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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut
Autoren: Stacia Kane
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Rotton in ihr Blickfeld gelangte - und an den nackten Füßen einen goldenen Zehenring.
    Er zog eine Tüte aus der Hosentasche und warf sie mit beiläufiger Geste vor Chess auf den Tisch. Das Tütchen enthielt Pillen, und jede dieser Pillen flüsterte ein Versprechen. Pink Pandas schmiegten sich an grüne Hoppers, und blaue Oozers und rote Nips bildeten mit dem weißen Hintergrund der Cepts eine regelrecht patriotisch anmutende Kombi. Jede Sorte verhieß ein ganz eigenes Fahrvergnügen: rauf oder runter, sanfte Tour oder harte Welle. Eine Zweimonatsration toller Gefühle lag da vor ihr. Ihr begann der Speichel zu laufen, und sie schluckte ihn hinunter und von ihrem Stolz gleich einiges mit.
    »Du schuldest mir was, Chess.« Bumps schleppende Sprechweise passte zu dem Eindruck, den er offenbar von sich verbreiten wollte: den eines Mannes, der langsam dachte und sich langsam bewegte. Doch das war eine Täuschung. Bump war der Herr der Straßen westlich der Dreiundvierzigsten, und das wurde man nicht, wenn man langsam war. »Du schuldest mir ’ne ganze Menge, Baby.«
    Sie löste sich mühsam von dem Anblick der Tüte und guckte stattdessen auf seinen zottigen Bart.
    »Du weißt doch, dass du das wiederkriegst«, sagte sie und hasste den leicht weinerlichen Tonfall, der sich in ihre Stimme schlich. Sie räusperte sich und setzte sich aufrechter hin. »Ich hab doch immer meine Schulden bezahlt, und ich werd sie auch diesmal bezahlen.«
    »Nee, nee, diesmal ist es was anderes. Weißt du, wie viel du mir schuldest? Fünfzehn, Baby. Fünfzehn Riesen schuldest du mir. Wie willst du das zurückzahlen?«
    »Fünfzehn? Das kann nicht sein, das ist unmöglich.«
    »Du hast die Zinsen vergessen. Wenn du Bump Geld schuldest, zahlst du Zinsen.«
    »Hab ich doch sonst nie.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Neue Geschäftspolitik.«
    Neue Geschäftspolitik - Quatsch mit Soße! Was war denn das jetzt für ein Scheißspiel? Sie hatte damit gerechnet, dass er ihr drohen würde. Aber mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. »Selbst wenn das deine neue Geschäftspolitik ist: Meine eigentlichen Schulden können doch nicht mehr als viertausend sein. Wie hoch ist denn dein Zinssatz? Zweihundert Prozent?«
    »Ich hör immer Zinssatz. Hier gibt’s keinen Zinssatz. Ich nehm einfach so viel Zinsen, wie ich will.« Er setzte sich auf die Armlehne seines Sofas, zückte ein Klappmesser und begann sich damit die Fingernägel zu säubern. »Und wenn ich sage: Fünfzehn, dann sind es fünfzehn. Also: Wann zahlst du?«
    »Ich kann auch woanders hingehen.«
    »Na klar, Süße. Du kannst hingehen, wo du willst. Geh doch zu Slobag in die Dreizehnte. Dann wirst du sehn, wie du bei dem Abschaum da mit deinen Tattoos ankommst. Das ändert aber nichts an deinen Schulden bei mir.«
    Sie sah wieder die Tüte an. Bump lächelte. »Willst du eine? Nur zu, nimm dir. Welche du magst.« Er nahm die Tüte und hielt ihr die Öffnung hin. »Greif zu.«
    Sie sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an. »Und was knöpfst du mir dafür ab?«
    Sein Lachen schien in den Füßen zu beginnen und dann den ganzen Körper zu durchlaufen. »Dafür knöpf ich dir gar nichts ab, Baby. Weil: Du schuldest mir doch wohl schon genug. Meinst du nicht auch?«
    Er klappte das Messer wieder zu und steckte es ein. »Aber da fällt mir ein ... Ich wüsste was, wie du das bezahlen könntest. Du könntest deine Schulden abarbeiten.«
    »Vergiss es.« Sie war drauf und dran, aufzustehen und zu gehen. So tief würde sie nicht sinken - komme, was da wolle. Selbst sie besaß noch Reste von Selbstachtung, und bei der Vorstellung, wie so ein Widerling wie Bump sie betatschte, kriegte sie das kalte Kotzen.
    »Oh, Baby, ich weiß, was du jetzt denkst. Aber das mein ich nich. Obwohl: Wenn du magst, nehm ich dich gern mal mit in die Kiste und zeig dir, wo der Bump die Locken hat. Du würdest es nicht bereuen, das versprech ich dir.«
    Er lachte und schüttelte ein wenig die Tüte, die er ihr hinhielt. »Nur zu. Nimm dir eine. Ich weiß doch, was du brauchst. Weiß Bump das nicht sowieso immer? Bump ist dein Freund, isses nich so? Also vertraust du Bump. Nimm dir, was du willst, und dann unterhalten wir uns. Vielleicht können wir uns ja gegenseitig helfen.«
    Misstrauisch griff sie nach der Tüte. Ihr erster Impuls war, sich eine Oozer zu nehmen, doch dann widerstand sie dem und nahm sich statt dessen noch eine Cept. Sie hatte so das Gefühl, dass sie ihre Birne noch brauchen würde.
    »Sehr schön. Also, soll
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