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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los?
Autoren: Evelyn Sanders
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Krankenhäusern und Uni-Kliniken«, warf ich ein, »im Falle eines Falles wärst du dort sogar besser aufgehoben.«
    Nicki schüttelte den Kopf. »Während der Feiertage haben die doch überall bloß einen Notdienst sitzen, und wer garantiert mir, dass das nicht ein Medizinstudent im letzten Semester ist?«
    Da gab ich es auf. Werdende Mütter sind ähnlich sensibel wie Bräute kurz vor der Hochzeit, man sollte ihnen in allem zustimmen und dann das tun, was man selbst für richtig hält!
    Nicki bekam also ihr Kännchen Roibusch-Tee (keine Ahnung, welche schwangerschaftsverträglichen Inhaltsstoffe der hat, bis dato hatte ich nicht mal gewusst, dass es ihn gibt, jetzt steht der Rest immer noch irgendwo hinten im Vorratsschrank) und die Zusicherung, ich würde mich noch im Laufe des Abends um ein näher gelegenes Restaurant kümmern: »Wenn ich das richtig verstanden habe, sollte es möglichst in Rufweite vom Krankenhaus gelegen sein, keinesfalls jedoch weiter entfernt als fünf Kilometer und mit Parkplatz direkt vor der Tür.«
    »Ich weiß gar nicht, weshalb du eine Frühgeburt überhaupt für möglich hältst«, bemerkte Steffi grinsend, »schließlich ist das auch Jörgs Kind, und der ist doch noch nie pünktlich gewesen …«

[home]
    Kapitel 3
    N un ist es nicht ganz einfach, vierzig Stunden vor Beginn der weihnachtlichen Schlemmerorgie ein Restaurant zu finden, dessen Ambiente nicht nur aus rustikalen Holztischen mit karierter Tischdecke und in Plastik eingeschweißten doppelseitigen Speisekarten besteht; nicht zu vergessen die Papierservietten und den großen Porzellan-Aschenbecher mit Reklameaufdruck. Ein bisschen Stil sollte es schon haben.
    Doch nach dem sechsten Anruf und dem höflichen Bedauern, man sei schon seit Wochen restlos ausgebucht, war ich drauf und dran, das ganze Unternehmen abzublasen und die Familie einfach mit Hähnchenbrust in Sahnesoße abzufüttern; das wäre zwar kein Drei-Gänge-Menü und schon gar nicht festlich, aber zumindest die Zutaten dafür hatte ich im Haus. Vier Packungen Hähnchenbrust für Notfälle froren schon seit längerer Zeit in der Kühltruhe vor sich hin, und die zwei dauerkonservierten Sahneschachteln mussten auch langsam weg. Ich hatte sie irgendwann im Herbst mal mitgenommen, weil sie bis Silvester halten sollten und man hundertfünfzig Milliliter Sahne immer gerade dann braucht, wenn man sie nicht hat.
    »Wenn ich die beiden Tütensuppen aus dem Vorratsschrank mit einer Dose Spargelspitzen verlängere und die Tassen nicht ganz voll mache, könnten sie sogar als Vorspeise reichen. Was meinst du?«
    Rolf meinte erst gar nichts, doch dann fiel ihm ein, dass am Heiligen Abend die Geschäfte vormittags alle noch geöffnet und die Tiefkühlgänse bestimmt nicht ausverkauft seien. »Die letzten davon kriegt man doch immer zu Ostern als Sonderangebot.«
    »Das stimmt nicht! Die Ostergänse sind welche aus der Frühmast!«
    »Aus der –
was?«
    »Na ja, Frühmastgänse – die sind auch nie so fett!«
    Er sah mich an mit einem Blick, in dem Mitleid gepaart war mit männlicher Überheblichkeit. »Wann hast du als Großstadtkind denn jemals eine lebendige Gans gesehen? Außer im Zoo vielleicht.«
    »Immerhin bin ich anderthalb Jahre lang mindestens einmal täglich vor diesen Viechern getürmt, wenn sie mit gereckten Hälsen hinter mir her waren!«
    »Wo denn? Auf dem Kurfürstendamm?«
    »In Ostpreußen, Kinderlandverschickung nach Harteck, Kreis Goldap! Da sind diese Vögel nämlich frei auf der Dorfstraße rumgelaufen!«
    Das hatte er vergessen, räumte jedoch ein, dass er von ostpreußischen Gänsen keine Ahnung habe, er sei schließlich gebürtiger Braunschweiger, folglich habe seine Mutter nur Gänse aus der herzoglichen Geflügelzucht auf den Tisch gebracht, und die seien mit Hafer gemästet worden, und zwar im Herbst und nicht im Frühjahr. Jawohl! »Frühmast! So ein Blödsinn! Seit wann isst man Gänse im Sommer?«
    »Seitdem es Tiefkühltruhen gibt!« Bevor sich Rolf wieder dem Studium des Fernsehprogramms widmen konnte, drückte ich ihm den Hörer und den Zettel mit den Nummern der noch nicht abtelefonierten Restaurants in die Hand. »Versuch du mal dein Glück! Bisher habe ich nur Frauen an der Strippe gehabt, und die hätten bei einer männlichen Stimme bestimmt weniger abweisend reagiert. Wenn du vielleicht deinen früheren Charme ein bisschen reaktivieren könntest …? Nur kurzfristig natürlich!«, beteuerte ich sofort. »Hier zu Hause brauchst du ihn ja
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