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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los?
Autoren: Evelyn Sanders
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nicht.«
    Die Tür flog auf, und hindurch schob sich Steffi mit einem Tablett, auf dem ein Teller mit Weihnachtsgebäck und drei Tassen Cappuccino standen. Ein Tritt mit dem Fuß, dann war die Tür wieder zu. »Kann es sein, dass ich eben was von Charme gehört habe?« Sie stellte das Tablett ab und verteilte die Tassen. »Und zwar in Verbindung mit Papi? War doch ’n Irrtum, oder?« Fragend sah sie mich an.
    »In gewisser Weise ja. Es begab sich nämlich schon vor langer langer Zeit, als im siebenten Stock des Düsseldorfer Pressehauses ein charmanter Mann …«
    »Au ja, ein Weihnachtsmärchen!«, unterbrach sie mich sofort, setzte sich und sah mich auffordernd an.
    Nun hatte Rolf endgültig genug und das konnte ich ihm nicht mal verübeln. Zähneknirschend stand er auf, griff aber doch noch zu Telefon und Zettel und stürmte aus dem Zimmer durch die Essdiele in die Küche. Wieder donnerte die Tür ins Schloss, und diesmal flog sogar der Schlüssel heraus, im Regal kippten ein paar Bücher zur Seite, und meine blaue Majolika-Vase, ein Mitbringsel von unserer abenteuerlichen Wohnmobiltour durch Südfrankreich, begann heftig zu wackeln. Ich konnte sie gerade noch festhalten, bevor sie kippte.
    »Könnte es sein, dass wir Papi etwas verärgert haben?« Stefanie schälte sich aus dem Sessel. »Ich trage ihm besser den Kaffee wieder raus, so schnell kommt er bestimmt nicht zurück.«
    »Nimm ein paar Kekse mit!«
    »Nicht nötig, auf dem Küchentisch steht doch die halb volle Dose.«
    »Jetzt ist sie garantiert nicht mehr halb voll! Bring wenigstens den Rest noch mit rein, Weihnachten ist erst morgen!«
    Ihre in wechselnder Lautstärke geführte Unterhaltung dauerte genau fünf Minuten, dann kamen Vater und Tochter vereint wieder ins Zimmer und wollten die Versöhnung begießen. Mit einem Glas Sekt. Während Steffi in den Keller stieg und im dort aufs Altenteil gesetzten Getränkekühlschrank (Baujahr 1981) nach einer geeigneten Flasche suchte, meinte Rolf nachdenklich: »Manchmal vergesse ich einfach, dass sie inzwischen vierunddreißig Jahre alt und verheiratet ist. Ich sehe sie immer noch in ihren Lederhosen vor mir, wie sie mit den Jungs Fußball spielt oder in der Spitze vom Apfelbaum sitzt und nicht mehr runter kann!«
    »Und du kämst heute nicht mehr rauf, um sie zu runterzuholen!«
    »Das hat er doch schon damals nicht gekonnt!« Steffi stellte die Flasche ab und suchte im Schrank nach passenden Gläsern. »Runtergeholt hatte mich Sven, aber Papi hat die Leiter gehalten! Und mir hinterher eine Mark in die Hand gedrückt, damit ich nichts sage. Sven hat sogar drei gekriegt.«
    Es ist doch merkwürdig, wie sehr Ereignisse, die seinerzeit einen regelrechten Familienkrach heraufbeschworen hatten, an Bedeutung verlieren, wenn sie Jahrzehnte zurückliegen. Sascha hatte eins hinter die Ohren gekriegt, weil er seine Schwester zu dieser Klettertour herausgefordert hatte, und ich hatte mir von meinem Mann eine halbe Stunde lang anhören müssen, wie sehr ich meine Aufsichtspflicht vernachlässigt hatte, und was dem Kind nicht alles hätte passieren können.
    »Dieses Kind wird in dreizehn Jahren und zwei Monaten volljährig«, hatte ich zurückgeblafft, »also sollte es langsam anfangen, Verantwortung für sich selber zu übernehmen!« (Seine schwereren Blessuren hat es sich auch erst geholt, als es bereits über achtzehn war!).
    Als wir beim Rückblick auf ihre jugendlichen Heldentaten, von denen die meisten in einer Arztpraxis geendet hatten, bei Stefanies neuntem Geburtstag angekommen waren, einschließlich des unbeabsichtigten Freudenfeuers im Garten, dem drei frisch gepflanzte Bambusbüsche zum Opfer gefallen waren, erinnerte ich an das noch immer nicht gelöste Problem, wo wir denn nun übermorgen das Familien-Weihnachtsessen zu uns nehmen könnten.
    »Versuch’s doch mal im Burg-Hotel!«
    »Lieber nicht!«, warnte Stefanie. »Da war ich mal mit Hannes, und hinterher sind wir bei McDonald’s gelandet, weil wir noch Hunger hatten. Das Ambiente in dem Restaurant ist spartanisch-edel und das Essen ebenfalls. Nouvelle Cuisine mit riesigen Tellern und dreiteiligem Besteck: Messer, Gabel, Lupe!«
    Also doch Hähnchenbrust in Sahnesoße? Geht aber nicht, denn mir war inzwischen siedend heiß eingefallen, dass ich ja Nickis Schwiegereltern ebenfalls eingeladen hatte, nur nicht an den heimischen Herd, da kann ich mit den Kochkünsten von Frau B. nicht konkurrieren, sie hat’s einfach besser drauf! Das hatte ich im
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