abfertigungsgebäude. Das Dach war nur noch teilweise vorhanden, rostiges Wellblech auf morschen Holzbalken, ließ aber wenig Mondschein herein.
    Und es stank darin - nach Asseln, totem Getier und Kerosin, eine widerliche Mischung, bei der sich ihr empfindlicher, leerer Magen zusammenzog.
    Sie stiegen über allerhand Schutt und Abfall, während irgendwelche Tiere vor ihnen weghuschten, und drangen weiter in die Halle vor, deren lückenhafte Wandverkleidung als schwarze Streifen zu erkennen war.
    Das Spektrometer zeigte nach wie vor nichts an. Sie hatten sich natürlich auch noch nicht besonders gründlich umgesehen. Und diese Störsender konnten schließlich überall versteckt sein - im Innern des Gebäudes oder draußen im hohen Gras oder unter einem Stein ...
    Chess weigerte sich, die andere Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen, zumal sie auch nichts spürte, was definitiv darauf hindeutete, wie zum Beispiel eine Erwärmung ihrer Tattoos. Aber irgendetwas stimmte hier nicht: Eine ungewöhnliche Energie begann sie einzuhüllen, obwohl gar keine Geister in der Nähe waren, es sei denn, das Spektrometer wäre defekt. Ihre Körperreaktionen konnten natürlich, so ungern sie sich das eingestand, durch das Speed beeinflusst sein, aber das Spektrometer hätte ausschlagen müssen.
    »Gib mir mal die Taschenlampe.«
    Er klatschte sie ihr schwungvoll in die Hand.
    Sie leuchtete die Balken unter der Decke ab. Dort würde man so ein elektronisches Gerät wohl am ehesten anbringen, zumal eins, das groß genug war, um die Bordcomputer von
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