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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition)
Autoren: Peter J. Kraus
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Hof – eine gute Dreiviertelstunde nach meinem Notruf. Die konnten trotz Herumstehens und Kaffeetrinkens nichts finden. Weshalb sie im Revier anriefen und den diensttuenden Detektiv verlangten.
    Mein Pech, dass das ausgerechnet Milt VanDeKamp war. Den hatten wir schon in der vierten Klasse wegen Blödheit abgehängt, und beim Highschoolabschluss waren wir zwar alle achtzehn Jahre alt und freuten uns aufs College, aber Milton drückte noch immer die Juniorenbank.
    „Milt, alter Knabe.“ Man muss freundlich sein, besonders zu Deppen. Milton schaute mich leicht angeekelt an und marschierte wortlos an mir vorbei. Er verbeugte sich vor meiner Tür, schaute ihr tief ins Schlüsselloch und sprach: „Ich sehe nix.“ Einfach so. Richtete sich wieder auf und vermutete, dass ich „mal wieder besoffen, wie üblich“ gewesen sei.
    Was mich zutiefst kränkte, und das sagte ich ihm auch. Milton hörte nicht hin. Er machte Kreuzchen in entsprechende Kästchen seines Formulares – damit hatte er schon in der dritten Klasse Schwierigkeiten, wenn ich mich recht erinnere – und fauchte den Uniformierten an, der wissen wollte, ob er nun gehen dürfe.
     
    Mein Ruf ist nun mal etabliert. Ich saufe. Wie meine Altvorderen, wie meine Freunde, wie jeder, mit dem ich zu tun habe. Nicht übermäßig saufe ich, nicht jeden Tag bis zum Umfallen, aber im Laufe der Zeit packe ich schon recht ordentliche Mengen weg. Nur Bier, sonst nichts.
    Na ja, fast nur Bier. Darauf bin ich ganz stolz, denn ich habe bei meinem Alten gesehen, wohin Schnaps führt. Fasse ich nicht an. Selten, jedenfalls. Aber man kann behaupten, dass ich ein kenntnisreicher, begeisterter Biertrinker bin. Außerdem wäre das Leben ja nicht zu ertragen, wenn man nicht gelegentlich entfliehen könnte.
    Typen wie dieser Versager Milt gehen mir auf den Hammer. Die machen durch ihre Arroganz klar, dass sie von uns Hobbytrinkern nichts halten. Arschlöcher.
     
    Ich gab zu Protokoll was passiert war und welche Beobachtungen ich gemacht hatte. Dann ließ ich die Bullen ziehen und rief meine alte Bekannte Julie beim DMV an. Die Zulassungsstelle des Department of Motor Vehicles ist ja permanent überlastet, weshalb ich da möglichst nie anrufe, aber heute musste das sein. Julie ging auch gleich ans Rohr.
    „Julie, mein Herz, ich bin´s, der Mann deiner Träume.“
    „Welcher denn?“ Na, so was.
    „Der mit der Stimme – Johnnie Rocket, der einzige.“ Dämliche Alte wollte mir vor Jahren mal an die Hose, und ich hatte eine Heidenangst, dass sie´s schafft. Zum Glück war sie damals zu bekifft und vergaß nach erfolgloser Suche, was sie eigentlich mit meinem Reißverschluss wollte.
    „Jon – Jon Gutman? Doch nicht etwa Jon Gutman? Der mir einen ganz großen Abend versprochen hat und seither verschollen ist?“
    Das mit dem Dinner war mir ja peinlich, aber ich musste das damals versprechen. Ich brauchte nämlich unbedingt Auskunft über einen, der mir Geld schuldete, und nur sie konnte mir sagen, wohin der verschwunden war. Anhand des Führerscheines, oft einziger Identitätsnachweis im ausweisabholden Kalifornien. Wenn einer umzieht, muss er seinen Führerschein auf die neue Anschrift umschreiben lassen. Und da saß die scharfe Julie an der Quelle.
    „Deshalb rufe ich doch an – ich habe gemeint, vielleicht hättest du heute nach der Arbeit Lust, mit mir irgendwo ein Bierchen zu trinken und vielleicht eine Pizza oder so reinzuknallen. Wie wär´s?“
    „Sag mir, was du brauchst. Warum du angerufen hast. Dann kann ich´s mitbringen. Musst mir doch nichts vormachen.“
    Was soll man dazu sagen. Ich las die Autonummer vor. Wir einigten uns auf halb sechs bei Gerry´s.
     
    Warum es so schwierig ist, in einem Kaff wie Pismo was zu trinken zu kriegen ist mir ein Rätsel. Gerry´s ist buchstäblich die einzige Kneipe in der Stadt. Klar, schenken die meisten Hotel-Restaurants Alkohol aus, aber so richtig hinsetzen und saufen ist nur bei Gerry möglich.
    Ich wanderte schon kurz nach fünf rein. Auf der winzigen Bühne in der hinteren Ecke hampelten drei dürre Langhaarige mit Cowboyhut und Gitarren lustlos vor uralten Shure SM57 Mikrofonen herum, an der Bar lümmelte die übliche Crew Alkoholiker und Gelangweilter, und der Dicke an der Tür hatte heute nicht mal Lust mein Bares zu zählen, ehe er mich reinließ.
     
    Johnnie kennt meine Vorlieben. Sie stellte gleich eine kalte Flasche auf meinen Lieblingsplatz am Bühnenende der Bar.
    „Thanks.“
    „Hab´ gehört du bist einem
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