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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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Hellste? Ungern ließ sich unendlich viel Zeit mit der Antwort. „Im Gegenteil, gerade deswegen seid ihr hergekommen. Damit ich denke, ihr könnt selbst nicht die Täter sein“, sagte er schließlich. „Alter Trick, uralter Trick! Aber darauf falle ich nicht rein.“
    „So ein Quatsch!“, entfuhr es Zack.
    Tja, wenn Harro Ungern ehrlich zu sich selbst war, musste er Zack Recht geben. Einerseits. Andererseits hatte er bis jetzt schon keinen guten Tag gehabt. Am Vormittag hatte er eine Fahrradfahrerin gestellt, die in voller Fahrt auf dem Gehweg gefahren war. Gerade als er seinen Kugelschreiber zückte, um ihr einen Strafzettel auszustellen, trat sie plötzlich wieder in die Pedale und verschwand in Windeseile hinter der nächsten Ecke. Vor gut einer Stunde war dann die gesamte Belegschaft seines Reviers mit Blaulicht für einen Notfall ausgerückt – ein Banküberfall. Als Ungern in einen der Streifenwagen hatte springen wollen, hatte sein Chef ihn am Ärmel festgehalten. „Sie bleiben mit den beiden Auszubildenden hier und halten die Stellung!“, hatte er barsch befohlen. Missmutig war Ungern zurück ins Polizeigebäude getrottet. Nie kam er zum Zug!
    Schon die ganze Woche war mies gelaufen. So wie eigentlich seine gesamte Laufbahn als Polizist. Immer wenn Harro Ungern daran dachte, bekam er schlechte Laune. Es war allerhöchste Zeit für ein Erfolgserlebnis. Wenn er diese Jungs schon nicht überführen konnte, würde er ihnen wenigstens einen Denkzettel verpassen. Einfach um zu zeigen, dass er es konnte. Er sah die beiden düster an. „Im Moment kann ich euch nichts beweisen. Aber das wird sich ändern, also freut euch nicht zu früh.“
    „Können wir jetzt gehen?“, murrte Oskar. Der Beißer war verschwunden, vielleicht schwebte er sogar in Lebensgefahr. Und Zack würde riesigen Ärger mit den Besitzern bekommen. Die Haushälterin wusste schon Bescheid, der Polizist hatte vorhin bei ihr angerufen. Sie hatten also bereits ausreichend Probleme. Für den Beamten Ungern und seine aberwitzigen Theorien war heute kein Bedarf mehr.
    „Wenn ihr volljährig wärt, müsste ich euch jetzt in Untersuchungshaft sperren! Da habt ihr wirklich noch mal Glück gehabt.“
    Untersuchungshaft? Dieser Polizist war eindeutig nicht ganz dicht. Oskar hatte genug. „Also, können wir jetzt gehen?“, fragte er wieder.
    „Leider nicht“, sagte Ungern. „Meine Kollegen haben versucht, eure Eltern zu erreichen. Vergeblich. Und bei minderjährigen Tatverdächtigen ohne Erziehungsberechtigten greift Paragraf 834, Absatz 79 des Jugendaufsichtsgesetzbuchs, überarbeitete Auflage im Sinne des Bürgerschutzes!“
    „Aha. Und was steht da drin?“
    „Ganz einfach. Solange sich eure Eltern nicht um euch kümmern, muss das eben der Staat tun. Deswegen bringe ich euch jetzt ins Kinderbesserungsheim am Elbstrand.“
    Test Nr.: 02
    Mischung hergestellt am: 17. Juni
    Geheimhaltungsstufe: Extrem!
    Bemerkungen: Es besteht Lebensgefahr für Mensch und Tier!
    Zutaten: 2,5 l Wasser, 1,25 kg Kartoffelbrei, 750 g Rote Bete, 500 g Leberwurst, 1 Ei, Rollmops entfällt heute (selber gegessen)
    Säuregehalt (pH-Wert): 4,5
    Ausgebracht am: 20. Juni
    Besonderheiten: keine
    Ernte: 24. Juni
    Menge: 242 g
    Größe: durchschnittlich 3,5 mm Durchmesser
    Eigenschaften: süß-sauer, grau-blau, glitschig
    Laborversuch (Mäuse): entfällt, Mäuse zZt ausverkauft.
    Ergebnis des Selbstversuchs: heftiges Rülpsen (noch vom Rollmops?), 50 Meter Brust in 3 Minuten 30 Sekunden
    Dopingkontrolle: keine auffälligen Werte messbar

Mittwoch, 22. Juli, 17.38 Uhr
    Das Gittertor fiel mit metallischem Scheppern ins Schloss. Durch die Streben konnten Oskar und Zack eben noch erkennen, wie Polizeimeister Ungern breitbeinig zu seinem Streifenwagen marschierte und, kurz bevor er sich hinters Lenkrad klemmte, grinsend an seine Mütze tippte.
    „Der Typ sollte weniger Krimis gucken.“ Zack schüttelte den Kopf.
    Die Jungen sahen noch eine Weile dem Streifenwagen nach, selbst als der längst auf der schmalen Straße zwischen den Bäumen verschwunden war. „Sag mal, riechst du das?“, fragte Zack. Oskar nickte. Auch ihm war der ekelhafte Dunst aufgefallen, der schwer über dem Gelände lag. „Riecht irgendwie – nach totem Fisch“, befand Zack.
    „Willkommen am Elbstrand.“ Eine Stimme wie das Knurren einer heiseren Hyäne ließ die beiden herumfahren. Sie gehörte einer dürren Frau mit verkniffenem Mund und schmalen Augen in dunkelgrauem Jackett und knielangem Rock.
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