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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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Irgendwas, das keinen Aufschub duldet.“
    „Schon wieder? Mir hat dieses Schwarz mit Rot sehr gefallen. Das passt so gut zu ihren dunklen Augen.“ Immer wenn Oskar von Zacks Schwester sprach, bekam seine Stimme etwas Verträumtes.
    Zack verdrehte die Augen. „Ja, aber den Look hat sie jetzt schon eine volle Woche. Höchste Zeit für Veränderung! Da ist sie leider zu beschäftigt, ihren Bruder aus dem Knast zu befreien. Wenn sie überhaupt gecheckt hat, wo ich bin.“
    „Nicht so schlimm. Meine Mutter ist ja schon auf dem Weg.“
    „Oh, super! Dann kann sie mich mitnehmen!“ Zack klang sehr erleichtert.
    „Das hättest du gern, was? Aber daraus wird leider nichts.“ Anderling hatte den beiden offenbar zugehört.
    „Wieso nicht?“
    „Weil sie nicht deine Erziehungsberechtigte ist.“
    „Aber meine Erziehungsberechtigte sonnt sich gerade am Mittelmeer!“
    „Genau darum passen wir jetzt auf dich auf“, sagte Anderling.
    „Hat sie denn kein Handy mit?“, fragte Oskar.
    „Doch, natürlich. Aber nur so ein Billigteil, und das scheint im Ausland irgendwie nicht zu funktionieren. Jedenfalls kann man sie nicht erreichen. Sie meldet sich manchmal vom Campingplatz oder aus einem Café.“
    „Oh.“
    „Ja, das kannst du laut sagen. Also entweder adoptiert ihr mich schnell, oder ich kann hier versauern.“
    „Ich glaube, so eine Adoption … das dauert Monate.“
    „Mann, Alter, war doch nur ein Witz.“
    Oskar stöhnte leise. Ihm war überhaupt nicht nach Witzen zumute. „Dann musst du eben doch warten, bis deine Schwester sich wieder meldet. Sie holt dich bestimmt sofort ab.“
    „Ähem“, räusperte sich Anderling, „wie alt ist diese Schwester, wenn ich fragen darf?“
    „Sechzehn“, sagten Oskar und Zack gleichzeitig.
    Anderling schüttelte den Kopf und grinste: „Oh, minderjährig? Tut mir wirklich außerordentlich leid.“ Das Grinsen wurde breiter. „Da musst du schon warten, bis sie achtzehn wird. Aber Kopf hoch, Kleiner, du wirst sehen: Bei uns vergeht die Zeit wie im Flug!“
    In diesem Augenblick kam Paloma Hansen die Treppe heruntergestöckelt. „Geht mit Herrn Anderling ins Magazin und gebt eure Sachen ab. Im Austausch bekommt ihr unsere schicken Latzhosen und neue Jacken.“
    „Entschuldigung, Frau Direktorin Hansen.“ Oskar konnte sich den Triumph in der Stimme nicht verkneifen. „Ich kann leider nicht bleiben, meine Mutter ist bereits auf dem Weg.“
    „Oh, wie schade!“ Die Heimleiterin lächelte Oskar an, doch ihre Augen waren eisig. „Ein paar Tage bei uns hätten dir sicher gutgetan.“ Sie wandte sich Zack zu: „Und deine Mutter sitzt bestimmt auch schon im Auto?“
    „Ja. Auf irgendeiner spanischen Landstraße“, grummelte Zack. „Sie ist im Urlaub.“
    „So ein Pech aber auch!“ Paloma Hansen seufzte theatralisch. „Aber freu dich doch. Solange kannst du auch Ferien machen – bei uns!“ Im Hintergrund kicherte Anderling leise. „So, genug gespaßt.“ Da war es wieder, dieses heisere Hyänenknurren. Oskar war erstaunt, wie schnell diese Frau ihren Tonfall ändern konnte. Gruselig! „Anderling, bringen Sie den jungen Mann nach dem Einkleiden ins Jungenhaus.“ An einen der Muskelmänner gerichtet fuhr sie fort: „Rocky, bitte beaufsichtigen Sie Oskar im Eingangsbereich, bis seine Mutter ihn abholen kommt.“
    Der Aufpasser packte Oskars Arm mit seiner massigen Pranke und zog ihn Richtung Ausgang. „Ich … tja, Mensch. Tschüs, Zack.“ Oskar wusste nicht, was er sagen sollte. Das alles war so unwirklich. „Keine Sorge, morgen holen wir dich hier raus. Bestimmt. Irgendwie.“
    Anderling schob Zack unsanft den Gang entlang. „Tschüs, Oskar!“, rief Zack. „Ich rechne mit dir! Morgen! Und dann zahlst du für das Eis.“
    „Morgen, mein Lieber“, raunte ihm Anderling ins Ohr, während sie ins Freie traten, „stehst du erstmal um sechs Uhr früh auf.“
    „Spinnt ihr, sogar Hansen hat gesagt, dass ich Ferien habe!“
    „Na klar, Freundchen. Ferien mit Labskaus-Frühdienst.“

Mittwoch, 22. Juli, 20.44 Uhr
    „Labskaus, das: traditionelles Seemannsgericht, typisch für die Küche in Norddeutschland und Skandinavien. Der Ursprung liegt im Dunkeln, die älteste bekannte Erwähnung stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. In seiner gängigsten Form werden für Labskaus Pökelfleisch, Rote Bete, Kartoffeln, Zwiebeln und Hering gekocht und zu einem Brei zerkleinert (gerade auf langen Seereisen litten viele Matrosen aufgrund von Vitamin-C-Mangel an
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