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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition)
Autoren: Peter J. Kraus
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Auto, und ich habe garantiert Sonne und Poolwetter. Aber das Frühjahr ist doch am allerschönsten. Vom Winterregen ist noch alles grün, Wildblumen leuchten knallbunt und die Sonne brennt im wolkenlosen Himmel. Jeden Tag. Auch wenn die Küste morgens noch eingenebelt ist. Aber nach dem Mittagessen strahlt alles in hellsten Farben, einschließlich wintermüder Kalifornier.
     
    Julie und ich schlenderten nachmittags wieder nach Striker Beach. Sie wusste, dass ich mich in meiner Haut nicht ganz wohl fühlte, und sie genoss das.
    „Hör mal – mir hat unser Tag wahnsinnig Spaß gemacht, aber du weißt doch, dass Patty und ich .. na ja, dass wir ziemlich fest liiert sind. Auch wenn´s manchmal nicht so scheint. Aber ich will mit ihr keinen Ärger“, quetschte ich durch dünne Lippen hervor.
    Ich muss wohl ziemlich mies dreingeschaut haben, denn sie fing furchtbar an zu lachen.
    „Meinst du wirklich, Süßer, ich würde mich mit Paranoia Patty anlegen? Wozu auch. War stark – das habe ich wieder mal gebraucht, und außerdem wollte ich ja schon lange. Du warst also überfällig.“
    Meinte sie ernst, dem Ton nach.
    „Aber jetzt reicht´s wieder. Du hast meine Telefonnummer. Ruf mich gelegentlich an.“ Sie gab mir so einen Hollywooder Luftkuss, drehte sich um und trippelte die Straße hoch, Richtung Manfredo´s Cantina, wo ihr Auto vermutlich noch immer stand.
    Ich atmete auf. Verdammte Fremdgeherei. Ich hätte einen Eid drauf geschworen, dass sie Ärger machen würde. Kannste mal sehen.
     
    In der Hosentasche fanden sich noch knappe sieben Dollar. Beim 7-11 an der Ecke holte ich eine Sechserpackung Corona und ging zu meiner Bude rüber.
     
    Ich machte die Tür auf und staunte. Zigarettenqualm in meinem gepflegten Mobilheim, drei Typen an meinem Wohnzimmertisch und meine einzige Weinflasche aus dem Kühlschrank obendrauf. Drei halb volle Rotweingläser und meine Spielkarten. Ich glaube, ich spinne.
    „Ich glaube ich spinne. Was macht ihr denn da – und wie kommt ihr überhaupt hier rein?“ Richtig pampig wurde ich. Was meinen die denn überhaupt.
    Der dürre, narbengesichtige Indianer, der aufgesprungen war und nun zwischen Tisch und Tür stand, griff meine Hemdbrust und zog mich mit einem Ruck an sich.
    „Welcome home, Kleiner. Wo warst du denn so lange? Mit der Freundin weg? Vögeln, was, du Sau?“ Und haute mir mit der offenen Hand eines auf die Backe. Ich sackte vorsichtshalber erst mal weg.
    „He, John, hör auf damit – du kannst doch einen braven, steuerzahlenden Bürger nicht wie deine Vietcong behandeln.“ Er war halb aufgestanden, der Dicke, hatte sich zur Tür umgedreht und ließ dabei den Kolben eines gewaltigen Colts unter seiner hellen Jacke sehen. „Entschuldige dich bei Mister Gutman und helfe ihm auf die Beine, aber sofort, wenn ich bitten darf.“ Er beugte sich vor und starrte mich aus zwei pechschwarzen Augen an. „Ihnen hat der freundschaftliche Klaps hoffentlich nichts ausgemacht?“ Ich schüttelte automatisch den Kopf.
    Der Indianer griff mir unter die Armbeuge und zog mich mit einem schmerzhaften Ruck hoch. Er grinste mich an, nahm die Zigarre aus dem Mund und meinte höhnisch: „Sorry, Chief. Ist mir so rausgerutscht. Hab nichts Böses dabei im Sinn gehabt.“ Als hätte er mich auf der Straße angerempelt. Ich mochte ihn auf Anhieb schon mal nicht. Wie feinfühlig unsere Antennen doch manchmal sind.
     
    Die drei Typen guckten mich erwartungsvoll an. Der Junge mit der Sonnenbrille, der stocksteif an meinem Tisch saß und sorgfältig seine Karten mit dem Bild nach unten vor sich hinlegte, seinen Stuhl zurückschob und aufstand, sprach als erster.
    „Sie müssen entschuldigen. Wir warten hier im Wohnzimmer auf Sie, weil es für Sie und uns schlecht wäre, wenn uns jemand erkennen würde“, erklärte er im wunderschön klaren Amerikanisch, das nur an teuren Ostküstenschulen erlernt wird.
    Er nahm höflich die Brille ab und legte sie auf die Spielkarten, zog ein Lederetui aus der Innentasche seines makellos geschnittenen dunkelblauen Anzugs, klappte es auf und hielt mir eine Dienstmarke vor die Nase. Department of the Treasury.
    „Finanzbullen? Seid ihr Steuercops?“
    Er schaute mich erschrocken an. Grüne Augen mit einem seltsamen Hintergrundflimmern. Daher die Sonnenbrille. Gute Idee.
    „Um Himmels willen, nein. Drogen. Das Schatzamt ist, wie FBI und Drug Enforcement Administration auch, für gewisse Aufgaben der Drogenbekämpfung zuständig. Wir wollen Ihnen nur ein paar
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