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Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Titel: Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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heißt, dem romantischen Liebesideal durch Dauerverliebtheit oder Partnerwechsel irgendwie doch nachzukommen, nach der anderen Seite durch Vernunft und Pragmatik und Verzicht auf ebendiese Ansprüche ein Scheitern der Beziehung zu verhindern. Beim Umgang mit diesem Dilemma zeichnen sich folgende Lösungsversuche ab:
Beziehungsshopping
    Schlimmstenfalls bis zum Sankt Nimmerleinstag ist man dann auf der Suche nach dem Idealpartner, um enttäuscht festzustellen, gerade schon wieder nicht Mr. Right oder Mrs. Perfect getroffen zu haben. Denken Sie daran, dass, egal wie der Partner ist, Sie sich in jede Beziehung mitnehmen und dass es den perfekten Partner höchst selten gibt. Auch Dauersingle ist keine echte Alternative. Für die meisten Menschen ist es ein vorübergehender Zustand, den sie gerne wieder beenden würden. Eingefleischte Dauersingles sind eine Minderheit und werden es bleiben.
Liebe dich selbst
    Ich kann zwar versuchen, zu mir selbst eine positive Einstellung zu haben, ob ich mich aber jemals so lieben kann, dass es egal ist, mit welchem Partner ich zusammen bin, ist doch ein sehr fragliches Konstrukt. Liebe ist bezogen, und in ihrer Bezogenheit liebe ich abhängig von meinem Partner jeweils auf eine bestimmte Weise. Zudem bedeutet es für viele Menschen schlichtweg eine Überforderung, sich selbst so in den Mittelpunkt zu stellen und diese Selbstliebe aus sich heraus zu kreieren.
Autonomie als Patentrezept
    Unabhängigkeit und Autonomie haben nach wie vor Konjunktur. Wird dies aber so verstanden, dass man sich in seinem Selbstgefühl nicht mehr davon abhängig machen will, was andere über einen denken, wird es problematisch. Wir alle sind nämlich darauf angewiesen, unser Selbstgefühl von anderen gespiegelt zu bekommen. Wer nicht mehr auf den anderen oder die andere angewiesen ist, wäre im Grunde so autonom, dass er gar nicht mehr liebesbedürftig ist. Statt auf andere angewiesen zu sein, wird man zum selbstgenügsamen Perfektionisten. Wer will schon einen Menschen lieben, der einen nicht auch braucht. Die Lösung, sich selbst zu lieben und psychisch unabhängig zu sein vom Urteil der anderen, ist die falsche Antwort auf das Dilemma von romantischer Liebe und ihrem Scheitern.
Ausharren um jeden Preis
    Aus der Angst, allein zu sein und womöglich auch keinen neuen Partner zu finden, hält man an der Partnerschaft fest. Bei diesem Lösungsversuch wird versucht, das Dilemma zwischen romantischer Liebe und ihrem Scheitern dadurch zu lösen, dass auf größere Ansprüche an die Beziehung verzichtet wird und man sich mit den Gegebenheiten abfindet. Sich fürs Bleiben zu entscheiden, setzt voraus, dass man auch gehen kann. Dieser Lösungsversuch dient der Vermeidung einer Trennung.
Die Affäre
    Passen in ein Menschenleben mehrere Trennungen und mehrere Neuanfänge, ist auch noch Platz für Affären. Treue wird immer seltener, dafür umso kostbarer. Eine Affäre stellt den Versuch dar, beides unter einen Hut zu bekommen: das »Verstehe mich« und das »Mach mein Leben interessant«. Abwechslung und Konstanz, Stimulation und Bindung – dies nicht mit einer, sondern mit zwei Personen. Der Fluchtweg der Affäre steht heute weit offen – für beide Geschlechter. Und was vielleicht als reiner Seitensprung gedacht ist, kann sichleicht zu einer Liebesaffäre ausweiten. Der Lösungsversuch besteht hier darin, die verschiedenen gegensätzlichen Erwartungen auf mehrere Beziehungspartner zu verteilen. Das macht es ja dann auch entsprechend schwer, sich für den einen oder gegen den anderen entscheiden zu müssen.
Trennung
    Man trennt sich vom Partner, behält aber das Ideal der romantischen Liebe bei und versucht es weiter – meist nicht mit größerem Erfolg. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ein Fazit
    Der deutliche Wandel in den Beziehungen in allen Generationen schafft Chancen und Gefahren, die nah beieinander liegen. Auf der einen Seite gehen Beziehungen immer häufiger in die Brüche, auf der anderen Seite wünschen sich fast alle generationenübergreifend eine lebenslange feste Beziehung und nicht von vornherein eine auf Zeit. Sie glauben an die große Liebe und träumen davon, dass sie ewig währt. Wenn sie sich verlieben, denken sie ein Ende nicht mit. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich dadurch auflösen, dass mit dem Wert Beständigkeit zunehmend eine andere Wertvorstellung konkurriert, nämlich die hohe emotionale Qualität der Beziehung. Es geht nicht mehr um eine Beziehung überhaupt, sondern um eine
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